Am Dienstag hatten wir mal wieder unseren Gesprächsabend. Also den, den wir selbst so als Eltern besuchen. Wie immer überlegten wir im Vorfeld, welches Thema wir in der Runde dort besprechen wollten. Alles, was wir andachten, konnten wir uns bei der Formulierung der eigentlichen Frage auch schon wieder selbst beantworten. Zumindest ahnten wir, was die Antwort sein würde.
Bis wir schlussenendlich eine Frage fanden, die uns ein wenig als solche bestehen blieb:
Was können wir Herrn Klein, nachdem der ja hier und da sehr experimentierfreudig geworden ist, zutrauen. Wie können wir ihm wieder vertrauen? Immerhin war es keine langfristige Lösung das Klo abzusperren, damit er nichts dort hinunterspült. Immerhin soll er ja selbständig dort auch das tun können, was man dort tut. Ich kann ja auch nicht das Bad absperren, damit er nichts fröhlich in den Abfluss schmeißt. Ich kann alle Steckdosen sichern, ja. Aber ich kann letztendlich gar nicht ahnen, auf welche Ideen er sonst noch kommt und am allerwenigsten kann ich einem fast 4-jährigen ununterbrochen hinterherlaufen. Was also tun, dass ich sichergehen kann, dass er nix anstellt, wenn ich mal einfach was anderes zu tun habe?
Die Antwort war wie zu erwarten war ganz unerwartet anders als erwartet. Dass Herr Klein experimentierfreudig ist, ist ja einerseits kindlicher Forscherdrang. Dass dieser aber in gewissen Situationen das Maß an „normalem Forscherdrang“ übersteigt, hat einen Grund. Und der könnte, wie das bei Kindern in dem Fall oft ist, Orientierungslosigkeit sein.
Als ich das Wort hörte, gingen mir einige Lichter auf. Es war mal wieder, als hätte jemand die Glühbirne ausgetauscht und gleichzeitig die Lampe gewischt. Es wurde nicht nur Licht, es wurde auch viel helleres Licht. Plötzlich sah ich, wie orientierungslos ich momentan durch die Welt irre, mit allen Ideen, Projekten, Jobs und Aufgaben. Wie der Liepste mitten im Jobwechsel und mit ebenfalls vielerlei zu tun am Hut durch den Tag rast. Da war es eigentlich die Logischste aller Erklärungen, warum Herr Klein so planlos, ziellos und entsprechend ideenreich war. Er wusste nicht, was er tun sollte damit wir wieder die werden, die er kannte. Und er hatte keine Ahnung mehr, was wir von ihm erwarteten.
Tja, und da standen wir mal wieder am Anfang. Wir hatten ein Problem und die theoretische Lösung. Das praktische Umsetzen von Ansätzen, um die Wogen zu glätten, war noch ein ganz anderes Thema.
Interessant war an der ganzen Geschichte mal wieder, dass wir (wie immer) in Herr Kleins Welt nach Lösungen suchten. Was tut er und warum? Was geht grad in ihm und seinem Leben vor? Anstatt den Deckel etwas weiter zu öffnen und zu fragen: Was geht in uns grad vor? Was ist mit uns los und was davon kann mit Grund sein für sein Verhalten? Es kann frustrierend sein, wenn man dann mal wieder sieht, dass man selbst Auslöser oder zumindest Teil dessen ist.
Genau dafür liebe ich diese Gesprächsrunden. Dass ich nicht die Lösung per se vorgegeben bekomme, sondern Ansätze. Gedanken und Anstöße. Was ich damit tue, das liegt nun an mir. An uns.
Ich hoffe, dass es auch mir gelingt in meinen Gesprächsrunden solche Lichter aufgehen zu lassen. Apropos. Es sind noch Plätze frei!
Schönes Wochenende!
Oh, immer wenn ich von dir lese finde ich mich selbst wieder – das tut gut. Ich komme grad von einem termin bei unserer spielraumleiterin und habe festgestellt, dass ICH es mir immer schwer machen möcht um dann mit ganzer kraft schier unmögliches zu packen und zu mir sagen zu können/dürfen:du bist gut (klingt absurd i know)…. Und mein sohn macht mit das schier unmögliche zu kreieren.
Ich liebe es wenn die lampe der selbsterkenntnis angeht.
Ach buntraum danke immer für deine kraft so viel leben hier mitzuteilen – von dir zu lesen ist eine riesenbereicherung!!
danke!!! und ich glaube ich bin ähnlich, will immer alles und davon ganz viel, nur um mir selbst etwas zu beweisen. Und dann kommen meine Kinder und schmeißen alles um. Nur um mir zu zeigen, dass ich weder mir noch ihnen etwas beweisen muss. Verrückt, das.
Orientierungslos. Das waren auch die Worte, mit denen wir unser Elterngespräch einberufen haben. Ich bin gespannt, wie ihr es schafft, die Theorie in die praxis umzusetzen. Denn die Erkenntnisse und AHA-Momente sind ja die eine Sache, die Umsetzung aber die andere und viel schwerer. Aber manchmal löst sich ein Knoten ja auch schon, wenn man ihn mal losgemacht und benannt hat. Alles Liebe! Und danke fürs Teilen deiner Erkenntnisse. Ich nehme da immer sehr viel mit.
ja die Umsetzung, die ist schlussendlich die eigentliche Herausforderung. Wenn mal die Erkenntnis da und eingesickert ist… ich werde sicher berichten, sobald sich etwas tut…