Ich hab nix gegen Fußball. Also so ganz allgemein. Ich hänge jetzt keinem Verein an, ich renne nicht unbedingt jedes Wochenende ins Stadion. aber ich schaue mir schon auch mal ein gutes Spiel an. Und ja, ich sitze auch mal mit dem Sohn und seinen Freunden bei Stromausfall im Happelstadion und warte drauf, dass das Spiel losgeht.
Neulich spielte Barcelona in der Champions league gegen PSG Paris. Viertelfinale. Wer das Spiel gesehen hat oder darüber gelesen hat, weiß, dass es ein Desaster war. Das tut hier nix zur Sache. Aber ich wurde zur Halbzeit um kurz vor 10 mal wieder aufgeklärt darüber welcher Spieler wie und aus welchem Eck und… Was ich sagen will: Ich muss spät abends über Fußball reden.
Und ich mache das. Nicht immer ganz on top of my game. Aber ich bin da. Ich verstehe nur die Hälfte, aber ich versuche es. Zum Glück finde ich Fußball eben nicht ganz so abstoßend.
Aber! Das sagt einem ja auch keiner. Alle reden von den schlaflosen Nächten der süßen kleinen Babies. Von vollgekackten Windeln. Von der Trotzphase und Geschwisterstreit. Aber davon, dass Teenager erst nach 22 Uhr gesprächig werden, redet keiner.
Ich jedenfalls bemühe mich, auch um 22 Uhr offen für Gespräche zu bleiben. Denn diese Gespräche können manchmal das wertvollste sein, was wir in einer Woche reden. Also es geht dann schon auch mal um mehr als um Fußball. Aber um 16 Uhr muss ich mit keinem Thema zu ihm kommen. Da ist das Handy am Anschlag oder er ist gar nicht erst zu Hause. Morgens sehen wir beide aus wie Wäscheschleudern. Es bleibt nicht mehr viel Zeit mit so einem Teenager. Und das sagt einem keiner. Es behaupten immer alle, dass die gar nix reden. Aber das stimmt so nicht. Also hier nicht. Er ist eigentlich sehr zugänglich und ich bin unglaublich froh darüber. Ich kann mit ihm über vieles reden und es empfiehlt sich sehr jeden Frust erstmal abflauen zu lassen, bevor ich ihm den umhänge. Weil er auf Frust nur mit Abwehr und Zurückweisung oder Stille reagiert. Auf ein offenes Gespräch kann er sich einlassen.
Es ist ein ständiger Tanz um die richtigen Worte zur richtigen Zeit. Offen bleiben und auf ihn eingehen, versuchen zu verstehen, was er braucht und was gerade dran ist. Ich sage oft zu ihm: „Du bist das erste Kind, du bist unser Versuchskaninchen.“ Wir alle wissen, dass wir beim zweiten Kind schon entspannter auf gewisse Dinge reagieren, weil wir wissen…
Ich habe das Gefühl ich muss die Leine immer lockerer lassen, damit er dennoch immer wieder zu mir zurückkehrt. Wenn ich ziehe, zieht er. Wenn ich etwas nachgebe, kommt er auch wieder. Loslassen, um nicht zu verlieren.
Ich hätte ehrlich nicht gedacht, dass das mit 13 (und jetzt 14) schon so ein Thema ist. Aber ja, der große Bub ist groß geworden und wächst und geht hinaus in die Welt. Ist er nicht dafür noch zu klein? Ich muss mich ständig selbst hinterfragen und überprüfen. Was ist mir wichtig? Was will ich und was glaube ich, was ich wollen müsste? Weil ich doch erziehungsberechtigt bin. Es ist ein Miteinander und dafür müssen beide Seiten immer wieder an den Tisch. Da wird geredet und justiert. Regeln werden aufgestellt, die in zwei Wochen (oder übermorgen) wieder ausgedehnt werden. Bedenken werden geäußert und (hoffentlich) gehört. Dialog wird geführt. Und manchmal, da reden wir einfach nur über Fußball.