Ich hol mir meinen Tag

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Seit Weihnachten habe ich Zahnweh. Keine Sorge, ich war inzwischen beim Zahnarzt. Das erste Mal am 1. Jänner. Das letzte Mal letzte Woche. Und dazwischen gefühlt 87 Mal. Wurzelbehandlung in 4 Teilen. Ein Traum, vor allem für eine Zahnphobikerin wie mich.

Aber so richtig wollten die Zahnschmerzen einfach nicht verschwinden. Dazwischen Zahnschmerz auf Grund einer Erkältung, der dann nach selbiger wieder verschwand und Zahnfleischentzündungen von den vielen Behandlungen, die andere Zähne aufschreien ließen. Mittlerweile spüre ich Zahnschmerz da, wo keiner ist. Demnächst vermutlich im Fuß.

Und so sehen derzeit meine Nächte aus. Ich wache auf und der erste Check geht in den Mund. Tut was weh? Immernoch? Wieder? Und wer solch hypochondrischen Anfälle kennt, der weiß, dass das nachts leicht verstärkt auftritt. Dann kommen Gedanken an die letzten Behandlungen und an mögliche weitere. Panik. Schlaf? Zum Vergessen.

Heute war so eine Nacht. Dabei hatte ich gar kein Zahnweh. Ja gut, der Kiefer ist noch beleidigt von den 4 Wurzelbehandlungen und rumort immer mal wieder, aber eigentlich kaum erwähnenswert. Dennoch… Und so wache ich dann auf. Grummelstimmung. Wenn ich aufwache ist die Welt nämlich trübe, grau und voller Panik. Mein Blutdruck schießt in die Höhe, gleichzeitig lähmt mich der vermeintliche Stress, der nur in meinem Kopf existiert. Herz beruhigen, sagt die Therapeutin. Das versuche ich. Dankbarkeit und Fokus auf Freude, sagt die Coachin. Auch das will ich ausprobieren. Es ist schwer. Es fühlt sich an wie das Wegschieben eines alten, vollgerümpelten Kleiderschrankes, der längst ausgemistet gehört. Die Gedanken schweifen immer wieder ab. Zurück in die Dunkelheit. Bis die Zeit um ist und ich aufstehen muss. Unter der Dusche erwache ich langsam aus der Dunkelheit. Ich spüre die Müdigkeit und kurz fallen die Schultern. Das wird ein fieser Tag, schiebt sich ein grauer Gedanke in meinen Kopf. Aber ich hab ihn erwischt, nehme ihn und spüle ihn hinunter in den Abfluß zu meinen Füßen. Diesen Tag hole ich mir. Der gehört mir. Nur weil da bissl Schlaf fehlt, ist der Tag noch nicht verloren. Duschhebel auf kalt und los geht’s.

Und dann geht alles seinen Gang. Ich schmiere die Brote für die Kinder. Wecke eines nach dem anderen, kuschle müde Köpfe wach, wickle Kuscheldecken um frierende Beine am Frühstückstisch, koche Brei und frage beim Großen mittendrin immer wieder ein paar lose Vokabeln ab. Pünktlich verlassen wir das Haus. Eines geht allein in die Schule, das andere liefere ich ab, dann den Kleinsten im Kindergarten. Beim Abgeben sehe ich die ersten Schneeglückchen (Ein Verschreiber, der mir unfassbar gut gefällt, deshalb lasse ich ihn) und lächle. Dieser Tag gehört mir. Ich stülpe mir die Kopfhörer über und spiele mir meine Tanzliste ins Ohr. Dann düse ich mit dem Roller heim. Dabei tanze ich, im Kopf natürlich. Da, wo heute Nacht Zahnweh die Bühne rocken wollte. Zu unrecht. Den Zähnen geht es gut. Und mir auch.

Habt einen schönen Tag, Ihr Lieben!

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. annette

    …schneeglückchen….das ist so schön und das behalte ich mir…dankeschön
    herzlichst
    annette

  2. Micha

    Das mit den Zähnen kenne ich nur zu gut. Wollte ich am liebsten auch erst mal ignorieren und bin jetzt mitten im Wurzelbehandlungsreigen. Zum Glück ist es ja das Schönste, wenn der Schmerz dann endlich nachlässt. Und das Wort „Schneeglückchen“ passt ja wirklich ganz wunderbar!

    Alles Liebe, Micha

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