Auf die Kraft, die mein Körper aufbrachte, um meine Kinder zu gebären, die mich fast in Stücke teilte und mich teils schockiert, gleichzeitig bewundernd zurück ließ, folgte die Stille. Die Stille dieser ersten Momente. Die Stille der Verwunderung über die Perfektion dieser kleinen Körper. Die Stille voll wunderbarer unbegreiflicher Liebe und Glücksseligkeit. Die Stille der Erleichterung, dass die Kraft nun vorüber war. Die Stille der Vorfreude auf jeden neuen Moment. Die Stille des ersten kraftvollen Zuges an meiner Brust.
Fast problemlos habe ich alle drei Kinder gestillt, habe sie 6 Monate lang ausschließlich selbst ernährt, dabei verzückt gehalten und gestreichelt. Habe sie übermüdet nachts aufgenommen und träge schlafende, mit Milch gefüllte Körper zurückgelegt. Ich habe meine Kinder immer bewundert für die Kraft, diese körperliche Anstrengung so scheinbar leicht, oft halbschlafend aufzubringen. Ich habe eine Woche lang ausschließlich durch Abpumpen den Milchfluss erhalten, während Herr Klein sich auf der Intensivstation von seiner Herz OP erholt hat. Ich erinnere mich noch heute selig an das erste Stillen danach. Voller Tränen der endlosen Erleichterung.
Ich habe alle drei Kinder über die 6 Monate hinaus gestillt, so, wie es ihnen gefiel. Wie es für mich passte. Wie alles rund und angenehm für uns alle schien. Ich habe das gern zurückgezogen mit ihnen allein getan, mich lieber auf meine Kinder und den Moment konzentriert als auf ein Verfechten der Stillfreiheit in aller Öffentlichkeit. Ich habe es für uns genossen und bin damit nie angeeckt.
Es gab Zeiten, da habe ich mir weniger davon gewünscht. Vor allem als Frau Klein so gar nichts essen wollte fast bis zum zweiten Lebensjahr. Sich fast ausschließlich von der Brust ernährt hat. Da ließ mich der viele Körperkontakt abends erschöpft zurück. Da merkte ich bald, dass es Zeit war, Abschied zu nehmen. Denn ein Stillen, das nur für meine Kinder angenehm war und sie beseelte, während es mir zunehmend Anstrengung und Last wurde, das wollte ich nicht. Für meine Kinder nicht und für mich nicht.
Auf das Abstillen folgte die Energie, neue Kraft, neues Leben in meinem Körper. Jedes Mal wieder. Bis zum nächsten Mal.
Nun gibt es kein nächstes Mal und das ist genau so richtig gut. Nach 7 Jahren verabschiede ich mich von drei Stillzeiten, die jede für sich besonders, einzigartig und wundervoll waren. Die mich über meinen Körper staunen ließen. Das weibliche Wunderwerk in neues Licht rückte. Ich bin dankbar, glücklich und zufrieden, dass es mir möglich war so einfach so lange zu stillen. Dass es mir so lange so viel Freude bereitet hat. Ich fühle mich selbst auch genährt von all der Zeit zu zweit mit jedem Kind ganz exklusiv, von all der Nähe und Zuneigung, die dort zwischen uns war. Die uns heute noch trägt. Immer tragen wird.
Ich freue mich aber auch, dass mein Körper nun wieder nur mir gehört. Er schreit nach Pflege, nach Achtung und Rücksicht. Er schreit nach Selbstfürsorge und all das soll er nun bekommen. Ich freue mich, dass der Liepste und ich nun gleichwertig sind in unseren Rollen und uns flexibler austauschen können.
Ich danke meinem Körper zutiefst für all die Kraft und die Energie, die er mir gegeben hat. Und werde mich nun liebevoll dafür revanchieren. Mich neu ausrichten, aufrichten und ihm Erholung gönnen. Und neue Stille. Die Stille des Mich-selbst-wiederspürens. Die Stille der Neuausrichtung. Die Stille von tiefem Schlaf einer ganzen Nacht.
Ich danke meinen drei kleinen Nasen für diese wundervolle Zeit. Jetzt wird einfach nur noch gekuschelt. Und das ist dreifach schön.
Danke, für diesen Artikel der genau das aussagt, was ich fühle. Ich habe „nur“ ein Kind und dieses habe ich 11 Monate gestillt, davon 4 ausschließlich. Und es war gut und schön so, wie es war. Doch leider wird man oft genötigt, sich zu rechtfertigen – egal wofür (was, jetzt schon Beikost?, waaas, du stillst noch? Wahas, du willst jetzt SCHON abstillen?). Dein Artikel war wunderbar anders!!! Danke dafür!