Giraffe Gilda für Herzkinder

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Heute ist Tag des herzkranken Kindes. Während ich diesen Tag früher nie kannte, bin ich heute sehr froh, dass es ihn gibt. Denn Herzkinder werden immer wieder geboren. Fehlstellungen des Herzens kommen vor, auch wenn die Ursachen selten begründet sind. 

Herzkinder und ihre Eltern durchlaufen oft ab Diagnosestellung eine schwere Zeit. Die Eltern noch mehr, als die Kinder selbst. Sorgen, Ängste und Fragen umkreisen sie tagtäglich. Ihre Kinder werden manchmal schon nach wenigen Stunden, manchmal erst nach ein paar Monaten und manchmal mehrmals im kleinen Kinderleben am offenen Herzen operiert. Dazu kommen regelmässige Untersuchungen, Medikamentengaben und genaue Beobachtungen und Messung der Herzaktivitäten auch über Nacht daheim.

Dennoch sind die Kinder nach außen meistens gesund. Sie wirken nicht beeinträchtigt, man sieht ihnen ihre Defizite nicht sofort an. Unterstützung müssen sich die Eltern meist selbst suchen. Sei es bei der Suche nach Pflege, nach finanzieller Unterstützung oder auch psychisch.

Es ist eben kein normales Leben, das Eltern mit einem Herzkind führen. Vor der Operation nicht. Und danach auch nicht.

In dem Bericht des ORF über ein Herzkind, sagt die Mutter des Kindes: „Erwachsene können nach der (Herz)Operation auf eine Reha gehen. Für Kinder gibt es diese Möglichkeit nicht.“ Und genau da sehe ich auch das Problem. Eine Operation im frühen Säuglings- oder Kindesalter geht nicht spurlos an einem Kind vorüber. Auch wenn nicht immer von einem Trauma geredet werden muss, so hinterlässt eine Operation in einer Zeit, in der die Sinne und Wahrnehmung sich rasant entwickeln, ihre Spuren. Und diese sind nicht immer sofort, aber im Laufe der Jahre spürbar. Im Kontakt mit anderen Herzeltern wurde mir das bestätigt. Nicht nur haben die Kinder oft nach der Operation eine sehr ausgeprägte Ärztephobie und lassen sich nur schwer oder kaum untersuchen. Sie werden später aggressiv oder sehr zurückhaltend, sobald eine Untersuchung näher rückt. Sie spüren Gedanken, Gefühle und Gerüche wieder, die ihnen irgendwo im Unterbewusstsein hängen geblieben sind und drücken ihren Unmut darüber auf ihre Weise nun auf. Eltern sind ratlos und auch selbst nicht selten noch von den Erlebnissen und Erfahrungen beeinträchtigt. Es dauert auch oft eine Weile, bis sie verstehen, warum ihre Kinder gerade jetzt so reagieren.

Was es braucht, ist eine Aufarbeitung für die gesamte Familie, aber vor allem für die Kinder, denn sie können sich eben oft nicht so ausdrücken, wie es Eltern können.

Ich habe für Herrn Klein ein Herzbuch gestaltet, um ihm einen Zugang zu geben und die Möglichkeit, sich mit der Thematik auseinander zu setzen. Nun möchte ich, dass mehrere Kinder diese Möglichkeit haben. Dafür habe ich nun begonnen, ein Herzbuch für alle Kinder zu gestalten. Giraffe Gilda.

Giraffe Gilda hat ein Loch im Herzen und muss operiert werden. Sie begegnet im Krankenhaus anderen Giraffenkindern mit ganz verschiedenen Herzfehlern. Sie alle erleben ähnliche Untersuchungen wie eben den Herzultraschall, ein EKG, Blutdruckmessungen. Das Alltägliche, was Herzkinder kennen und immer wieder erleben. Sie können sich so mit Giraffe Gilda identifizieren und miterleben. Durch das Buch sollen sie aber eben auch die Möglichkeit bekommen gemeinsam mit ihren Eltern Fragen zu besprechen und die Erlebnisse gemeinsam zu verarbeiten. Denn das wünsche ich allen Herzkindern.

 

Dieser Beitrag hat 10 Kommentare

  1. Ramona

    Hast du eine Giraffe genommen, weil sie das größte Herz unter allen Tieren haben?

    Ein tolles Projekt!

  2. Ich finde die Idee sehr schön und hoffe, dass das Buch vielen Kindern helfen wird.
    Ich verstehe allerdings nicht, warum du die Geschichte anhand einer Giraffe erzählen möchtest. Hattest du nicht geschrieben, dass du die bunten Häschenbilder das Mandel-OP-Häschens Moritz nicht schön findest? Deswegen hattest du doch das realistische Buch für deinen Sohn kreiert.
    Aber keine Angst. Ich finde deine Illustration wunderschön und das werden auch viele Kinder so finden.
    Viele Grüße,
    Kathrin

    1. buntraum

      Liebe Kathrin, dass ich Hase Moritz doof fand, lag an den Illustrationen an sich. Nicht am Hasen selbst. Kinder mögen Figuren, mit denen sie sich identifizieren können. Krankenhausbücher gibt es genug, aber mit einer Figur, die ein Erlebnis hat wie die Kinder selbst, können sie mehr anfangen. Deshalb gibt es Gilda :) Bei Herrn Kleins Buch habe ich darauf verzichtet, weil es seine ganz persönliche Geschichte ist und Fotos von ihm auch drin sind. Das wollte ich bei ihm belassen und niemanden neu erfinden. Danke Dir und liebe Grüße, Nadine

      1. Aha, alles klar. Ich hatte gedacht, dass du es blöd findest, dass Tiere die Geschichte nachempfinden. Aber das hat sich ja jetzt erklärt. Danke für deine Antwort und viele Grüße, Kathrin

  3. G.

    Eine ganz bezaubernde Buchidee!
    Ich bin nicht betroffen, aber finde es wichtig das es aufgegriffen wird.
    Danke Dir sehr!

  4. al

    hallo nadine!

    tolle idee!
    die bücher, die es ‚am markt‘ gibt zu dieser thematik hab ich zwar alle (glaube ich zumindest), sagen mir aber nicht so ganz zu.
    bin betroffene mutter und schon gespannt wie dein buch wird!
    alles liebe!
    al

  5. al

    …..ich frag mal leise nach, wie es mittlerweile mit gilda weiter gegangen ist?! ; )

    1. buntraum

      ich bin gerade dabei es für startnext aufzubereiten damit es im frühjahr erscheinen kann…

  6. Isa

    Gibt es dieses Buch zu kaufen? Danke

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