Eltern sind doof

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Auf unserer kleinen Radtour machten wir abends nach dem Abendessen noch einen Spaziergang zum Spielplatz. Daneben gab es nämlich einen Gastgarten mit Blick auf den Zicksee und seine legendären Sonnenuntergänge dort. Die Vorstellung war harmonisch und entspannend.

Aber die Kinder fanden das blöd. Sie blieben kurz am Spielplatz, dann kamen sie zu uns. Wir hatten uns zwei Bier bestellt und wollten genießen. Die Kinder wollten spielen und uns dabei haben. Wir konnten sie am Spielplatz sehen, aber das war ihnen nicht genug. Wir sollten daneben stehen. So, wie wir schon den ganzen Tag bei ihnen und mit ihnen waren. Wir waren genau davon müde. Müde vom Kinder tragen, Kinder anschaukeln, Kinder versorgen, Windeln wechseln und Streitigkeiten aushalten. Wir wollten sitzen. Einfach sitzen.

„Eltern sind doof!“ rief Frau Klein. Und Herr Klein stimmte ihr zu. Und wenn sich beide einig sind, dann stimmt auch Miniklein zu, auch wenn er nicht weiß, worum es geht.

„Ja“, sagte ich. „Eltern sind manchmal doof.“

Es ist natürlich nicht schön diesen Satz zu hören. Aber es ist genau einer dieser Sätze, die man aushalten muss. Und es ist vermutlich erst der seichte Anfang von dem, was da ab Pubertätsalter noch auf uns zukommt. Und letztendlich ist es eine gute Lehre darin ein Stück perfektes Elterndasein abzulegen.

Denn wir Eltern müssen manchmal doof sein. Wir müssen manchmal einfach auf uns schauen und unsere Bedürfnisse beachten. Weil wir sonst richtig doofe Eltern werden, die sich ganz verausgabt haben und am Boden liegen.

Und wir müssen aufhören uns Sorgen zu machen, ob unsere Kinder uns denn auch lieb haben und mögen. Denn das tun sie. Das ist in ihnen ganz tief angelegt. Und darauf sollten wir viel öfter vertrauen. So, wie wir unsere Kinder endlos lieben, auch wenn sie uns in den Wahnsinn treiben und unsere Grenzen ausloten wie ein ausgeleiertes Gummiband, so lieben sie uns, auch wenn wir mal doof sind. Oder böse. Oder blöd.

Natürlich können wir als Eltern unfassbar viel falsch machen und wir können auch unsere Kinder so richtig ruinieren. Aber dafür braucht es mehr, als mal zu sagen: „Nein, ich mag jetzt nicht.“ Wir glauben, dass mit all dem Reden über Bindung und Beziehung es immer nur darum geht die Kinder in jedem Moment gut und richtig zu begleiten und zu unterstützen und ihnen alle Liebe zu geben, damit sie gut gesättigt sind. Prinzipiell stimmt das ja. Aber ich glaube wir können ihnen da auch viel zu viel geben. Wenn es nämlich so weit geht, dass wir uns dabei unterwegs selbst verlieren.

 

Wir dürfen uns davon verabschieden immer perfekt und richtig zu sein. Und die besten Eltern der Welt sein zu müssen. Wir sind das sowieso. Für unsere Kinder und unsere Familie. Aber nicht, weil wir alles richtig und den Kinderwünschen entsprechend machen, sondern weil wir wir selbst sind. Authentisch. Echt. Menschlich. Und manchmal doof.

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