Erkenntnisse der Woche

Die Geschichten aus unserer Kindheit sind entweder sehr verblasst oder sehr blümerant. Meistens jedenfalls bunt gespickt, selten so anstrengend, so Kräfte zehrend oder nervenaufreibend, wie wir das Elternsein zuweilen empfinden. Schon nach der Geburt von Frau Klein und wiederkehrenden Ereignissen war klar, dass vieles in Vergessenheit gerät. Und zwar schnell.

Jetzt, wo Herr und Frau Klein meistens plüschpuffig durch den Tag spazieren, vergessen auch wir recht schnell, wie es vor einem Jahr noch war. Als es drunter und drüber ging, als unsere Kräfte aufgezehrt waren und wir auf dem Zahnfleisch krochen. War es wirklich soooo schlimm?

Nun hatte Frau Klein einen Zahnungsschub. Sie weinte und jammerte den ganzen Tag, schlief wenig und weinte nachts noch mehr. Nichts war ihr recht, nichts passte. Es fühlte sich an wie im Minesweeper Spiel damals auf dem PC – einmal falsch geklickt schon geht die Bombe hoch. Game over.

Unsere Nerven lagen blank, ich war schlafgemangelt und sehr gereizt. Herr Klein bekam es ab. Was immer er tag – er wurde zurecht gewiesen. Und das nicht besonders geduldig oder freundlich. Alles drehte sich um seine kleine Schwester. Er versuchte sie zu trösten und wurde von ihr nur angeschrien. Von uns gereizte Ansagen. Also versuchte er mehr und mehr um auch auf sich aufmerksam zu machen. Und so drehte sich die Spirale. Diese altbekannte Spirale, die ich schon halb vergessen hatte. Und dann spuckte er mich an. So wie damals. Vor einem Jahr noch. Als er so außer sich war, so verzweifelt, dass er keine Worte fand, keine Taten mehr und nur noch spuckte, wenn sonst nichts mehr half. Und plötzlich war alles wieder da. Diese Gefühle, Gedanken und die Verzweiflung. Bevor ich das nun wieder vergesse, habe ich es aufgeschrieben. Es ist schön, das zu vergessen, weil das Schöne natürlich in den Vordergrund soll. Aber es tut auch gut sich bewusst zu sein, dass es mal anders war. Um das Schöne immer wieder aufs Neue schätzen zu können.

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Allen Eltern, die in der Situation stecken, die kämpfen und strudeln und deren Kinder das gleiche tun, wünsche ich, dass auch sie eines Tages sitzen und sagen: War es wirklich sooo schlimm?

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Oh vielen Dank für diesen Beitrag. Mir geht es derzeit ganz genauso, dauernd sind alle krank, Glücksbaby raunzt den ganzen Tag und dem Glücksjunior geht halt auch die Geduld aus und er will Aufmerksamkeit und fordert die ganz laut (und anstrengend). Da ist dann von meiner Seite auch keine Geduld mehr da und das Ergebnis: ich werd dauernd krank. Schön zu hören, dass es auch mal wieder anders wird.

    Liebe Grüße!

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