Ein Jahr getrennt erziehend – ein besonderer Jahresrückblick

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Ziemlich genau ein Jahr ist die Trennung jetzt her. Drei Kindergeburtstage. Corona. Ostern. Ferien. Lockdown 1. Lockdown. 2. Lockdown xyz. Und jetzt das erste Weihnachten in der neuen Konstellation. Wir blicken auf ein komplett irres Jahr zurück. Und ich dennoch auch auf ein schönes.

Die meisten fragen natürlich oft erst einmal, wie es den Kindern geht. Und ich bin immer wieder erstaunt, wie gut es ihnen geht. Zumindest scheint das so. Natürlich ist das alles nicht leicht für sie. Erst kam lange Zeit kein Rhythmus im Wechsel zwischen mir und ihrem Papa zustande, weil der Lockdown überhaupt keine Stabilität zuließ. Dann gingen wir mit bisschen Schule und halb Distance Learning direkt über in die Sommerferien und von da in etwas Rhythmus, der vom zweiten Lockdown über den Haufen geworfen wurde. Dabei wechselte der große Le ins Gymnasium und ich weiß grad nicht, welche dieser drei riesigen Ereignisse in seinem kleinen Leben ihn mehr beeinflussen. Für all das steht er ziemlich fröhlich, ziemlich tapfer auf seinen immer größer werdenden Füßen.

Sowohl der Papa als auch ich sind in neuen Beziehungen und die Kinder haben sich hier und dort auf neue Menschen an unserer Seite eingestellt. Ich denke, dass ihnen zum einen ihre Geschwisterbeziehung da sehr hilft, ihnen Halt gibt. Zum anderen glaube ich, dass sie spüren, dass es uns gut geht und wir auch einen guten Umgang miteinander als Eltern haben. Natürlich gab es schwierige Momente für mich. Da war Schmerz. Da kam Wut und Trauer. Alles, was dazu gehört. Das nicht vor den Kindern und über die Kinder auszuleben, war nicht immer leicht. Genauso hatten auch die Kinder ihre Momente, wo ich gespürt habe, dass das alles nicht einfach ist für sie. Wie auch? Das Coronajahr wirbelt uns alle gehörig durch den Kaffee. Dazu noch grundlegende Veränderungen… Es wäre gelogen zu sagen, sie würden das nicht spüren und zeigen. Aber – wie immer – bin ich da für sie. Und fange auf so gut ich kann. Schenke ihnen Halt, wenn ich selbst schwanke und gebe ihnen alle Liebe, dich in mir ist. Immerhin weiß ich, dass am Ende einer langen Woche dann oft ein paar kinderfreie Tage warten.

Diese Wochenenden brauche ich oft zum Auftanken. Da suche ich Zuflucht im Wald, in meiner neuen Beziehung und am Ofen bei ihm zu Haus. Da spüre ich die aufgestaute Müdigkeit, die noch immer tief sitzende Erschöpfung in mir. Und genieße die Stille. Und bin dankbar, dass ich dort sein kann, wie ich bin. Laut und leise. Lustig und traurig. Und nicht selten alles durcheinander. Ganz ich eben.

Und ich spüre sie wieder, die Freude. Liebe. Glück und das Lachen aus dem Bauch. Dinge, die mir so gefehlt haben, die mir in den letzten Jahren stückweise abhanden gekommen sind. Sie blitzen hier und da auf, zeigen mir, dass es sie noch gibt und ich gewinne mehr und mehr Vertrauen, dass ich sie auch wieder ganz und voll und total spüren kann.

Mit den Kindern habe ich es besonders fein. Manchmal kichern wir schon früh morgens durchs Wohnzimmer. Ich genieße die Zeit mit ihnen sehr. Klar platzt mir hier auch mal der Schädel mit den vielen unterschiedlichen Anforderungen, die auch Corona mit sich bringt. Englische Grammatik an schriftlicher Division neben Knetekugeln auf dem Teppich. Und klar platzt mir auch mal der Kragen. Aber ich habe das Gefühl, dass wir es richtig gut miteinander haben. Ich weiß, dass sehr viel meiner Energie in die Kinder fließt. Aber irgendwer hat mal gesagt „Man bekommt so viel zurück.“ Und gerade jetzt spüre ich: Alles, alles was ich investiert habe, kommt zurück. Intuitiv habe ich vieles richtig gemacht.

Meine größte Erkenntnis 2020 war, dass mein Bauchgefühl ein starkes und wertvolles ist. Dass immer dann, wenn ich mich voll und ganz auf den Bauch verlassen habe – auch wenn mir das Bauchweh bereitet hat – ich dafür belohnt wurde. Und deshalb werde ich diesem Gefühl weiterhin und immer mehr trauen.

Was mir besonders geholfen hat in diesem Jahr waren die intensiveren Auseinandersetzungen mit den buddhistischen Lehren & den teachings von Eckhart Tolle, die Meditation, die weiter etablierte Achtsamkeitspraxis und die vielen Gespräche mit M, dem neuen Mann an meiner Seite. Danke!

Ein besonderer Dank gilt der Blogleserin, die mir das Buch „Ich verlasse Dich, weil ich leben will“* empfohlen hat. Ein Buch für „die Ausbrechenden“ aus einer Beziehung. Für die Menschen, die gehen, aber damit hadern. Weil es kein leichter Schritt ist. Weil viel Schmerz, viel Angst damit verbunden ist. Aber ein Schritt, der wichtig ist. Das Buch hat mich gestärkt und berührt. Danke!!

Sehr erfreut und erfüllt haben mich neue Freundschaften und natürlich auch meine alten. Viele Gespräche an Bier, an Kaffee, an Frühstück oder Abendessen oder letztendlich auch am Telefon haben mich getragen und gezeigt: ich bin nicht allein. Egal, wie es mir geht. Ich danke Euch Mädels J und K und I und R und A und A !!!

Das Lied in Dauerschleife heuer war „Tanz der Moleküle“ von Mia. Allzuoft habe ich dazu durch die Küche getanzt. Denn „du bist so schön wenn du lachst“ trifft’s doch irgendwie. Wir sollten alle mehr lachen.

Der wichtigste Spruch für mich war „Fürchte dich nicht zu sein, wer du bist.“ von Dzogchen Ponlop Rinpoche, dem Autor von „Rebell Buddha – Aufbruch in die Freiheit“*.

Die berührendste Serie, die mir sehr viel Tränen abverlangt hat, war „Normal People“ und ich möchte sie nochmal und nochmal und nochmal schauen. Schaut sie auch! Aber auch „The Crown“ hab ich mit großer Begeisterung geschaut.

Der beste Film 2020 war für mich „Undine“ von Christian Petzold. Und dann sperrten leider die Kinos zu. Ach.

Und jetzt? Kommt Weihnachten. Heiligabend werden wir gemeinsam verbringen. Alle fünf. Das wird komisch. Anders. Denn der Papa wird dann wieder gehen und wir bleiben. Aber so ist eben alles in diesem Jahr: anders und neu. Und dann lassen wir 2020 zu Ende gehen. Latschen dem Dezember die letzten Tage aus wie einem auslutschten Quetschiepackerl.

Und das neue Jahr? Das lassen wir da mal noch so bissl im Nebel stehen. Das kommt von ganz allein daher. Oder wie sagt man? Loslassen, immer wieder loslassen.

Alles Liebe, habt es gemütlich und ruhig daheim, bleibt gesund und bis bald! Nadine

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