Momentan befinden wir uns mal wieder auf Haustausch. Dieses Mal in Berlin. Ach wie schön es doch hier immer wieder ist. Wir wohnen derweil in einer schönen Altbauwohnung – das vermisse ich ja doch hin und wieder, egal wie schön und toll unser Haus ist…
Die Kinder haben sich hier gleich wieder auf all die vielen anderen Spielsachen gestürzt und die paar Dinge, die sie von daheim mitgenommen haben, noch gar nicht aus dem Koffer geholt. In der Früh hatten wir noch die Berliner Familie mit 3 Kindern in Wien begrüßt. Auch deren Kinder stürzten sich gleich freudigst auf die Spielsachen unserer Kinder. Das gehört dazu und ist ja auch ganz normal. Aber wie finden die Kinder das?
Frau Klein sagte gestern zu mir: „Es ist okay wenn sie mit meinem Pferd spielen. Nur am Schwanz dürfen sie nicht ziehen.“
Vor allem wenn kleinere Kinder zu uns kommen, besprechen wir das vorher mit unseren Kindern. Was ist Euch heilig? Was wollt Ihr vielleicht wegräumen? Was wollt Ihr nicht teilen? Das ist mir wichtig, denn ich finde, die Kinder müssen nicht zwingend alles teilen. Erwachsene tendieren da ja oft zu Sätzen wie „Na jetzt sei doch nicht so, der kann doch auch mal damit spielen.“ oder „Man muss auch teilen können.“
Als wir noch in Schottland gelebt haben, waren wir Teil der Couchsurfing Community und hatten dort sehr viele Couchsurfer zu Gast. Der Liepste gab ihnen gern seinen Laptop zum Emails lesen etc. Ich mochte das nie. Auch heute noch gebe ich ungern meinen Laptop einfach an andere. Zum Glück habe ich ihn eh meist dabei, aber wenn nicht, wäre er wohl das Ding, das ich wegsperren oder weit weg verräumen würde. Denn auch ich möchte ja nicht alles teilen und habe da meine Grenzen. Und das ist bei Kindern genauso.
Deshalb kläre ich das gern mit ihnen im Vorfeld ab. Wir räumen dann ein paar wenige Legosets außer Reichweite. Meist ist es aber gar nicht viel, was sie nicht teilen wollen. Mein Eindruck ist eher der, dass sie, wenn sie gefragt werden, schneller bereit sind zu teilen, als wenn man es automatisch von ihnen verlangt. Das beobachte ich auch auf Spielplätzen. Wenn andere Kinder einfach etwas nehmen und die Eltern das unterstützen und sagen: „Jetzt gib’s ihm doch, du brauchst es doch eh grad nicht.“ dann machen die Kinder schneller zu. Wenn man sie fragt „Darf er sich das kurz ausborgen?“ dann sind sie oft nach einer kurzen Überlegung und einer Sekunde des Zögerns eher bereit zu teilen.
„Und jetzt können wir eine ganze Woche mit all den Sachen spielen!“ strahlte Herr Klein mich vorhin an. Ich nickte. Seine Spielsachen sind gerade ganz aus dem Sinn. Naja und Miniklein hat sowieso das Gefühl in einem Spielwarengeschäft gelandet zu sein.
Und ich freue mich jetzt auf eine Woche Berlin. Juhu!
Ich fand diese Ideologie, daß alles geteilt werden muß, fürchterlich und bin froh, dass das heute meist dieser Zwang nicht mehr ausgeübt wird – zumindest in meinem Umfeld. In unserem WG-Kühlschrank steht alles allen zur Verfügung. Wer etwas nur für sich haben will, kennzeichnet es mit Namen und es wird respektiert. Noch schöne Tage in Berlin.