Als ich gestern Herrn Klein ins Bett brachte, war nur er noch wach, die anderen beiden schlummerten schon müde von der Landluft. Er sah mich von der Seite an und sagte: „Mama, wenn ich nur das Auge aufmache, dann sehe ich die Lampe da, wenn ich das andere Auge aufmache, dann ist sie da.“ und er zeigte dabei da hin, wo er die Lampe wann sah. Ich nickte und lächelte. Mir fiel ein kleiner Trick ein, den ich aus dem grandiosen Film „Science of sleep“ noch im Kopf hatte:
Man muss dabei die Zeigefingerspitzen aneinander legen, Finger an die Nasenwurzel legen und von dort langsam vom Gesicht wegführen: Schon scheint ein Mini-Wienerwürstchen zwischen den Fingerspitzen zu schweben. Das kann man dann herrlich zappeln lassen.
Ich habe ihm das erklärt und er hatte es bald heraus und musste lachen. Weil das auch wirklich komisch aussieht.
Und da spürte ich wieder dieses Gefühl in mir. Diese einfache, aber so wertvolle Nähe. Diese völlig bedingungslose Nähe, die entsteht, wenn wir einfach nur da sind. Im Moment sind. Präsent sind. Und dabei zufällig noch gemeinsam etwas entdecken. Und ich wusste: Das sind die Momente, die zählen. Tagsüber hatte ich ihn mal wieder zu schroff angefahren, weil er seinen kleinen Bruder zu grob angepackt hatte, als dieser im in die Quere kam. Zu oft hänge ich dann an solchen Momenten fest, die mir leid tun. Dabei gibt es im Alltag mit Kindern tausend andere, die wertvoll sind und am Ende bleiben. Denn ehrlich: Wird er sich daran erinnern, wie ich ihn laut angefahren habe, oder daran, wer ihm einmal diesen kleinen Fingertrick gezeigt hat?
Es braucht aber auch nicht immer Zaubertricks und Spektakuläre Wunder. Es braucht einfach nur uns.
Wir glauben oft, dass wir die Kindheit unserer Kinder so ganz besonders und toll gestalten müssen. Dass wir sonderbarste Erinnerungen gestalten müssen, riesengroße Pinsel über ihre Köpfe schwenken und Bleibendes draufstreichen müssen. Dabei braucht es nur ganz wenig und ganz unaufgeregte Kleinigkeiten. Zuhören, wenn sie uns ihre aufregenden Abenteuer erzählen, Blödsinn machen und gemeinsam lachen. Statt großartiger Ausflüge braucht es nur einfaches Dasein. Statt ihnen die Welt zu zeigen, dürfen wir ihnen beim Entdecken zusehen. Das ist sowohl für sie, als auch für uns ein ganz wundervolles Geschenk. Nehmen wir es dankbar an.