Heute bekam ich wieder einmal eine email von LEGO. Es ist ja als Bloggerin nicht verwunderlich, dass sämtliche Firmen sich die Kontakte suchen und uns anschreiben. Das kommt öfter vor. In dieser heutigen email ging es darum, zu zeigen, wie Eltern ihre Kinder spielerisch und altersgerecht unterstützen und fördern können. Und weil ich diese Begriffe schon an sich unnötig finde, war ich gespannt, was dahinter steckte. Und fand folgenden Infokasten für Eltern:
Und so ging mir einmal mehr der Hut hoch. Denn um ehrlich zu sein, halte ich alle Punkte von 2-6 für komplett unnötig, ja sogar kontraproduktiv.
Setzt Euch und beobachtet die Entwicklung Eurer Kinder im Spiel. Das halte ich für sehr sehr wichtig. Denn so können wir sehen und erkennen, wo sich unsere Kinder befinden, welche Dinge sie beschäftigen, was sie begeistert und was sie (noch) überfordert. Was sie gerade lernen oder schon gut beherrschen. Und je mehr wir da sitzen und beobachten, ohne zu kommentieren, ohne einzugreifen oder aufzuhalten, umso mehr werden wir erkennen, das alles, ALLES, was unsere Kinder im Spiel tun, für sie einen Sinn hat. Für ihre Entwicklung, für ihr sein, für ihr Wohlergehen. Und so lange ihr Spielbereich sicher ist und ausgestattet mit altersgerechten Spielzeugen und sonstigen Dingen, kann das Spiel der Kinder dort nur förderlich sein. Dazu brauche ich NICHT
– neue Impulse geben, um eventuelle Langeweile zu verhindern. Langeweile ist wichtig. Das weiß mittlerweile auch die Hirnforschung, die eher darauf drängt an Bushaltestellen gelangweilt zu warten, als ins Handy zu starren. Weil ein Stop im Gehirn erholsamer ist, als Dauerbrennen der Glühbirnen. Und Frust ist für unsere Kinder auch wichtig. Wenn Mama richtet, bevor es überhaupt dazu kommen kann, dann ist es wohl eher ein Vorbeugen des elterlichen Frustes, der den Frust des Kindes nicht aushält. Ja, diesen Vorwurf setze ich hier ganz bewusst.
„Wer hingegen Langeweile hat, fängt an zu überlegen, was er als Nächstes tun möchte, und kommt so den eigenen Fähigkeiten auf die Spur. Das Problem ist, dass Eltern oder Erzieher die Kinder in gewissem Sinn für defekt halten. Sie wollen sie trainieren, dass etwas aus ihnen wird, möglichst viel aus ihnen herausholen.“ Gerald Hüther
– eigene Ideen einbringen und mitspielen. Kinder sind voller bunter Ideen. Wir bringen genug Ideen ein, wenn wir ihnen gewisse Spielzeuge kaufen und ihnen kommentarlos überlassen. Wir bringen Ideen ein, wenn wir Spielorte und Ausflüge planen. Wir bringen Ideen ein im Haushalt und beim Kochen. Es gibt genug, wo sie merken, dass wir auch Ideen haben, dass sie sich in gewissen Dingen anpassen können oder einen Kompromiss finden. Wir dürfen mitspielen, wenn das Kind uns einlädt, aber an erster Stelle stehen hier die Ideen des Kindes. Und wenn wir sie ihm lassen, dann werden sie auch zahlreich bleiben.
„When you teach a child something you take away forever his chance of discovering it for himself.“
– Loben und Bestärken. Das ist das letzte, was Kinder im Spiel brauchen. Zum Thema Lob habe ich viel zu sagen, einiges ist schon gesagt aber es gibt noch vieles mehr, was jetzt hier keinen Platz hat. Aber im Spiel hat es wahrlich keinen Platz. Denn Spiel soll Freude machen, soll purer Spaß sein und Genuss. Wenn wir es als pädagogisches Mittel verwenden, um unser Kind „am Laufen“ zu halten, damit es nie aufhört, immer weiter macht und motiviert bleibt, dann erziehe ich mir ein Kind, das irgendwann auf eine Art spielt, die nicht es selbst, sondern uns zufrieden stellt und beglückt. Und das klingt meiner Meinung nach nach einem sehr traurigen Spiel.
Natürlich wird unser Kind im Spiel immer wieder eigene, persönliche Erfolge erleben. Und sich unendlich darüber freuen. Und wir können uns mit ihm freuen. Und auch ein „Super!“ ist keine Schande. Wenn ich das Lob, das auf meinen Lippen sitzt und unbedingt hinunter hopsen will, verschlucke, bin ich nicht authentisch. Aber ich möchte, dass nicht mehr so oft so wahllos, so unüberlegt und oberflächlich gelobt wird. Weil ein Kind Meilensteine erreicht, die es so oder so erreicht. Weil es einen Stift richtig hält. Einen Turm baut oder das Puzzleteil an der richtigen Stelle platziert. Wenn ein Puzzle fertig ist, kann ich immer noch pure Freude und Begeisterung sein und sagen „Du hast das ganze Puzzle allein geschafft.“ Dann zeige ich, dass ich es gesehen habe, dass ich mich mit ihm freue und das Kind wird uns stolz und zufrieden anstrahlen. Aber ich drifte zu weit ins Thema. Mehr dazu später in einem der nächsten Podcasts.
– Stärken fördern. Das brauchen Kinder nicht. Ein Kind, das gern klettert, wird dies von ganz allein hier und da tun. Ein Kind, das gern vertieft Lego spielt, wird das von früh bis spät tun. Ich brauche hier keine Vorschläge bringen, sondern einfach nur den notwendigen Raum dafür schaffen.
– Stärken und Schwächen verbinden. Nein, Spiel soll Spaß machen. Soll Freude sein. Ich muss auch nicht spielerisch aufräumen oder Zähne putzen. Diese Dinge machen keinen Spaß, haben aber nichts in dem Spiel verloren, das Freude macht. Dann vermische ich nämlich pure Freude mit purem Frust und das kann dazu führen, dass ein Kind auch am freudigen Spiel keinen Spaß mehr hat.
„Wir spielten und spielten und spielten, so dass es das reine Wunder ist, dass wir uns nicht totgespielt haben.“ Astrid Lindgren
Das mag nun alles sehr wütend klingen. Und ehrlich gesagt bin ich das auch. Denn es gibt so viele gute Seiten, Artikel und Berichte darüber, wie wichtig das Spiel für Kinder ist. Und dass Kinder im Spiel lernen. Alles lernen, was sie brauchen. Wenn wir sie doch einfach nur lassen. Nein, da muss ich beim Lego nicht die Farben testen oder Zahlen. Ich muss beim Puzzle keine Quizfragen stellen und Vokabeln abfragen. Ich kann mein Kind einfach in Ruhe spielen lasse, ihm vertrauen, dass es sich dabei gut, freudvoll und ausreichend entwickeln wird. Und dann wird es das auch.