Homeexchange – Urlaub in einem fremden Zuhause

Im Sommer erzählten uns Bekannte von der Idee des Häusertausches für einen Urlaub. Dafür gibt es mittlerweile einige Plattformen wie zum Beispiel Homeexchange oder Interwac. Wir entschieden uns für Homeexchange und der Liepste legte dort ein Profil für uns an. Es dauerte nich lange und die ersten Anfragen trudelten ein.

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Silvester in San Francisco? Why not. Wir schauten uns das Haus an. Stellten aber bald fest, dass es ja schön und gut ist, kostenlos zu wohnen, aber €3000 für einen Urlaub, den wir nicht mal geplant hatten, doch zu viel wäre. Weihnachten in Südfrankreich? Klingt verlockend. Aber die Anreise im Winter… Wir ließen Anfragen kommen und gehen und merkten, wie sehr uns nun die fix vorgegebenen Schulferien dominieren.

Und dann kam die Anfrage von einer italienischen Familie, die genau dann hierher kommen wollte, wenn die Feiertage und schulautonome freie Tage einen Kurzurlaub ermöglichten. Und wir kamen in Kontakt.

Wie geht das?
Auf Homeexchange läuft das so ab, dass man erst einmal eine unverbindliche Anfrage stellt oder gestellt bekommt. Die kann man direkt ablehnen, oder miteinander in Kontakt gehen um weitere Details zu besprechen. Das heißt noch immer nicht, dass man fix zusagt, sondern nur, dass man sich weiter austauscht. Und so kam mit ein bisschen Reisekostenrecherche heraus, dass das alles ganz plausibel und nicht zu teuer wäre. Also beschlossen wir unseren ersten Homeexchange. Wie aufregend!

Wir kamen in die besondere Situation, dass wir die Familie sogar hier bei uns noch begrüßen konnten, weil sie tagsüber per Flugzeug kamen und wir am Abend erst mit dem Nachtzug nach Rom abdüsten. Das war interessant, man lässt komplett fremde Menschen in die eigene Wohnung und überlässt ihnen diese, um dann in deren Wohnung zu reisen. Obwohl, ganz so war es nicht. Wir bekamen nicht ihre Wohnung, sondern ihr Ferienhaus in Umbrien. Dort hinzukommen war ein Abenteuer für sich, aber mit einer holprigen englischen Reisebeschreibung eines Italieners war das ein spezielles Erlebnis.

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Giacomo sagte uns noch, dass das Haus immer offen sei und wir keinen Schlüssel bräuchten. Tatsache war, dass der Schlüssel sogar außen im Schloss steckte, als wir ankamen. Das Haus war ein Traum, ein altes Steingebäude mit unzähligen Zimmern und Räumen und – wie wir am vorletzten Tag bemerkten – mit nicht nur 3, sondern sogar 4 Bädern. Halleluja.

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Die Kinder fühlten sich sofort wie zu Hause. Es gab Spielsachen und eine große Terrasse. Wir konnten uns erst einmal einen Kaffee kochen, weil ja in so einem Haus alles da ist, was man braucht. Inklusive der Waschmaschine, die wir gleich anwerfen mussten, weil Frau Klein ihre ersten italienischen Snacks unterwegs gut vermengt dem Mietauto übergeben hatte.
Natürlich kauften wir noch ein, wir wollten ja nicht die dortigen Vorräte plündern. Aber es war einfacher, als bei einem Selbstversorgerurlaub. Grundlagen wie Gewürze, Öle, Zwiebeln etc. waren vorhanden und wir mussten diese nicht neu kaufen, was oft schade ist, weil man sie nie wirklich aufbraucht.

Einen Tag verbrachten wir einfach nur im Haus und auf der Terrasse, wir genossen, dass die Kinder die ganze Zeit im Garten herumtollen konnten und wir nichts zu tun hatten. Am nächsten Tag fuhren wir dann doch einmal in die nahegelegene Stadt Todi, zu der die Häusergegend gehörte, gingen ganz kitschig Pizza essen und spazierten ein wenig umher. Am Dienstag war es dann schon wieder Zeit fürs Aufräumen und Packen.

Der Nachteil?
Das Aufräumen-Putzen-Bettenmachen-Doppelprogramm. Nicht nur mussten wir vor unserer Abreise daheim die Wohnung gut aufräumen und die Betten beziehen – das ganze galt dann natürlich auch für die andere Wohnung. Ich schaffte es noch eine Ladung Handtücher zu waschen, um ihnen keinen riesigen Wäscheberg zu hinterlassen, wir fegten überall und putzten Küche und Bäder. Dann zogen wir die Tür ins Schloss, der Schlüssel steckte wieder und machten uns auf die Rückreise.

Daheim erwartete uns dafür eine super sauber zammgeräumte Wohnung. Was für ein schönes Heimkommen!

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Fazit
Ich finde Homeexchange eine sehr schöne Art zu reisen. Man gelangt so an Orte, die man sonst nicht unbedingt sehen würde. Man kann sowohl gezielt nach Orten suchen oder abwarten, welche Anfragen eintrudeln. Dadurch, dass man sich gegenseitig Bewertungen oder Gästebucheinträge hinterlässt, besteht kaum die Gefahr, dass man eine Wohnung ruiniert. Man erwartet ja auch, dass die eigene Wohnung gut behandelt und bewohnt wird.

Es ist noch einmal spannender als ein Urlaub über Airbnb, wo wir bisher meist unsere Unterkünfte gebucht haben. Man lebt in einer eher belebteren Wohnung und stellt sich immer wieder die Frage, wie die Eigentümer da wohl so leben. Und fragt sich gleichzeitig, wie es ihnen wohl in unserer Wohnung ergeht. Wir waren die ganze Zeit viel in Kontakt um noch offene allgemeine Wohnungsfragen zu klären.

Ich merkte auch, dass ich sehr zufrieden bin so, wie ich wohne. Urlaub im Haus am Land schön und gut. Aber einen Alltag kann ich mir darin nicht vorstellen. Auch das war eine schöne Erkenntnis. Und ach, wie gut mir der Minimalismus tut. Vielleicht muss ich einen Homeexchange planen, bei dem ich die Wohnungen, die ich bewohne, minimalisieren darf. Da hätte ich größte Lust drauf gehabt:)

Und die eigenen Privatsachen?
Mir ist aufgefallen, dass ich wirklich wenig besitze, was mir so heilig ist, dass ich nicht möchte dass es jemand sieht, verwendet oder angreift. Da ich die Wohnung schon gut minimalisiert habe, steht nicht viel herum, ich musste nichts aus dem Weg räumen und falls sie wirklich Interesse hätten in die Schränke zu schauen, so weiß ich nicht, ob sie dabei große Freude gehabt hätten. Mir persönlich war es ziemlich egal was in ihren Schränken verstaut war. Ich suchte mich nur durch die Küche, um das zu finden, was wir zum Essen brauchten.

Und die Kinder?
Die Kinder fanden es sehr spannend, dass wir in ein fremdes Haus reisten und dass andere fremde Kinder in ihren Betten schliefen und mit ihren Spielsachen spielten. Aber sie fanden das ok und nahmen es als recht selbstverständlich hin. Gemeinsam richteten wir vor dem Urlaub eine Kiste mit Spielsachen her, von denen sie nicht wollten, dass jemand damit spielt. Die stellten wir unter unser Bett im Schlafzimmer. Sie legten dort nicht viele Dinge hinein sondern genossen eher den Gedanken, dass sie dennoch nicht alles einfach „hergeben“ mussten.

Nun trudeln bereits die ersten Anfragen für Sommer 2017 ein. Wir sind noch unschlüssig, wo wir hinwollen. Und freuen uns auf neue Abenteuer.

 

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