Wir sind ziemliche Picknickfanatiker. Da wir auch extrem gern radeln, lässt sich das sehr gut verbinden und so verbringen wir viel Sommerzeit auf Wiesen, Decken und zwischen Krümelkeksen. Ich erinnere mich gut an ein Picknick, zu dem ich für Herrn Klein, der damals gerade 2 war, sämtliche seiner Spielzeugautos einpackte. Weil er die liebte und damit er etwas zum Spielen hatte. Weiter dachte ich nicht nach.
Erst als ich mitten in der Natur ein Plastikauto nach dem anderen aus dem Rucksack fischte und das Ganze so skurril aussah, merkte ich, wie unüberlegt meine Überlegung war. Warum musste ein Kind zu einem Picknick Spielzeug mitnehmen? Gibt die Natur nicht genug Zeug zum Spielen her?
An dieses eine Picknick musste ich gestern denken, als ich folgenden Artikel fand:
„15 Tips for Toy Free Play“ von Aunt Annie.
Er beginnt mit einer herrlichen Beobachtung zweier Kinder in einer typisch „extrem langweiligen“ Situation – mit der Mutter in einer Warteschlange. Nur ist diesen zwei Kindern überhaupt nicht fad. Und wenn wir erkennen, dass Langeweile eher Inspiration als Hindernis ist, dann kommen wir vielleicht drauf, dass es oft weniger ist, was unsere Kinder brauchen.
The correct answer to „I’m bored“ is „Are you?“. Full stop. (Aunt Annie)
Darüber hinaus gibt Aunt Annie sehr schöne und wichtige Hinweise, wie dieses Toy Free Play überhaupt möglich ist.
Gerade in der Stadt scheint das Verlassen des Hauses ohne Spielzeug scheinbar unmöglich. Mir wurde das oft bewusst, wenn ich wieder einmal ohne Sandspielzeug einen Spielplatz eroberte. In meiner Vorstellung konnte Herr Klein schließlich mit Stöckern, Steinen und seinen Händen genug Sand spielen. Zumal das „Kuchenbacken“ oder „Burgenbauen“ sowieso noch nicht seine Welt waren. Nur hatte ich die Rechnung ohne die anderen Mütter und Kinder gemacht. Natürlich waren deren bunte Bagger, Schaufeln und Eimerchen wesentlich interessanter – denn ja, wenn das bunte Spielzeug erst einmal da ist, fällt es Kindern schwer, sich stattdessen mit etwas Profanerem zu befassen.
Aber nicht nur in der Natur, auch daheim ist es sinnvoll, das echte und als solche deklarierte „Spielzeug“ mal etwas in den HIntergrund zu rücken und sich überraschen zu lassen, wo Kinder immer wieder Inspiration und Anregung zum Spielen finden können.
Ein paar Beispiele aus der Welt des Herrn Klein:
Also probiert es einmal aus. Verlasst das Haus ohne Spielzeug im Gepäck!
Und erzählt – mit welchem Zeug spielen Eure Kinder ?
Interessant. Ich verlasse das Haus schon seit der Tochter (11) immer ohne Spielzeug. Eben weil ich der Meinung bin, daß sich Spielsachen überall finden. Und das hat sich bisher auch bestätigt. Der Sterngucker spielt momentan am liebsten mit Deckeln, der Wolf mit Stöckern, die Tochter sammelt gern Steine.
Eigentlich auch verrückt, dass man auf einen SPIELplatz SPIELzeug mitnimmt. Ich glaube das is wirklich so ein Stadt-Ding. Die Kids könnten sich ja in Bus oder U-Bahn unglaublich langweilen oder gar lärmen…