Eigentlich hat man’s beim zweiten Kind ja einfach, als Vater seinen Platz zu finden – der ist recht klar vorgegeben. Wo es beim ersten Kind noch einige Zeit brauchte, bis mann (der ja keine Brüste hat) sich klar ist, was man mit dem neuen kleinen Wesen eigentlich anfangen kann, ist es beim zweiten Kind doch recht eindeutig: der Frau (und dem Neuankömmling) den Rücken freihalten, während die beiden die ersten Schritte in die neue Zweisamkeit machen – indem mann sich um so intensiver mit dem Erstgeborenen befasst. Gemeinsame Ausfüge auf den Spielplatz, Zoobesuche, bei denen man am Eingang schon mit Namen begrüsst wird (man ist ja fast jede Woche da), Radtouren – alles, um Mutter und Baby erst mal Zeit zu geben, indem man Kind 1 aus der Sache mal raushält, bis sich die Wogen geglättet haben.
Wenn da nicht das Wickeln wäre. Eine einmalige Chance, dem fremden Wesen näherzukommen, ohne dafür gewisse physiologische Voraussetzungen erfüllen zu müssen, die mann nun mal beim besten Willen nicht erfüllen kann, egal was die Motivationspsychologen sagen. Um ein Baby zu wickeln, braucht man eigentlich nur 2 Hände, eine Windel, und ein paar Feuchttücher. Sounds like something I can do!
Wenn du andere Dinge im Kopf hast und mit mir spielen willst, dann spiele ich eine Zeit lang mit dir – hole dich aber dann wieder zurück in die Situation, wegen der wir uns hier getroffen haben. Das wichtigste ist aber, dass ich es schaffe, wirklich in der Situation bei dir zu sein. Und zu bleiben. Dass ich es schaffe, den laufenden Kommentar in meinem Kopf abzustellen, die Gedanken an die Arbeit, die Freunde, mit denen ich mich schon zu lange nicht getroffen habe, oder auch die Küche, die eigentlich aufgeräumt werden sollte. All diese Dinge haben in diesem Moment keinen Platz – dieser Moment gehört nur uns. Wenn ich das schaffe, dann sind wir auf dem besten Weg, uns über diese Pflegesituation eine Beziehung aufzubauen, uns genau kennenzulernen. Du lernst die Abläufe kennen, weisst genau, wann ich was tun werde, und hilfst mir dabei. Ich kenne deine Scherze schon. Und Du meine. Ich weiss, was du mir sagen willst, verstehe, was du mir mit deinen deine Gesten (und später auch Worten) sagen willst. Ich gehe auf dein Spiel ein, bis ich merke, dass wir zu weit abdriften – dann hole ich dich und mich in die Situation zurück.
Hach, sehr schön geschrieben. Ich glaube ich druck das mal aus und gebe es nachher meinem Mann zum Lesen!
LG, Micha
Wunderbar und soo Pikler :-)
Hier hat der Mann das Ins-Bett-Bringen des Babies übernommen. Und er kann es viel besser als ich.