Wenn die Unruhe weicht. Aufatmen.

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Es ist der erste Tag seit langem, an dem ich in Ruhe am Sofa liegen kann und lesen. Es drängt nichts in mir. Kein „sollte ich nicht noch…?“ oder „Achja das wollte ich ja noch machen!“ Einfach tiefe Ruhe in mir. Vielleicht ist es auch die tiefe Erschöpfung, die die Verkühlung der letzten Tage, die sich jetzt in Bronchitis verwandelt hat, mit sich bringt. Wahrscheinlich sogar. Wenn dem so ist, dann habe ich die Lektion jetzt verstanden.

Die Unruhe in mir ist immens groß geworden. Es ist, als hätte die Erschöpfung der letzten Jahre nun Platz gemacht für diese unerträgliche Unruhe. Das dauernde Gefühl etwas tun zu müssen, zu sollen, zu wollen. Nie entspannen können. So viele Dinge, die ich tun muss und daneben so viele, die ich tun will.

Seit Jänner kämpfe ich mit zwei Zähnen, die in Summe nun ca. 10x wurzelbehandelt wurden. Ich habe aufgehört zu zählen. Dem Anschein nach ist das jetzt endlich mal erledigt und die Zähne fertig behandelt bis auf eine letzte finale Füllung. Das hat enorm viel Energie geraubt. Und immer, wenn ich dachte, jetzt sei es geschafft, rumorten sie erneut. Dazu kam nun diese Verkühlung, die sich ganz langsam anschlich, so dass ich anfangs glaubte, es sei nur die frühlingstypische Allergie. Die Kinder husteten ein wenig mit mir mit, die letzte Woche verbrachten wir alle daheim aufeinander nebeneinander und genervt voneinander. Dass man als Mutter nicht mal in Ruhe krank sein kann ist etwas, was mich rasend und wütend macht. Und traurig. Jetzt sind die Kinder also bei ihrem Papa und ich kann mich erholen. Sprich – in Ruhe auf dem Sofa lesen und wortwörtlich nicht hochkommen. Ich bin platt, erledigt. Und lese so viel wie lange nicht mehr. Und es tut gut. So unfassbar gut. Keine Unruhe in mir. Das genieße ich sehr.

Das letzte Jahr hatte ich eine ewige Schreibblockade. Nicht nur hier auf dem Blog, auch allgemein. Keine Geschichte wollte mir so recht aus dem Fingern fließen. Alles, was ich zu Papier brachte war holprig und steif. Und mein Frust darüber sehr groß. Jetzt habe ich das Thema neurographisch bearbeitet. Das ist eine neue Leidenschaft von mir. Als hätte ich nicht schon genug. Aber es ist eine spannende Sache, diese Neurographik. Und ein Ergebnis war: Ich muss (darf, ich darf!!!) mehr lesen. Denn Lesen hat mich schon immer zum Schreiben motiviert. Und inspiriert. Also lese ich und freue mich darüber weil ich vergessen hatte, wie gut es tut sich von dieser Welt in andere katapultieren zu lassen. Gerade in Zeiten wie diesen, wo das Reisen unmöglich scheint, sollten wir das doch viel mehr nutzen und genießen.

Und plötzlich kommt der Drang zu schreiben. Einfach so. Ohne Ziel, einfach drauflos. Weil ich viel zu oft überlege, was ich schreiben soll und wofür und worüber und warum und überhaupt. Dabei ist das doch egal, denn die Leute lesen ja eh nur, was sie wollen. Und die einen wollen das und die anderen das. Da ist es doch egal, was ich schreibe.

Und wenn ich schreibe, werde ich ruhiger. Weil ich also etwas tue. Etwas, wovon ich sowieso gern mehr tun würde. Das beruhigt mich. Wir alle brauchen Dinge, die wir gern tun. Für unser Wohlbefinden. Jetzt merke ich, wie das Schreiben mich angestrengt hat. Obwohl ich sowieso mit dem Laptop auf dem Sofa sitze. Also werde ich ihn zuklappen und weiter lesen. Oder die Augen schließen oder in den Ofen schauen, der da vor mir knisternd wärmt. Und die Ruhe genießen. Die da draußen und die in mir drin. Zwei Tage noch. Dann muss ich wieder. Mütter haben nicht viel Zeit krank zu sein. So ist das nunmal.

Hier werde ich jetzt öfter tippen. Ohne Ziel, einfach so aus meinem Leben und Alltag heraus. Das habe ich früher zu wenig getan. Dabei ist es das, was die Menschen oft wollten und mochten. Dass ich aus dem Leben heraus schreibe. Und mir tut es gut. So wie da Lesen. Und die Ruhe. Diese herrliche Ruhe. Bis bald!

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. amberlight

    …. und ich lese gerne weiter mit. Alles Gute für deinen Weg.

    1. buntraum

      Danke Dir, Du treue Blogseele hier :)

  2. Micha

    Da kommt mir einiges bekannt vor… ich bin sehr gerne strukturiert und liebe das Gefühl, wenn ich Dinge in Ruhe „bearbeiten“ kann. Die neue Berufstätigkeit bringt nun viele Aufgaben mit sich, in die ich mich erst einarbeiten muss und für die ich Zeit brauche. Gleichzeitig gibt es viel mehr, was ich bzgl. der Kinder alleine regeln und entscheiden muss. Tja und dann steht auch noch die Scheidung an, die ja auch einiges mit Entscheidung zu tun hat. Das geht nur Step by Step. Und bringt Unruhe mit sich… aber ich weiß, dass es besser wird. Wenn sich Routinen eingespielt haben und alles seinen Weg geht. Bis dahin geht es manchmal nur im Kriechgang (wie meine Ausbilderin im familienbiographischen Coaching so schön sagt).

    LG, Micha

    1. buntraum

      Kriechgang, das gefällt mir. Ja, die Scheidung rückt hier auch näher und wühlt nochmal ordentlich auf. Aber ich sehe es auch irgendwie als innere Aufräumung. Alles Liebe Dir!

  3. Kath

    Ich freue mich jetzt wieder mehr von dir zu hören!
    LG,
    Kath

    1. buntraum

      Danke, liebe Kath!

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