Fast zwei Jahre war der Spaß am Dienstag meine wöchentliche Inspiration für Euch. Doch allmählich geht mir die Luft und Begeisterung aus. Ich suche nach Ideen mehr, als dass sie mir zufliegen. Und so macht das keine Freude. Also habe ich beschlossen, die Kategorie schlafen zu legen. Natürlich werde ich Ideen, sollten sie mir hier und da unterkommen, dennoch verbreiten und mit Euch teilen. Aber nicht mehr wöchentlich terminisiert.
Und weil mich immer mehr Menschen in letzter Zeit angesprochen haben, doch mehr von unserem Wohnprojekt, von unserer nicht allüblichen Wohnform zu erzählen, starte ich hiermit eine neue Blogserie. Und werde Euch wöchentlich aus unserem Alltag hier im Haus erzählen.
Wohnprojekte schießen ja momentan wie Unkraut aus dem Boden. Wir merken das vor allem daran, dass sich immer mehr Menschen an uns wenden mit der Bitte um Tips und Ratschläge für den Start, die Gleichgesinntensuche, Grundstückssuche, Finanzierungsideen, Entscheidungsfindungen und alles mögliche sonst. Das ist sehr erfreulich, denn ich kann allen nur zu dieser Wohnform raten. Aber was genau ist das eigentlich, so ein Wohnprojekt?
Im Grunde bedeutet es, dass mehrere ähnlich gesinnte Menschen einer gleichen Vision vom Zusammenleben folgen, diese gemeinsam erschaffen und verfolgen und letztendlich leben. Das kann – so wie bei uns – generations-, alters- und lebensformenübergreifend sein. Es kann aber auch beschränkt sein auf eine gemeinsame Religion, auf gleiche Lebensformen wie beim Wohnprojekt „Wohnen mit Kindern“ oder – wie das Frauenwohnprojekt Rosa – geschlechterspezifisch. Wir wollten eine bunte Durchmischung. Große und kleine Leute, junge und alte Leute, Familien und Alleinstehende, Pärchen aller Art und Menschen mit den unterschiedlichsten Herkünften. Hier und da ist uns das ganz gut gelungen, aber die komplette Durchmischung, so wie wir sie erträumt hatten, war ein wenig ein Wunschdenken, das mussten wir recht bald erkennen.
Nun sind wir 67 Erwachsene und 27 Kinder. Ein bunter wilder Haufen. Wir teilen viel. Von Autos bis zum Schraubenzieher. Nur unsere Betten, die sind getrennt. Denn oft wird ja so ein gemeinschaftliches Wohnen mit einer Kommune verglichen. Geld am Eingang abgegeben und Freie Liebe holladaro. Nein, so grün sind wir nicht. Wir haben unsere Wohnungen komplett ausgestattet, so, wie wir sie ganz individuell brauchen. Und wie jede/r Normalsterbliche das auch tut. Aber es gibt eben auch viele Gemeinschaftsflächen, wo Begegnung möglich ist. Ich kann am Morgen zum Yoga aufs Dach und eventuell Gleichgesinnte treffen, oder mit meiner Tasse Kaffee auf meinem Sofa dem Morgen vergrummeln, bis ich gesellschaftsfähig bin. Individualität in Gemeinschaft, haben wir das genannt und legen großen Wert drauf.
Warum will man das?
Wie wohl man sich unter Gleichgesinnten fühlt, weiß wohl jeder. Wir werden im Grätzel gern „Die von die Ökos da“ bezeichnet. Auch wenn man über die Grammatik herzlich gelacht hat, kann man dennoch herzlich genervt sein, dass andere den eigenen Lebensstil verhöhnen. Dass man sich rechtfertigen muss für das, was man tut, wie man es tun und warum. Muss man nicht. Aber es geschieht oft und schnell genug, dass man es dennoch tut. Weil man überzeugt ist vom eigenen Tun und Denken und andere überzeugen möchte. Hier im Haus braucht es das nicht. Ja, vielleicht sind wir ein Haufen hoffnungsloser Ökos. Aber zumindest müssen wir uns das nicht immer wieder gegenseitig zeigen und erklären. Und vielleicht sind wir auch gar keine Ökos, sondern haben einfach nur begriffen, dass es nicht schwer ist, ein wenig achtsam mit den eigenen, mit fremden und mit den Ressourcen der Welt #kumzugehen. Wir teilen viel, aber nicht alles. Wir tauschen und finden in der gebündelten Masse an Kompetenzen immer wieder überraschend beeindruckende Lösungen für die noch so unmöglichsten Probleme. Denn keine Sorge, die tauchen auf. In allen Ecken des Hauses. Probleme, von denen wir nie ahnten, dass es sie geben könnte. Es ist nicht immer nur Sonnenschein und Freudentaumel. Es ist auch Arbeit, es gibt Knoten im Kopf und auch mal die Flucht in den hintersten Winkel des Hauses. Hoffend, dass dort kein Problem schlummert, kein Fragezeichen erwacht. Aber den Großteil der Zeit ist es ein dauerhaftes Ferienlager. Immer was los. Immer Menschen anzutreffen. Schwermut beim Verlassen und große Wiedersehensfreude. Heimlichkeiten, Gerüchteküchen und viel gemeinsamer Jubel.
Wäre das was für Euch? Könntet Ihr Euch vorstellen so zu leben?
Ich freue mich, Euch von nun an ein wenig davon zu berichten. Es wird bunt werden, das kann ich versprechen.
liebe nadine,
oh, das freut mich sehr! wir möchten auch gerne in einem solchen projekt leben und sehr interessiert lese ich immer deine beiträge über euer tolles haus.
danke!
lieben gruß
lena
Hallo Nadine,
ich finde Wohnprojekte einen guten Ansatz. Ich finde gerade in der Stadt lebt man heute recht einsam vor sich hin, Wohnprojekte steuern da wenigstens ein bisschen dagegen. Ich wohne in einer Anlage mit lauter alten grantigen Menschen, da bin ich mit zwei Kindern eine totale Exotin und selbst grüßen ist ein Fremdwort. Das ist sehr sehr schade.
Liebe Grüße,
Birgit
Oh ich bin gespannt! Wir selber leben nicht so, haben aber mit und mit nette Nachbarn bekommen, alsmwir unser Haus kauften begann sich die Straße zu wandeln und so sind es immer mehr in unserem Alter geworden.
Ich liebe es, bei anderen reinzulauern und eure Wohnform macht mich besonders neugierig.
Gruß von Sandra
Ich freue mich auf weitere Berichte!
Verfolge das immer sehr gespannt wenn du darüber berichtest. Für mich wäre so ein Wohnprojekt ein absoluter Traum. Seine eigene Wohnung haben, aber dennoch in Gesellschaft leben.
Was mich interessiert, vielleicht magst du in den kommenden Wochen dazu erzählen: wie wählt ihr neue Bewohner aus? Habt ihr dafür Wartelisten?
Liebe Blumenpost,
falls es dich interessiert, unser Wohnprojekt in der Seestadt hat noch Platz für nette Leute! :-) http://www.lisa.co.at
LG Oliver
Liebe Nadine,
danke für die Einblicke, die du uns in das Leben im Wohnprojekt gewährst. Wir freuen uns darauf, bei LiSA „die von die Seestadt-Ökos“ zu sein. :-) Wobei LiSA kein Frauenwohnprojekt ist. Wir sind eine für alle offene Baugruppe – die übrigens noch Wohnungen frei hat. Das Frauenwohnprojekt heißt ro*sa. :-) LG Oliver
Lieber Oliver,
sorry. Natürlich! Ich meinte ja das Frauenwohnprojekt Rosa. Werds gleich ausbessern. Sorry nochmal!!! lg, nadine
Ich freu mich riesig auf die Berichte! Klingt schon sehr bunt, sehr spannend und aufregend. Bis bald! Jela
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