Zum ersten Mal stand ich vor ca. 2,5 Jahren vor der Entscheidung einen mbsr Kurs zu besuchen. Da war ich aber hochschwanger mit Miniklein und die Gefahr im Kurs ein Baby zu gebären war größer als den Kurs von Anfang bis Ende zu besuchen. Also verschob ich die Teilnahme. Vor 1,5 Jahren dann war Miniklein da und groß genug, dass ich ihn abends dem Liepsten überlassen konnte und beim mbsr Kurs teilnehmen konnte.
Seitdem führen wir den Kurs mit Martin weiter und weiter weil wir alle sehr davon profitieren und die regelmässigen gemeinsamen Abende als sehr wertvoll und bereichernd erleben. Aber was ist das überhaupt, dieses mbsr? mbsr steht für mindfulness based stress reduction. Es ist also eine achtsamkeitsbasierte Methode Stress zu reduzieren. Das bedeutet konkret: die eigenen Stressfaktoren zu erkennen und das eigene Stressverhalten zu hinterfragen und möglicherweise umzugestalten. So, dass wir nicht mehr in jedem Fall völlig gestresst, gereizt und genervt agieren, sondern vorzugsweise gelassener, ruhiger und entspannter (für dieses Wort werde ich den Kurs vermutlich wiederholen müssen, aber das ist ok :)).
An den Kursabenden diskutieren wir über unser Stressverhalten, über Emotionen und Kraftquellen, Ressourcen und alles, was mit dem Thema zu tun hat. Wir machen Meditationen und Körperübungen. Achja und wir lachen auch, das macht den Kurs besonders wertvoll. Im Netz tauchen immer wieder Informationen, Artikel und Sendungen über mbsr – das von John Kabat Zinn entwickelt wurde, auf. Und dann lese oder höre ich, was es bei anderen bewirkt, so dass ich mich natürlich auch frage: Was hat es mir eigentlich gebracht? Immerhin bin ich jetzt kein Guru, sitze nicht den ganzen Tag entspannt im Lotus auf der Matte und lächle zufrieden. Die Vorstellung ist aber ganz witzig. Ich bin ja auch kein bekehrter Buddha, durch den Kurs, sondern… ja was eigentlich? Also habe ich mal zusammengetragen, was der Kurs mir bisher gebracht hat.
Grenzen erkennen und wahrnehmen. Und zwar meine eigenen. Das ist besonders wesentlich und wertvoll. Ich erkenne mittlerweile viel schneller und klarer, wenn mir eine Situation zu viel wird oder werden könnte. Erst letztens im Freibad war ich mit allen drei Kindern im Nichtschwimmerbecken. Es war anstrengend, weil Miniklein auf der Treppe herumkletterte, ich gleichzeitig Frau Klein im Auge haben wollte und Herr Klein mir dauernd seine Tauchkünste zeigen wollte. Und auf einmal sagte ich: Sorry, alle raus, ich brauch ne Pause. In dem Moment wurde mir auch der Lärm im Freibad bewusst und ich merkte, dass ich rechtzeitig die Bremse gezogen hatte.
Pausen. Ich bestehe auf meine Pausen. Ohne schlechtem Gewissen, ohne mich groß dafür zu erklären. Eltern brauchen Pausen. Und so habe ich es mir angewöhnt mich einfach, wenn mir alles anstrengend scheint, daheim aufs Sofa oder auf den Teppich davor lege und die Augen schließe. Oder ich nehme mir ein Buch und lese. Die Kinder wissen das, kennen das. Sie legen sich zu mir oder lassen mich in Ruhe.
Innehalten. Ich spüre oft den Sturm kommen und anstatt gleich zu explodieren, kann ich immer öfter innehalten und überlegen, wo jetzt eigentlich das Problem ist. Ich kann dann eher beschreiben was ich wahrnehme. Und das reicht ja oft schon, damit das Gewitter vorbeiziehen kann.
Die anderen. Wenn man so erschöpft und am Limit ist, dann fragt man sich ja doch immer wieder: Wie schaffen das die anderen Mütter? Die haben auch 3, 4 oder 5 Kinder. Die wirken entspannt und zufrieden. Das stresst mich aber nicht mehr. Ich weiß einfach, dass ich so bin wie ich bin und es mir absolut und überhaupt nichts bringt mich mit anderen zu vergleichen. Und dass die anderen eben ganz andere Stressauslöser haben, ein ganz anderes Stressverhalten leben. Ich spüre auch immer mehr wie andere Eltern in dem was sie wie tun viel weniger be- und verurteile. Das habe ich schon immer geübt und finde es dann sehr bereichernd zu sehen: Für euch ist das jetzt gerade richtig so. Und punkt. Das tut gut, erleichtert und entspannt.
Mehr Ich-sein. Ich akzeptiere mich immer mehr als die Mutter, die ich bin. Dazu gehört eben auch die Erkenntnis vom Strand. Ich muss mich nicht auf den Kopf stellen. Meine Kinder lieben mich genau so, wie ich bin.
Selbstmitgefühl. Und wenn mir all das doch mal schwer fällt, dann hilft mir ein bisschen mehr Selbstmitgefühl und Selbstliebe, dass ich mir verzeihen kann.
Und letztendlich kann ich mich immer besser in verschiedenen Situationen von außen betrachten und verstehen und kennenlernen. Warum agiert die Nadine da so, wie sie tut? Was ist da wieder los in ihr? Es tut gut alte Muster zu erkennen und gegebenenfalls zu durchbrechen.
Natürlich gibt es noch immer Momente, in denen ich ausflippe. Und zwar so richtig. Aber erstens werden sie viel weniger. Und zweitens kann ich viel besser erkennen, was der eigentliche Auslöser war und das Geschehen richten. Und am Ende eines wirklich fiesen Tages kann ich noch immer zurückblicken und etwas Gutes, etwas Zauberhaftes entdecken.
Also ja, falls Ihr da wo Ihr seid einen mbsr Kurs entdeckt: Ich kann es Euch nur wärmstens empfehlen da einzutauchen.
Und wer in Wien ist: Das sind die Angebote von Martin Leitner, meinem wunderbaren MBSR- Trainer und Achtsamkeitscoach.
Vermutlich riecht das hier nach bezahlter Werbung. Ist es aber nicht. Ist überzeugte Werbung ohne Geldfluss. Und das ist gut so.
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