Kindergartenabschied :: Von Dankbarkeit und Wertschätzung

You are currently viewing Kindergartenabschied :: Von Dankbarkeit und Wertschätzung

Frau Klein (die nun auch gar nicht mehr so klein ist) geht morgen zum letzten Mal in ihrem Leben in den Kindergarten. Ich finde den Zusatz „in ihrem Leben“ so besonders wirksam. Weil er aufzeigt welch großer Abschnitt hier ein Ende nimmt. Das lässt mich zurückblicken auf die vielen Jahre, die sie dort tagein tagaus verbracht hat.

Ihr kleiner Bruder wird in ihre Fußstapfen treten und aus der Krippe in ihre Gruppe nachfolgen. Dennoch wird er dort ganz andere Spuren hinterlassen als sie es getan hat. Weil er ein ganz anderer Mensch ist.

Beide Ereignisse bedeuten jedoch auch Abschied von PädagogInnen und den Beziehungen, die die Kinder zu ihnen aufgebaut haben. Für mich ein Moment, Danke zu sagen.

Das Internet ist ja voller bunter Bastelideen, was den Kindergartenabschied und die von Dankbarkeit strotzenden Geschenke betrifft. Doch wer mich kennt, der weiß, dass ich ungern Zeug herumstehen habe, somit auch ungern Zeug verschenke. Schon gar nicht, wenn ich das Gefühl habe, dass die Beschenkten in ihrer Laufbahn das Gleiche immer wieder bekommen. Wohin mit all dem? Und vor allem stellt sich mir die Frage: Warum will ich, dass mein Kind in so besonderer Erinnerung bleibt? Will ich nicht lieber Danke sagen und mich verabschieden, den Menschen selbst in Erinnerung behalten und ihm überlassen, welche Erinnerungen er mit durch sein Leben trägt?

Als mein Bruder gestorben ist, war der Briefkasten täglich voller Trauerkarten. „Aufrichtige Anteilnahme“ stand auf den meisten und drinnen ein paar Worte wie „übermitteln xy“ oder „Es ist so unfassbar. Wir schicken Kraft und Zuversicht.“ Es gab aber auch ein paar einzelne, die vollgeschrieben waren bis ins letzte Eck. In denen Erinnerungen mit uns geteilt wurden, die andere Menschen von meinem Bruder hatten. Erlebnisse, von denen wir gar keine Ahnung hatten. Ich weiß noch, dass ich ganz oft nach der Schule, wenn ich allein daheim war, diesen Stapel Karten hervorgeholt habe und sie immer und immer wieder gelesen habe. Fasziniert und beeindruckt von diesem Bild von meinem Bruder, das jemand anderer mit uns geteilt hatte.

Ich finde auch, dass wir viel zu selten wirklich mitteilen, was wir an anderen sehen, schätzen und wofür wir dankbar sind. Wofür wir sie in Erinnerung behalten werden. Als ich am letzten Schultag zum Nachmittagsbetreuer der Klasse von Herrn Klein sagte: „Danke, Du machst da echt einen super Job mit der bunten Horde.“ schaute er mich wirklich dankbar an und sagte: „Das ist wirklich schön zu hören.“ Und ich spürte seine Dankbarkeit neben meiner.

Und so habe ich beschlossen den PädagogInnen im Kindergarten keine großen Geschenke zu machen. Stattdessen bekommt jede eine eigens angefertigte Karte, in die ich ein paar Zeilen schreibe, wofür genau ich ihr dankbar bin. Denn jede hat ihre ganz eigene Art. Die eine ist so endlos geduldig, dass ich sie nur dafür bewundern kann. Die andere hat jeden wirklich jeden gottverdammten Tag strahlende Augen und gute Laune und ist stets für einen Witz zu haben (wie schafft sie das nur?). Die nächste ist einfach ganz authentisch und „down to earth“, was mich sehr anspricht. Jede hat auf ihre Art dazu beigetragen, dass die Kinder dort eine gute Zeit hatten und sich wohlgefühlt haben. Dass wir Eltern immer ein gutes Gefühl hatten sie dort hinzugeben.
Dazu gibt es eine Schokolade, die sie in Ruhe genießen können und die nicht ewig herumsteht und Staub sammelt. Das ist alles.

Nun werde ich also noch ein paar Zeilen in die Karten schreiben und gedanklich die letzten Jahre an mir vorbeiziehen lassen. Sehen, was für wundervolle Menschen aus diesen zwei kleinen Nasen bisher geworden sind. Und ab Herbst haben wir dann zwei Schulkinder. Die Emotionen, die all das mit sich bringt, nun über die will ich heute nicht nachdenken.

Was sind Eure Gedanken und Emotionen zum Kindergartenabschied? Wie haben Eure Kinder diesen Schritt erlebt?

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Margreth

    ach….die Betreuerin und ich haben in Umarmung so einige Tränen vergossen und Sarah hat forschen Schrittes fröhlich den Kindergarten verlassen….

Schreibe einen Kommentar