Die Karenz oder Elternzeit ist für viele etwas sehr Besonderes und Wertvolles. So lange mit dem Kind daheim sein zu können, es in der Zeit des größten Wachstums und der vielfältigen Entwicklungsschritte so nah wie möglich begleiten zu können, erleben viele als Geschenk. Gleichzeitig ist es eine große Herausforderung und von Anstrengung begleitet. Denn den ganzen Tag plötzlich wie ferngesteuert oder fremdbestimmt zu sein, empfinden viele Mütter als energieraubend. Ruhepausen gibt es wenige.
„Ich möchte ja nur mal 5 Minuten Pause.“ klagen Mütter immer wieder. „Ich kann mich nicht einmal hinsetzen und ausruhen, schon soll ich wieder spielen.“ In meinen Kontakten mit Eltern erlebe ich diese Erschöpfung der Kindesbespassung, wie sie es oft nennen, sehr oft. Und jetzt, wo ich mit allen drei Kindern ferienbedingt daheim bin, erlebe ich selbst wieder solche Phasen und muss mich immer wieder erinnern, mich da gut abzugrenzen und auf mich selbst nicht zu vergessen. Meine 5 Wege, das zu tun, habe ich heute für Euch einmal zusammengefasst.
Die Kinder machen Pause von uns
Wir wollen oft Pause machen. Pause von den Kindern, uns ausruhen, Füße hochlegen. Dabei hat niemand gesagt, dass wir als Eltern stets und ständig ausschließlich für die Kinder da sein sollen. Wir sind es, die den Kindern das von Anfang an so vermitteln und die Kinder gewöhnen sich daran. Und das ist auch der Grund, warum oft Zweitkinder in der Hinsicht weniger brauchen. Weil sie von Anfang an weniger davon bekommen.
Wenn wir unseren Kindern von Anfang an vermitteln: „Ich bin auch hier, aber ich tue so meine Dinge. Wenn du mich brauchst, dann bin ich da.“ dann gewöhnen sich die Kinder nicht so sehr an das Mamarundumverfügungsprogramm. Dann ist unsere Pause keine vom Kind, sondern eine vom Alltag, die wir freudig mit unseren Kindern verbringen.
Dieses Umdenken, dass ich mir keine Pause nehmen muss von der Kinderbetreuung, sondern das die Kinder meine Pause von mir selbst sind, empfand ich als sehr sehr wertvoll, als sich Herr Klein im Alter von 3 Jahren so gar nicht mit sich und nur mit uns beschäftigen konnte.
Wertvolle Zeit besser genießen
Dieses Umdenken führt dann auch dazu, dass wir die Zeit, die wir mit den Kindern verbringen, viel aufmerksamer und intensiver erleben können. Denn wir sind nicht in diesem „Herrje ich würd jetzt so gern lieber mal einen Kaffee trinken statt Holzzüge umherzuschieben“ Modus, der uns von früh bis spät Energie aus dem Körper saugt und den Kindern vermittelt: „Die Mama ist nur genervt von uns.“, was natürlich zu noch mehr Mamaverlangen führt.
Ich beginne den Tag momentan damit, dass ich nach meinem ersten Kaffee erst einmal für die Kinder da bin. Wir lesen Bücher, wir reden, wir besprechen Ausflüge oder unsere Urlaubspläne. Dabei können sie auftanken und dann verliert es sich oft. Herr Klein sucht dann andere Kinder im Haus auf. Miniklein wird wieder müde. Und hier muss ich schauen, dass ich mich dann abgrenze und etwas tue, wo klar ist: Damit bin ich jetzt beschäftigt. Und wenn ich dann Ich-Zeit hatte, kann ich mich auch wieder besser auf die Kinder einlassen und ihnen wieder Aufmerksamkeit schenken.
Nein sagen
Das Problem, das wir ja tatsächlich häufig haben, ist, dass wir es nicht wagen nein zu sagen, wenn unsere Kinder uns bitten mit ihnen zu sein und zu spielen. „Dafür bin ich doch da.“ denken viele Mütter und schaffen es nicht, sich abzugrenzen. Sie kippen so in diesen Dauermamamodus hinein, der aber weder für sie noch für die Kinder wertvoll und intensiv ist. Wenn wir frühzeitig beginnen zu sagen „Nein. Ich möchte jetzt…. machen. Dann bin ich für dich da.“ dann werden unsere Kinder lernen, dass wir eben nicht immer Zeit haben, aber wenn wir Zeit haben, wirklich da sind. Das gilt natürlich nicht für so Bedürfnisse wie Hunger oder eine frische Windel, aber Spielzeit oder Langeweile.
Ja sagen
Wenn wir dann aber Zeit und Lust haben unserem Kind ein Buch vorzulesen, mit ihm ein Spiel zu spielen oder einfach nur kuschlige Zeit zu verbringen, dann sollten wir das auch klar sagen. Kein „Na gut, komm“ oder „Mhm.“ sondern ein klares freudiges „Ja gern!“ bei dem wir unserem Kind in die Augen blicken. Dann fühlen sich unsere Kinder gleich viel aufmerksamer begegnet und können sich gemeinsam mit uns auf eine intensive Gemeinsamzeit einstellen und auftanken.
Wirklich nichts tun oder etwas tun
„Sobald ich mich hinsetze will ein Kind was von mir.“ jammern die Eltern. Das ist ein verbreitetes Phänomen denn die Kinder glauben: „Oh, der Papa sitzt. Der Papa hat Zeit!“ Dürfen wir nun nicht mehr sitzen und ausruhen? Keine Sorge, doch, das dürft Ihr. Aber lasst dabei das Handy aus. Legt es beiseite, schließt die Augen und vermittelt Euren Kindern klar: „Ich mag mich jetzt ein bisschen ausruhen.“ Auch Kinder brauchen Ruhephasen und können das gut verstehen, wenn wir ihnen das auch klar vermitteln. Umgekehrt lernen sie so, dass Ruhephasen gut tun und wertvoll sind und können selbst auch zur Ruhe kommen.
Wenn wir nun herumhängen, ins Handy starren oder auf den Laptop, ist das für Kinder oft verwirrend. Sie können nicht nachvollziehen, was wir da tun und warum uns das so aufsaugt und fragen also umso öfter nach uns. Mit einem Buch in der Hand und den Worten „Ich mag jetzt ein paar Seiten lesen.“ können Kinder viel mehr anfangen. Wenn ich beginne zu malen oder zu schreiben, ist das sogar oft ansteckend und die Kinder wollen auch tun. Dann sind wir alle beschäftigt. Nebeneinander miteinander. Oder ich bin im Haushalt beschäftigt. Dann sage ich: „Ich möchte jetzt die Wäsche hier aufhängen. Dann habe ich wieder Zeit.“ Das ist eine konkrete und nachvollziehbare Aufgabe. Vielleicht mag das Kind dabei sein, mit Wäscheklammern spielen oder „helfen“, aber wir sollten dabei klar bei unserer Aufgabe bleiben.
„Dann später“ wirklich da sein
Und wenn wir dann also immer wieder sagen „Aber dann habe ich Zeit für dich.“ oder „Erst will ich noch … fertig machen, dann gern.“ dann ist es ganz wichtig, dass wir dann und später auch wirklich da sind. Denn wenn wir dann wieder ins nächste kippen und wieder vertrösten und so von gleich bis später bis nachher schieben, dann werden wir unglaubwürdig und dann werden sich unsere Kinder auch nicht mehr mit einem „Lass mich erst noch…, aber dann“ zufrieden geben.
Pflegesituationen genussvoll gestalten
Und so wie unsere Kinder auftanken, wenn wir mit ihnen aufmerksam spielen und voll und ganz für sie da sind, so tanken sie auch in alltäglichen Pflegesituationen auf. Wenn wir wickeln, wenn wir ihnen am Klo helfen, während den Mahlzeiten, beim Umziehen, beim Zähneputzen, beim Zu-bett-bringen… Das sind alltägliche Momente, in denen wir ja sowieso anwesend sind oder sein sollten. Wenn wir das hier auch handylos und aufmerksam sind, dann können auch dabei die Kinder auftanken. Ich bin immer wieder begeistert, wie fröhlich Miniklein abzieht, wenn ich ihn mal wieder so ganz in Ruhe und aufmerksam gewickelt oder umgezogen habe. Da zeigt das Zuneigungslevel volle Ladung und er kann losflitzen wie ein Duracellhäschen und seine Dinge tun.
Wenn wir all das beachten, kann so ein Alltag mit Kindern gut ausgeglichen sein zwischen Ich und Wir. Warum das so wichtig ist? Weil wir uns nur gut um unsere Kinder kümmern können, wenn wir das auch mit uns tun. Weil entnervte Eltern auf Dauer keine ausreichende Aufmerksamkeit geben können und energetisch imm weiter abwärts strudeln.
Aber Achtung – nur weil Ihr vielleicht heute schon die erste Ruhepause einfordert, werden Eure Kinder nicht liebevoll rufen „Klar Mama, ruh Dich aus!“ Sie müssen sich erst daran gewöhnen, dass wir das von nun an öfter einfordern. Versuchen wir dabei klar, aber ruhig und gelassen zu bleiben, wird ihnen das bald gelingen.
Was hilft Euch im Alltag um Ruhepausen und Momente zu erleben, in denen Ihr für Euch auftanken könnt?
Dein Beitrag kommt im Moment wie gerufen… Die Große (6J) kann sich phasenweise (diese Phasen überwiegen leider sehr oft) auch nicht alleine ins Spiel vertiefen, ich habe aber aufgehört ihr Vorschläge und Anregungen zu machen, da das sehr oft auf ein „Nööö, will ich jetzt aber nicht…“ oder „Keine Lust…“ stößt. Wie sie mit ihrer Langeweile aber umgeht, ist manchmal echt nervtötend… Bei uns ist das kein Kreativitäts- sondern ein Motz-und Nörgelfördernder Zustand.
Der Kleine (1J) kann prinzipiell besser alleine (im Sinne von selbstständig) spielen, in dem Umfang wie 1-jährige das halt so können (nicht stundenlang versteht sich). Aber ich bin trotzdem quasi „abkommandiert“, da ich aufpassen muss, dass er z.B. draussen nicht abhanden kommt oder irgendwo runterfällt. Somit fühle ich mich schon auch für sein Spielen (entdecken, erforschen) in die Pflicht genommen und bin nicht frei für mein Tun. Und sehr oft fordert er, sogar im Haus, meine Hand ein, damit ich mit ihm rumlaufe, dabei kann er schon recht gut laufen. Da ist warscheinlich trotzdem noch so etwas wie ein Sicherheitsbedürfnis. Oft habe ich mich schon gefragt, wie man 1-jährigen vermittelt, dass man jetzt nicht gerade möchte, denn die Wutreaktion auf eine (freundliche) Verweigerung des Dienstes folgt prompt. Ich habe mir aber geschworen, dass ich nicht, wie bei der Großen, in die Bespielungsfalle tappe, nur weil ich früher das Gefühl hatte, ein Baby/Kleinkind/Kind darf nicht auch mal unzufrieden sein bzw. muss auch mal frustrierende Situationen aushalten dürfen. Aber wieviel darf man da einem 1-Jährigen schon abverlangen, was versteht er schon?