Geflickt und zugenäht – ein Herzensprojekt

IMG_5117Wer mir auf den sozialen Medien folgt, hat wohl hin und wieder schon ein oder zwei Bilder gesehen, die ich für das Klein’sche Herzbuch gemalt habe. Und immer wieder kamen Fragen, was ich da mache und wie genau das aussieht. Heute möchte ich Euch das fertige Exemplar vorstellen.

Aufhänger war die Polypen OP im Februar. Da bekam Herr Klein vom Krankenhaus schon bei der Voruntersuchung ein Buch über den Hasen Moritz, der eine Polypen- und MandelOP hat.

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Das hat Herr Klein zu unserem Leidwesen verschlungen. Tag für Tag. Immer und immer wieder musste ich die Geschichte vom Hasen Moritz lesen. Egal wie unschön ich das Buch fand: ich erkannte, wie wichtig Bücher bei der Verarbeitung von Ereignissen sind. Wir hatten nur ein Krankenhausbuch. Aber das war recht allgemein gehalten und schon sehr ausgelesen. So eine Herz OP ist ja doch etwas größeres, einschneidenderes. Das wird uns immer mehr bewusst und die Verarbeitung dieser ist für uns alle noch längst nicht abgeschlossen. Auch das war eine schwere Erkenntnis der letzten Wochen und Monate. Und so beschloss ich für Herrn Klein sein ganz eigenes Herzbuch über seine Herzgeschichte zu gestalten. Es sollte nicht nur Text, sondern auch Bilder enthalten. Aber nicht nur bunte Häschenbilder (Ihr seht, ich bin wirklich von Hase Moritz geschädigt), sondern auch echte, realistische Bilder. So dass das Buch auch dann interessant ist, wenn er etwas älter wird, mehr versteht und vielleicht noch mehr fragt.

Die Arbeit am Cover war noch leicht. Dann begann ich ein Storyboard und überlegt, welche einzelnen Schritte ich wie darstellen wollte. Letztendlich wurden es 12 Seiten von Geburt über Erstuntersuchung, Diagnosestellung, Medikamente, Einzug ins Krankenhaus, OP, Intensivstation bis hin zur Entlassung.

Grundlage jeder einzelnen Seite war eine Collage aus entsprechenden Befunden. Davon haben wir ja unzählige. Mir war das wichtig, weil es einfach mit drinstecken sollte, aber nicht als Text, den niemand liest. Dabei habe ich natürlich selbst viel wieder nachgelesen. Das war schon recht emotional.

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Das wurde dann übermalt und gewisse, sehr wesentliche Stellen sichtbar gelassen.

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Einige Dinge haben ich auch erst oben drauf geklebt, auf die Farbe. Das ergab einen netten Effekt. Und dann habe ich meistens etwas zu dem Thema der Seite passendes gemalt und ein paar Zeilen geschrieben.

IMG_4681Ich wollte mit den Diagnosen und allem sehr realistisch und ehrlich sein. Hier habe ich ihm ein EKG gemalt. Die EKG Linien sind von ihm, aus seinem Befund kopiert.

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Aber auch die Herzfehler an sich wollte ich am echten Herzen darstellen. Dennoch die spielerische Herzform integrieren.

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Hin und wieder habe ich alte Erinnerungsstücke eingebaut, wie die Papiertüte, in der wir immer die Medikamentkapseln aus der Apotheke bekommen haben.

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Oder das Stück Stoff, aus dem ihm ein kleines Stück auf das Loch im Herzen genäht wurde (was uns die Ärztin heimlich aus dem OP mitgebracht hat). Oder so ein Pflaster, wie er nach der OP auf der Haut hatte, weil die obere Hautschicht nicht genäht, sondern nur geklebt wurde. Wo heute seine Narbe sitzt.

Es ist also ein bisschen unheimlich. Aber immerhin hat er all das erlebt und ich möchte damit eben so offen und ehrlich umgehen. Wenn er Fragen hat, möchte ich ihn nicht mit „Jetzt ist alles gut.“ abfertigen.

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IMG_5149Die letzte Seite habe ich dann aber doch eher bunt und fröhlich gestaltet.

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Aber Ende habe ich das Buch mit Metallösen gelocht und mit Heftringen gebunden. So lag es auf dem Geburtstagstisch und so steht es nun im Regal. Er hat es einmal schnell durchgeblättert und dann sofort zur Seite gelegt. Das ist ok. Wann er bereit ist es anzuschauen, ist seine Entscheidung. Aber er weiß, dass es existiert und er kann es jederzeit nehmen. Und für mich und uns? Ja, es war eine sehr wichtige Auseinandersetzung mit dem Thema. Fast täglich habe ich an dem Buch gearbeitet und mich mit allen Schritten dieser damals schweren Zeit beschäftigt. Habe mit dem Liepsten besprochen, was wir wie ins Buch einbauen, aber auch, woran wir uns erinnern und wie es uns damit geht. Es hat viel gemacht und gezeigt, was da alles noch unangetastet und unverarbeitet offen ist. Vielleicht kann das Buch auch uns helfen das ein wenig zu flicken und zuzunähen.

 

 

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Ich war schon sehr gespannt darauf wie es wohl werden wird. Und ich finde Du hast da wirklich was ganz wunderbares fertig gebracht. Für Euch alle. Es kommt sicher der Tag da wird er es rausholen und dann wird es gut sein. Und vermutlich hat es auch Dir geholfen das alles nochmal bewusst durchzumachen. meine Kinder waren zum Glück ja nie wirklich krank und ich erahne es nur, was man als Eltern da durchmacht. Aber sicher gibt es da Zeiten wo man einfach nur funktioniert und handelt und sicherlich hat man danach auch Aufarbeitungsbedarf.
    Allein Deine Idee dieses Buch zu machen, finde ich großartig und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass das Buch auch anderen helfen könnte…
    Herzliche Grüße
    Tanja

  2. rage

    ich kanns nicht genug erwähnen: eine wunderschöne idee und noch grossartigere umsetzung!

    mein jüngster hatte diesen ventrikelseptumdefekt auch, er wuchs aber von selbst zu. weil er aber eine nabelinfektion hatte bei der geburt und zwei wochen im spital bleiben musste, ging das irgendwie völlig unter bei uns, wobei die ärzte auch nicht auf panik machten, sondern auf: beobachten wir das mal. ich erinnere mich aber, das der arzt mann hiess und aussah wie direkt aus den buddenbrooks. feiner kerl.

  3. Meeresrauschen

    Das ist ein wunderschönes Buch geworden. Ich glaube, dass auch für dich die Arbeit sehr wichtig war. Und für deinen Sohn wird die Zeit kommen, dass er es interessiert und nachdenklich durchblättert. Im Moment sind wohl einfach Häschen ansprechender ;-)
    Ich bin völlig baff, dass ein Stück Stoff auf das Loch genäht wird?! Unglaublich.
    Viele liebe Grüße und alles Gute,
    Kathrin

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