Jeden Monat am 5. fragt Frau Brüllen: „Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?“ Tagebuchbloggerei direkt aus dem Alltag heraus.
Aufstehen war heute eher so eine Schlafwandlerei. Ich hatte so gut wie nichts geschlafen, war viel zu spät im Bett und hatte mir dann ab frühen Morgenstunden viele bunte Sorgen um den kommenden Tag gemacht. Die Putzfrau war für 8Uhr angekündigt – was morgendliches Aufräumen bedeutete und obendrein hatte ich die Kids in der Früh allein fertig zu machen und in Schule und Kiga zu bringen. Normalerweise kann ich noch Speedaufräumen, wenn die Meute das Haus um halb 8 verlässt. Obendrein fiel mir ein, dass die Buchhandlung noch immer nicht angerufen hatte wegen den bestellten Büchern. FÜR DEN NIKOLO bestellte Bücher. Ich Schaf hatte nicht nachgefragt, ob die sicher bis Donnerstag ankommen werden. Also gesellte sich das große „Was wenn nicht?“ zur Schlaflosigkeit. Und wenn ich wenig schlafe, dann klingelt der Tinnitus laut in meinen Ohren und ruft: „Hey! Das war zu wenig!“ Als ob ich das nicht wüsste. Blödmann.
Frühstück ist derzeit eine Mischung aus Lego bauen und Essen. Die Kinder haben jeder ein Legoset aufgeteilt auf 24 Sackerl in ihren Adventkalendern und bauen dann morgens fröhlich. Immerhin ist das ein Monat im Jahr, in dem sie alle gut gelaunt und pünktlich aufstehen. Ich raste derweil durch die Wohnung und räumte Zeug von A nach B, erinnerte immer wieder an nächste Tagsordnungspunkte wie „Anziehen“ oder „Zähne putzen“ und hörte von den großen immer „hab ich eh schon“. Manchmal sind die schneller als ich. Am Ende waren wir pünktlich fertig und die Wohnung aufgeräumt. Immer wieder ein Wunder, wie sich alles ausgeht, und wie man sich umsonst stressen kann. Eine meiner Superkräfte übrigens.
Nachdem ich alle in ihre Einrichtungen geworfen hatte, fuhr ich heim und machte mir in der Gemeinschaftsküche im Haus ein Frühstück und schrieb Tagebuch. Oben werkelte ja schon die Putzfrau herum. Dann machte ich mich auf um noch eine Kleinigkeit zum Nikolo zu besorgen. Immernoch in der Hoffnung, die Buchhandlung würde sich noch melden.
Zurück im Haus setzte ich mich in unser Cafe im Erdgeschoss und schrieb an meinem Newsletter. Das war so ziemlich das einzige, was ging mit meinem schlaflosen Hirn. Am Nachbartisch unterhielten sich zwei Frauen angeregt auf Englisch und ich versuchte dabei die Lautstärke meiner Musik im Kopfhörer entsprechend raufzudrehen, ohne dabei den Tinnitus weiter zu ärgern. Eine scheppernde Gratwanderung.
Um 12 löste ich die Putzfrau ab und atmete tief die saubere und aufgeräumte Wohnung ein. Es ist immer so eine Wohltat. Ich habe schon so oft überlegt sie aufzugeben und das Geld zu sparen. Aber was ich dafür an Nerven, an Rücken und an Zeit hergeben würde, steht in keiner Relation. Also bin ich dankbar für sie und freue mich alle zwei Wochen über diese aufgeräumte Stille hier.
Endlich etwas Ruhe für mich. Zum Mittagessen gab’s aufgewärmtes Curry vom Dienstag, nebenher las ich ein paar herzerwärmende Emailantworten auf meinen Newsletter. Endlich beantwortete ich auch mal ein paar liegen gebliebene Emails. Dann wollte ich am Sofa etwas lesen, schlief aber schnell ein. Noch immer nix von der Buchhandlung. Geduld. Auch so eine Superkraft. Haha.
Um 14Uhr machte ich mich los Miniklein abzuholen. Davor noch ein kurzer Ausflug zum Supermarkt für ein paar Lebkuchen. Wer die immer so schnell auffuttert? Dem Zwerg Nase merkte man im Kindergarten an, dass sie zur Zeit nicht viel rausgehen. Er war völlig aufgedreht und überdreht und drehte sich auch viel. Meine Nerven drehten sich mit ihm. Halleluja.
Zu Hause Tee und Lebkuchen mit dem Kind. Dann kam auch schon der große Le aus der Schule. Auch er war ganz selig über sein aufgeräumtes und sauberes Zimmer. Das hatte er ja gestern Abend auch noch ordentlich aufgeräumt. Ich bin dankbar, dass die Kinder da mittlerweile viel mithelfen. Sogleich machte er sich daran an seiner Legostadt weiterzubauen. Der kleine Bruder schaute ihm dabei zu. Und ich akzeptierte langsam, dass ich dringend eine Alternative für den Nikolo brauchte.
16Uhr muss ich Frau Klein von der Schule abholen. Miniklein ist derweil mit Nachbarskindern am Gang unterwegs. Le im Legohimmel mit seinem Freund. Alle also beschäftigt. Schnell noch im Supermarkt vorbei, Abendessen muss es ja schließlich auch noch geben. Heute am Plan: Pizza.
Mit Frau Klein im Gepäck wieder daheim. Am Gang ist Tohuwabohu, immer mehr Kids kommen heim, rennen herum, rein in die Wohnungen, wieder raus. Mandarinen werden inhaliert, Weihnachtsmusik düdelt. In der Nachbarwohnung wird eine Packung Zucker verschüttet. Ganz normaler Alltagswahnsinn im Wohnprojekt.
17Uhr wollten die Kids schon unbedingt Schuhe putzen. Miniklein wollte gar nicht mehr aufhören. Frau Klein: „Dann putz halt noch ewig Deine blöden Schuhe!“ Totale Besinnlichkeit hier. Ich gab derweil an den Mann Alternativbestellungen für den Nikolo durch. Jetzt muss improvisiert werden. Der Pizzateig rief mich in die Küche. Eine Nachbarin kam auf einen Plausch vorbei.
18uhr gabs Abendessen. Danach das ganz normale Abendprogramm. Die Kinder schauten eine Serie und stritten darüber, wer die Folgen aussuchen durfte. Und allabendlich grüßt das Murmeltier. Alle fünf Minuten wurden Wünsche an den Nikolaus geschickt und ich weiß jetzt auch nich so genau, ob der überhaupt Wünsche annimmt. Vor allem, wenn der, der eigentlich kommen sollte, irgendwie verhindert ist. Nunja. Der große Le hüpft mit dem Springseil, was in Österreich Springschnur heißt, über den Gang und schimpft, weil es zu lang ist. Frau Klein will nicht ins Bett und schimpft, weil ihr Kleid so schwer auszuziehen ist. Und naja, eigentlich ist alles wie immer. Nun werden sie im Dreierhop ins Bett gebracht. Und ich wandere dann im Vierteltakt hinterher. Ich glaub mein Gehirn liegt schon im Bett.
Und morgen fangen wir dann von vorn an. Alltag olé !