5 Schritte, wie wir schwierige Phasen durchschiffen können

You are currently viewing 5 Schritte, wie wir schwierige Phasen durchschiffen können

Die Osterferien waren, sagen wir mal gelinde ausgedrückt, anstrengend und mühsam. Eigentlich fing es schon vorher an, die Tage vor den Ferien waren eher zermürbend, die Dynamik in der Familie wirklich sehr verfahren. Ich hatte Hoffnung, dass die Ferien und etwas Wir-Zeit das alles richten würden. Doch im Gegenteil, irgendwie haben die Ferien alles noch etwas mehr durchgerüttelt. Irgendwann mittendrin sah ich den Liepsten an und sagte „Du fehlst mir.“ Weil ich das Gefühl hatte, ihn schon ewig nicht mehr „gesehen“ zu haben, kein Gespräch geführt zu haben, weil immer irgendwo ein Kind was wollte, an uns klebte, auf einem anderen saß, schrie, sich zwei stritten, eines heulte… Es war wie verhext.

Und heute, einen Tag nach den Ferien, sitze ich zum ersten Mal wieder hier und habe das Gefühl, dass sich alles richtet. Dass alles „wieder gut“ wird, wir wieder zur Ruhe finden. Ein Sturm durchsegelt? Das sind die Dinge, die uns helfen solche Krisen zu überwinden.

  1. Anerkennen, dass wir eine Krise haben. 
    Das ist ja für mich nicht immer leicht. Ich bin doch diese Bloggerin, die immer so weise und klug daher schreibt. Die so vieles weiß und sicher immer alles richtig macht. Ich versuche ja schon immer wieder die Realität zu zeigen, dennoch ist oft mein Anspruch an mich selbst sehr hoch. Und ich ertappe mich oft genug dabei zu denken: „Hey, wie kannst Du denn so versagen, Du weißt doch, wie es anders und besser und richtig geht.“ Und dann muss ich mich selbst ermahnen und mich erinnern, dass ich ja auch nur ein Mensch bin und stetig wachse.
    Einfach mal zu sagen: „Boah, drei Kinder sind wirklich anstrengend.“ oder „Solche Phasen und Momente sind der Grund, warum ich ursprünglich ahnte, dass mir drei Kinder zu viel sind.“ hat mir in letzter Zeit wirklich geholfen. Diese pure innere Akzeptanz auch und vor allem anderen gegenüber, dass es jetzt gerade verdammt schwer ist. Mir selbst und anderen nichts vorzumachen und einfach einzugestehen, wie schwer es gerade ist. Das kann uns helfen. Aber nur dann, wenn wir es nicht stets und ständig in Dauerschleife sagen und alles andere daran festhängen, denn dann wird alles anstrengend, weil wir es uns einreden und an nichts anderes mehr glauben. Einfacher ist das, wenn wir dann, wenn alles ganz gut läuft und sich rund anfühlt, zu sagen wagen: „Es ist grad wirklich wunderschön. Wir haben gerade eine wirklich schöne Zeit.“ Diese dankbar anzuenhemn und uns vor Augen zu halten, weil wir wissen, dass es Momente gibt, die anders laufen. Das führt dazu, dass wir sowohl das eine als auch das andere besser annehmen können.
  2. Zurückspulen
    Eine wichtige Frage, die ich mir oft stelle, ist: Wann fing das an so schwierig zu sein? Wann hat Frau Klein angefangen nur noch in Babysprache zu reden und permanent alles abzulehnen? Wann hat Herr Klein angefangen wie ein Rumpelstielzchen durch die Wohnung zu stapfen? Wann hat Miniklein begonnen wieder vermehrt an uns zu hängen? Was können Auslöser gewesen sein? Hilfreich ist das wirklich, wenn ich das mit dem Liepsten mache. Wir sehen beide unterschiedliche Dinge. Und können dann das eine und das andere abwägen. Die letzten Tage habe ich immer geglaubt Frau Klein hätte mal wieder typische Eifersuchtsängste wegen Miniklein. Das wunderte mich, weil sie das letztes Jahr schon stark hatte und sich das Anfang diesen Jahres gelegt hatte, aber er bekam es vermehrt von ihr ab, also sah ich ihn als Auslöser. Beim Zurückspulen und Betrachten von Situationen in der letzen Zeit fiel uns aber auf, dass Herr Klein mehr Zeit mit seinen Freunden und weniger mit ihr verbrachte. Dass sie oft wütend im Raum stand und schrie „Ich will auch wo anklopfen gehen!“ weil er abgezischt war zu Nachbarskindern. So war sie gar nicht eifersüchtig auf uns und Miniklein, sondern wütend, weil ihr Verbündeter, ihr Freund und Vertrauter, ihre Konstante hier im Gefüge, ihr großer Bruder, abhanden gekommen war. Und natürlich bekam Miniklein das zu spüren, er war halt einziges wehrloses Opfer. Diese Erkenntnis half mir heute ganz anders mit ihr umzugehen. Weil ich sehen und verstehen konnte, wie es ihr ging.
  3. Zuversicht in jeden neuen Tag
    Was ich ganz wichtig finde ist diese Zuversicht. Sie gelingt mir zwar oft erst nach einem oder zwei Tassen Kaffee, aber ich finde es wichtig, dass wir den Kindern immer wieder das Gefühl geben, dass wir Vertrauen in sie haben und wissen, dass sie ja nicht morgens aufwachen und denken: Heute mache ich meinen Eltern das Leben schwer. Und dass auch sie solche Phasen überstehen und es diesen Tag geben wird, an dem wir wieder besser zueinander finden. Weil wir Eltern klarer sehen, weil die Sonne scheint, weil sie drei Minuten länger als sonst geschlafen haben, weil weil weil. Manchmal verschieben sich Dinge von ganz allein, manchmal brauchen sie einen kleinen Ruck von uns. Und manchmal ist es eine Mischung aus allem. Aber nur, wenn wir positiv und zuversichtlich in den neuen Tag starten, geben wir ihm und uns allen die Chance, anders und besser zu werden.
  4. Struktur
    Unweigerlich trägt Struktur bei uns dazu bei, dass es uns allen besser geht. Wenn die Tage klaren Fokus haben, die Kinder genau wissen, was wann geschieht. Es wenig Spielraum für Diskussionen gibt. In den Ferien wurden ständig die Bettgehzeiten ausgereizt, wir haben das geschehen lassen, was zu Schlafmangel führte, weil unsere Kinder selten ausschlafen. Egal wie spät es wird. Wir hatten selbst – vor allem auch wetterbedingt – wenig Pläne und keine Motivation für Großes.
    Wir haben dann oft für uns selbst viel vor und sind frustriert, wenn das alles keinen Raum und keine Zeit findet. Oder wir wenig Energie übrig haben, weil die Kinder so viel aus uns saugen. Weil solche Krisen Kraft kosten. Die letzten zwei Abende waren zwar schwer zu akzeptieren für die Kinder, weil sie plötzlich wieder in die Routine gelenkt wurden, obwohl es noch hell draußen ist, aber letztendlich bin ich da klarer und sie spüren, was geht und was nicht. Das tut ihnen gut und erspart mir vieles. An normalen Alltagstagen ist klar, wer wann arbeitet und wann nicht. Die Kinder können sich da besser drauf einstellen. An freien Wochenend- und Ferientagen wissen sie ja nicht, was ich wieder für Vorstellungen von Zeit für mich habe. Und je mehr sie nach mir suchen, je mehr ich mich dann zurückziehe, umso mehr fordern sie mich vehement ein. Ein Kreislauf, den wir uns ersparen können, wenn es von uns klar vorgegeben ist, was wer wann macht und vor hat.
  5. Achtsamkeit 
    Ich finde es immer wieder faszinierend wie groß der Einfluss von Achtsamkeit auf solche Phasen und das Verhalten aller ist. Heute war ich beim Vorgespräch für den MBSR Kurs, den ich im Mai beginne. Dadurch rückt das Thema Achtsamkeit gerade wieder sehr in den Vordergrund und ich habe mich heute endlich wieder einmal mehrmals am Tag erinnert achtsamer, aufmerksamer und vor allem laaaaangsamer zu sein. In letzter Zeit war ich hektisch, gestresst, genervt und ach so vieles mehr. Heute, an diesem Tag, an dem der Liepste im Büro ist und ich von vornherein wusste, dass ich nicht viel arbeiten könnte, da war ich also viel ruhiger und klarer bei den Dingen, die ich tun konnte. Und vor allem bei Miniklein. Ich habe mir den Tag genau durchgeplant und strukturiert (Struktur!!!), ich habe mich auf die Kinder eingelassen (wobei mir das Zurückspulen gestern Abend und die entsprechenden Erkenntnisse sehr halfen) und konnte so viel präsenter sein. Ich freue mich sehr auf den MBSR Kurs. Das Thema Achtsamkeit ist für mich schon lange ein großes, ich glaube, dass viel darin steckt, was das Leben ungemein bereichert. Es ist so paradox, dass wir als Eltern oft glauben, dass wir ja keine Zeit haben für Meditationen und solche Dinge. Obwohl doch Achtsamkeit genau das ist, was uns im Alltag mit den Kindern helfen kann und diesen so viel entspannter werden lassen kann, was dazu führt, dass wir auch Zeit und Energie für Meditationen oder was auch immer haben. Denn letztendlich ist Achtsamkeit ja nicht nur das Sitzen und Meditieren, es ist viel mehr und deshalb eigentlich im Alltag mit Kindern so übersetzbar. Schließlich war es ja heute auch keine Meditation, die mir geholfen hat, sondern die kleinen achtsamen Momente im Alltag, das genaue Hinschauen auf die Kinder, das Zuhören dessen, was sie erzählen, das geduldige Zeit nehmen. Vielleicht auch der Tagesbeginn, an dem ich beschlossen habe, meinen Kursbeginn für den Kurs „Lebenskönigin“ um zwei Wochen nach hinten zu verschieben, weil ich mich sonst selbst unfassbar stresse und mir und uns das nicht gut tut. Und letztendlich war es das kurze aber wieder sehr zur-Ruhe-bringende Gespräch über den Kurs (danke Martin!).

Tja, und so bin ich heute zuversichtlich, achtsam, zufrieden und ein Stück weit entspannter. Und anstatt jetzt noch etwas zu arbeiten, werde ich den Laptop schließen, zu einem Treffen zur Nachbarin gehen und dort ein Glas Rotwein trinken. Ich werde den guten Tag gut ausklingen lassen und mich auf den morgigen freuen. Vor uns liegen sicher noch viele Krisen, diese hier ist bestimmt noch nicht voll überwunden, aber ein guter Schritt ist getan und das macht mich glücklich. Drei Kinder sind anstrengend. Immer wieder. Aber sie sind eine Bereicherung und das pure Glück, das ich nicht missen möchte. Dafür bin ich unfassbar dankbar.

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Hannah

    Danke! Der Text kam heute genau am richtigen Tag. Und morgen starte ich wieder neu mit mehr Geduld, Gelassenheit und Struktur..

  2. Marion

    Liebe Nadine, dieser Text hat mir zu innerer Ruhe verholfen. Danke!!!!!

    1. buntraum

      Das freut mich sehr, liebe Marion! Danke und Liebe Grüße!

  3. Carla

    Ich finde es sehr mutig, wie ehrlich du bist! Dass du darüber schreibst, wie ungeduldig du manchmal bist und wie schwer es dir teilweise mit den Kindern fällt. Und dass, wie du ja auch sagst, obwohl du ja eigentlich eine Expertin bist und weißt, wie es „perfekt“ laufen sollte.
    Aber wir sind eben alle nur Menschen und in der eigenen Familie umso mehr. Danke, dass du das von dir preisgibst!

    1. buntraum

      Danke, liebe Carla.
      Es ist mir wichtig hier kein falsches Bild zu zeichnen, von dem andere nur denken: Wow, die macht das alles so toll, wieso kann ich das nicht? Ich will lieber authentisch sein, auch wenn das nicht immer leicht ist. Liebe Grüße!

Schreibe einen Kommentar