Mit Kindern reden :: Auf das wie & wann kommt es an.

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Gestern ist der Tag sommerbedingt mal wieder länger geworden als geplant. Ewig hatte niemand Hunger, dann auf einmal sollte es schnell gehen mit dem Abendessen. „Du könntest ja schon mal den Tisch decken.“ Aber Herr Klein, der ja nun längst nimmer klein ist, blieb in der Hängematte hocken. „Wieso ich?“

Da kommen natürlich gleich mal grunzend Sätze wie „Weil Du der Älteste bist.“ oder „Weil Du auch mal was machen kannst.“ hoch. Und die führen dazu, dass er noch genervter ist. Weil das eigentlich auch keine Argumente sind dafür, dass ein Kind im Haushalt mit hilft. Die eigentlichen Argumente sind: „Wir leben hier in einer Gemeinschaft, das funktioniert nur gut, wenn jeder mit hilft, was er kann.“ Und gern auch mal ein: „Weil das für uns sonst auch alles zu viel ist.“ Aber das kommt in solchen Momenten, wo alle schon leicht genervt, müde und hungrig sind, nicht so rüber, wie es soll.

Unlängst fiel ich mal wieder über die Jacken in der Garderobe. Weil es zur Gewohnheit geworden war, dass die Kinder sie dort hastig abwerfen. Genervt hob ich die Jacken auf, gewillt zu rufen: „Könnt Ihr nie Eure Jacken aufhängen?“ aber ich verschluckte den Satz und spülte ihn bei nächster Gelegenheit im Klo herunter. Weil solche Aussagen sinnlos sind, weil sie nur zu gegenseitiger Genervtheit führen. Und sicher nicht dazu, dass die Kinder morgen denken: „Ach, die Mama hätt ja gern, dass ich meine Jacke aufhänge.“

Also wähle ich Momente um mit den Kindern zu reden gut aus und achte darauf, dass ich gut und gelassen drauf bin. Das ist manchmal beim Essen der Fall, oder einfach zwischendurch, wenn ich merke, dass es sich gut ergeben könnte. Dann kann ich auch sagen: „Hey Ihr drei, ich brauch Eure Hilfe. Ich wünsch mir, dass Ihr Eure Jacken da aufhängt, wo sie hingehören / Eure Schuhe da vorn hinstellt / Eure dreckigen Sachen in das Wäschekammerl gebt / mir beim Essen herrichten helft.“ Was auch immer grad Thema ist. Da hören sie ja dann zu, wenn man das so sagt und es ihnen nicht um die Ohren fetzt. Da spüren sie, dass die das wirklich ernst meint, aber dennoch freundlich. Und dann entstehen Gespräche darüber, wer was machen könnte und sie sagen: „Ab jetzt räum ich meine Sachen immer gleich weg, Mama.“

Und dann machen sie das auch. Oder? Natürlich nicht. Es sind ja Kinder, sie leben im Moment und sie haben sich ja diese Dinge oft auch über einen gewissen Zeitraum so angewöhnt. Und ihnen ist das ja im ersten Moment auch nicht so wichtig wie uns.

Also muss ich sie noch eine Weile daran erinnern. Vorzugsweise auch eher gelassen und entspannt. Aber klar und deutlich. Es hilft auch immer, wenn wir ihnen dabei helfen, diese Dinge so zu tun, wie wir sie von ihnen erwarten. Ich kann also auch die Jacke aufheben und sagen: „Du schau, die lag wieder am Boden. Mir wärs wichtig, dass Du die da aufhängst.“ Ich muss also nicht mit strengem Finger dastehen und darauf bestehen, dass das Kind die Jacke aufhebt. Nur damit es etwas lernt. Das ist ein Machtkampf, den mögen Kinder nicht, da gehen sie in den Widerstand. Kennt Ihr vielleicht. Komplette Verweigerung. Herumschreien. Macht keinen Spaß so. Bringt auch nix, kann ich ein Lied von singen. Aus Kindersicht und aus Mamasicht.

Das gilt aber nicht nur für Gespräche über Mithilfe im Haushalt. Das gilt für Gespräche aller Art. Wenn Herr Klein – egal wie groß – wochenlang abends vor Angst nicht einschlafen kann, aber nicht sagt wovor er Angst hat, dann bringt es nichts immer abends mit ihm über diese Angst zu reden und darauf zu bestehen, dass er redet. Dann muss ich einen Moment wählen, in dem ich Ruhe und Zeit für ihn habe und er zugänglich ist, meist spürt man das, weil sie selbst redselig sind und uns etwas erzählen. Da können wir dann einsteigen und interessiert nachhaken. Apropos Interesse, Kinder spüren, ob wir uns auch für ihre Sicht und ihre Gedanken interessieren, oder ob wir nur was von ihnen wollen oder erwarten.

Auf dem Weg zum Einkaufen neulich sagte Herr Klein: „Wir sind uns sehr ähnlich Mama. Du magst doch so Quietschen auf dem Teller mit der Gabel nicht. Ich auch nicht. Und wir haben beide braune Augen.“ Ich lächelte. „Ja“, sagte ich. „Und wir haben noch etwas gemeinsam. Ich hatte als Kind auch immer Angst, wenn ich einschlafen sollte und es dunkel war.“ Er schaute mich groß an, überrascht, irgendwie auch erleichtert. Und interessiert mehr zu erfahren.

Wovor er Angst hat abends, das erfuhr ich wieder erst später in einem anderen Gespräch. Weil wir noch etwas brauchen, wenn wir mit Kindern reden wollen: Geduld. Aber das ist wieder eine andere Übung.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Carla

    Ein sehr schöner Artikel ☺️👍

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