Die Hängeschränke müssen weg – Minimalismus in der Familie als besondere Herausforderung

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Der Minimalismus fasziniert mich ja schon länger und immer wieder. Gar nicht so sehr das Streben nach Nichts, viel mehr die Begeisterung für die Reduktion auf das Wesentliche. Immer wieder frage ich mich: Was brauche ich wirklich? Was stört mich? Und vor allem: Wieso herrscht hier immer wieder so ein Chaos ????? Trotz stetiger Reduktion. 

So sind mir schon seit längerem unsere Hängeschränke in der Küche ein Dorn im Auge. In der Küche, die wir vor genau 4 Jahren gemeinsam geplant haben. Damals war die Küche, die wir hatten, viel zu klein. Also wollten wir nun so viel Raum wie möglich schaffen, so viel Arbeitsfläche wie möglich. Dabei haben wir und hoffnungslos übernommen. In der Hinsicht sind wir uns einig. Die Küche ist recht groß geraten. So etwas kann man leider nicht so wirklich gut einschätzen, wenn man das nie zuvor gemacht hat und die Wohnung auch nur vom Papier kennt.

Es sind zwar alle Schränke bestückt, aber ich bin der Meinung, man kann das etwas besser einrichten, so dass man auf die Hängeschränke verzichten könnte. Das würde in meinen Augen die Küche weniger gewaltig wirken und den Raum heller werden lassen. In einer Wohnküche gar kein so unwesentlicher Aspekt.


Home ist living space. Not storage space. – Marie Kondo


Der Liepste sieht das anders. Die Hängeschränke sind nützlich, haben Geld gekostet und wohin jetzt damit? Und das ist der Punkt, an dem klar wird, dass Minimalismus in der Familie ein ganz anderes Kaliber ist, als bei Einzelpersonen, die in großzügigen Designerlofts mit dem Minimalsten leben, ihr Geld in Restaurants tragen und dafür auf Küchen teilweise gänzlich verzichten.

Was also tun? Denn darüber hinaus ist das eben auch ein Konflikt, der uns als Paar beschäftigt. Ich könnte jetzt ständig drängen und nerven. Doch vermutlich würde das dazu führen, dass der Liepste noch weniger Interesse daran hat, die Hängeschränke abzunehmen. Denn wenn wir unseren Mitmenschen stetig im Ohr liegen mit unseren Anliegen, dann fühlen sie sich mit ihren nicht gehört.

Ich lasse also derweil die Hängeschränke und das Thema einfach mal so in der Luft (bzw. an der Wand) hängen und reduziere da, wo es mir möglich ist. Denn generell bin ich schon eher diejenige, die hier die Wohnung einrichtet, umrichtet, räumt und schiebt. Und meistens ist dem Liepsten das auch ganz recht. Reduzieren kann ich damit vorrangig meine Dinge, das, was wirklich mir gehört und Dinge und Ecken, von denen ich weiß, dass sie ihm nicht besonders wichtig oder wertvoll erscheinen oder die er selbst auch für chaotisch hält. Nicht selten motiviert ihn dann so eine kleine Veränderung an einem Ort oder in meinen Dingen, auch bei sich mal wieder durchzuforsten, was er eigentlich nicht mehr braucht.

Heute habe ich mal wieder festgestellt, dass der Liepste mehr Paar Schuhe besitzt als ich. Ha!

Der Minimalismus beschäftigt mich weiter und stetig. Mit jeder Ecke, die ich schaffe zu reduzieren, zu verschönern, von Zeug zu befreien und leichter zu machen werde auch ich leichter und befreiter. Ich brauche längst nicht mehr so viel Klimbim wie früher, es fällt mir zunehmend leichter, mich von Dingen zu trennen und loszulassen.

Eine große Herausforderung stellt für mich jedoch noch immer das Kinderzimmer dar. Ich finde, dass wir im Vergleich zu anderen Familien relativ wenig Spielzeug haben. Aber dennoch halte ich es für sehr viel Zeug, was da einfach immer rumfliegt. Gerade heute habe ich die Ferienflut darin beseitigt. Wie es dann am Wochenende wieder aussieht, möchte ich gar nicht wissen. Erstaunlich finde ich, wie selten die Kinder nach Dingen fragen, die ich einfach so verschwinden lasse – die ich dann noch versteckt aufhebe eine zeitlang. Wenn niemand fragt, wandern sie ins Caritas Lager.

Und so arbeite ich mich stetig vor. Stelle mich immer wieder neuen Chaosecken und ihren Herausforderungen. Trage Dinge aus dem Haus oder nicht einmal das. Heute habe ich drei Dinge ins Foyer gestellt und am Nachmittag waren alle verschwunden.

Im Schlafzimmer habe ich es geschafft endlich eine Ecke für eine ruhige Meditation zu schaffen. Eine kleine Oase der Stille für mich. Das ist mir wichtig und das brauche ich. Und sie beglückt mich allein schon wenn ich sie tagsüber sehe.

Und wie es mit den Hängeschränken weitergeht? Tja. Derweil baumeln sie da so halbgefüllt an der Wand herum und sind zu einem fröhlichen Running Gag zwischen dem Liepsten und mir geworden. Immerhin. Humor sollte schließlich in jedem Haus wohnen und niemals reduziert werden.

Wie geht es euch mit eurem zu Hause? Fühlt Ihr Euch wohl mit allem, was Ihr habt oder hättet auch Ihr gern weniger?

 

 

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