Seit Tagen liegt mir ein Beitrag auf der Zunge, der sich einfach nicht schreiben lässt. Weil jedes Wort überlegt gehört, jeder Satz dreimal verdreht gelesen werden kann.
Auslöser war eine Frage in einer Facebookgruppe, in der es wieder einmal darum ging, welcher Erziehungsansatz denn nun der richtige sei. Da fielen wieder alle Namen – von Pikler über AP bis hin zu artgerecht und unerzogen. Ja und hier und da auch Montessori und Waldorf.
Mich machen diese Diskussionen und Debatten ja oft wahnsinnig. Zum einen wird da Zeit damit verbracht etwas zu propagieren, was einfach nicht für alle passt und zum anderen hagelt es da Missverständnisse. Und außerdem muss man ja, um das eine zu beurteilen, das andere verurteilen.
Ich halte mich hier auf dem Blog immer sehr bedeckt, was meine Meinung zu AP, artgerecht und Co angeht. Ich will da nie ins Detail gehen, weil ich generell ungern über Dinge schreibe, die ich nicht lebe und nicht propagiere. Gleichzeitig will ich hier kein Piklerfest veranstalten, weil ich in meiner Arbeit als Familienbegleiterin einfach mit sämtlichen Ansätzen und Strömungen konfrontiert bin und diese auch achte und respektiere – so sie denn authentisch und achtsam gelebt werden. Natürlich hat alles mit Pikler begonnen, aber mein Weg ist ein weiterer und er beinhaltet einfach mehr als das.
Was ich nach all diesen Jahren in der Erziehung oder Nichterziehung – da wird ja schon über einzelne Wörter diskutiert – am wesentlichsten halte ist das Sehen und Kennenlernenwollen des eigenen Kindes. Das geht nur über eine gute Beobachtung und Offenheit, durch Neugier und die immer wieder neue Frage: Wer bist du? Was interessiert dich? Was beschäftigt dich? Das sind die Fragen, die ich meinen Kindern immer wieder schweigend stelle, wenn ich neben ihnen sitze und sie mein Programm im Fernseher sind. Fragen, die ich mir am Abend stelle, wenn sie schon längst schlafen. Fragen, die ich mir selbst stelle, wenn ich mal nicht so recht weiter weiß. Und das sind auch die Fragen, die ich meinem Mann im Zwiegespräch stelle. Und in all diesen Momenten ermöglichen sie das Gleiche: Beziehung, Kontakt, Nähe und Zuneigung. Weil sie Offenheit suggerieren und Interesse am Gegenüber. Viel mehr ist eigentlich nicht notwendig.
Vielleicht sollten wir viel öfter, wenn solche Diskussionen in irgendwelchen Gruppen und Foren auftauchen, das Internet ab- und das Kinderprogramm daheim aufdrehen. Und uns offen und wohlwollend dem widmen, was uns direkt umgibt und was das eigentliche Zentrum dieser Diskussionen ist: Das eigene Kind. Dann würden wir viel öfter alle mit unseren Kindern in Kontakt sein anstatt mit fremden Menschen im Netz.
Und so werde ich weiterhin nicht darüber debattieren, was ich tue oder nicht und warum ich es tue oder nicht. Und das tut mir gut.
Pingback: Mein sicherer Ort - Buntraum