Unlängst hatte ich ein sehr intensives und langes Coaching. Drei Stunden lang ging es ans Eingemachte. Nach drei Jahren Therapie, Achtsamkeit und Meditation dachte ich ja, dass ich schon so viel an mir gearbeitet hätte, aber da habe ich gemerkt, dass mir noch etwas sehr Fundamentales fehlt. Und obwohl ich mit einer ganz anderen Fragestellung ins das Coaching hineingegangen bin, so bin ich durch eine ganz andere Tür ein Stück größer hinausgekommen. Drei Stunden lang haben wir ein wesentliches Thema beleuchtet, das mich seitdem nicht mehr los lässt. Die Selbstliebe.
Die letzten Tage habe ich meine Gedanken beobachtet und geschaut, was hinter ihnen steckt. Da rennt ja sehr schön von früh bis spät ein großartiger Plapperapparat ab. Ein Radio im Kopf, das uns ununterbrochen alte und neue Neuigkeiten erzählt. Meistens sind die neuen Neuigkeiten auch nur die alten, aber neu verpackt. Und dahinter steht (bei mir und bei vielen anderen) sehr häufig vor allem eines: Ich bin nicht genug.
Ich bin nicht gut genug.
Ich bin nicht intelligent genug.
Ich bin nicht mutig genug.
Ich bin nicht genug ausgebildet.
Ich bin nicht kreativ genug.
Ich bin nicht schön genug.
Ich bin vor allem als Mutter nicht genug. Nie genug.
Und auch wenn ich ein sehr wichtiges und gutes Buch zum Thema „Es ist genug, Mama“ geschrieben habe, so gibt es in mir noch immer und immer wieder das große Plappermaul, das sagt: Ich bin nicht gut genug. Das merke ich, wenn ich von der Arbeit gestresst bin und nicht schlafen kann. Wenn ich mir Gedanken mache über die Kinder. Wenn ich ins Grübeln abtauche über Dinge, die geschehen und längst vorbei sind. Mich sorge um Dinge, die passieren könnten, wenn… (meistens erst wenn dieser eine Sack Reis in China plötzlich umfällt). Wenn ich neidisch bin auf andere. Eifersüchtig. Oder unfassbar unzufrieden mit mir selbst und der Welt.
Hinter allem steckt ein Mangel an Selbstliebe, den viele von uns in sich tragen. Der, obwohl er ein Mangel ist und nichts wiegen dürfte, oft wie ein Felsbrocken auf unseren Herzen hockt und uns blockiert. Blockiert im Sein, im Tun und im Wagen. Blockiert im Glauben an uns selbst und daran, dass wir so viel mehr schaffen und schaffen können.
Dieser Mangel ist entstanden, weil wir als Kinder alle oft gehört haben, was wir nicht gut machen. Ich war meist zu stur, zu sensibel, zu schüchtern. Mir hat aber nie jemand gesagt, was ich gut bin. Und das hat niemand böse gemeint. Selbst meine Großtante, die mich über alles geliebt hat, sagte liebevoll, ich sei zu dünn. Alles, was wir zu wenig sind, führt zu diesem „Nicht-genug“ Denken. Und wenn wir weiter blicken, so sind unsere Eltern oft die Kinder der Kriegskinder. Generationen, in denen es darum ging stark zu sein, nicht zu jammern und zu tun, was zu tun ist. Unsere Eltern haben oft nicht mal genug Liebe erhalten, geschweige denn genug Selbstliebe entwickeln können. Wir konnten sie uns dann anders erziehen?
Wir haben hier jetzt die große Chance. Wir können nicht nur uns aus diesem Mangel in die Fülle katapultieren, wir können auch Kinder ins Leben begleiten, die voller Selbstliebe und Selbstvertrauen sind. Die mutig und selbstsicher ihre Wege gehen und auf dieser von Neid und Gier und Machtsucht regierten Welt einen besseren Ort zu machen. Aber wir können das nur, indem wir es ihnen auch vorl(i)eben.
Deshalb lade ich dich heute hier ein dir selbst einmal zu sagen, wie wertvoll und liebevoll du bist. Genau so, wie du bist. Ohne dazu etwas sein oder tun zu müssen.
„Ich bin es wert, geliebt zu werden.“
Und du bist es auch. Und du auch.
Hier drin steckt die große Kraft uns selbst ein Stück zu heilen und unsere Kinder zu stärken. Wenn es das nicht wert ist, was dann?
Passend zum Thema mein Buch „Es ist genug, Mama“ für alle Mütter, die viel zu oft hadern mit sich und ihrer Rolle und dem „Gut genug sein“.