Unser Urlaub ist vorbei. Zwei Wochen Sonne, Strand und Meer liegen hinter uns. Das Urlaubsziel wäre nicht meine erste Wahl gewesen, aber im Leben zu fünft geht es nicht immer nur um Einzelne. Letztes Jahr habe ich die kühle Brise in Schweden genießen dürfen, heuer fügte ich mich also dem Wunsch der Mehrheit wieder in wärmere Gefilde zu reisen.
Wichtig ist mir überhaupt, dass wir zumindest einmal im Jahr gemeinsam wegfahren. Ich liebe diese Urlaube, bei denen wir alle gemeinsam einfach mal aus dem Alltag entschwinden und gemeinsam Neues entdecken. Es muss gar nicht immer weit sein, wir waren in der Vergangenheit auch schon auf Bauernhöfen in Österreich. Wesentlicher finde ich, dass wir einfach wirklich rauskommen. Aus der Umgebung, aus dem Alltag, aus dem stetigen Tun. Als Bloggerin mit einigen Online Angeboten habe ich da immer einen Laptop dabei, aber von Tag zu Tag merke ich wie der Drang, ihn aufzuklappen, schwindet. Wie mir Followerzahlen und Blogstatistiken egaler werden und sich Familienzeit, LöcherindieLuftgucken und Das Leben genießen wichtiger werden. So war es auch dieses Mal.
Am Anfang braucht es immer etwas, bis wir uns da aufeinander einstimmen und in den urlaubsmodus kippen. Da stolpern wir noch durch den Tag und stochern in unterschiedlichen Erwartungshaltungen herum. Doch schon bald löst sich die Anspannung und wir beginnen uns aufeinander zu und im Einklang der Wellen zu bewegen. Dann sind wir angekommen und genießen den Urlaub.
Der Liepste hatte im Vorfeld einen Artikel in der Zeit gelesen, in dem es darum ging, dass Urlaub mit Kindern ja eigentlich nur eine Katastrophe sei und alles andere als entspannend. Er hatte sich sehr darüber aufgeregt. Hin und wieder, wenn es anstrengende Momente mit den Kindern gab, schauten wir uns mit zusammengebissenen Zähnen an und in beiden Gesichtern stand die Frage: Oder hatten sie recht?
Nein, hatten sie nicht. Klar, Urlaub mit Kindern ist eine Katastrophe, wenn man davon ausgeht, dass man in Ruhe ausschlafen, zwölf Bücher lesen, in Ruhe essen gehen und abends lange Party machen kann. Weil dann die Erwartungen dermaßen fern der Realität liegen, dass es nur eine Katastrophe werden kann. Aber mit drei Kindern und seit 7 Jahren Eltern, haben wir dazu gelernt und unsere Erwartungen entsprechend angepasst. So ist eigentlich mittlerweile jeder Urlaub eine wundervolle Erfahrung, die wir allesamt genießen. Auch mit den kleinen schwierigen Momenten, wo übermüdete Kinder sich ankreischen, wo man bei den wenigen Malen, die wir essen gehen, die Nerven dem Essen der Kinder hinterher schmeißt. Wo man (in dem Fall eher Frau) am Strand eingequetscht zwischen Touristen klebrig schwitzt und jetzt sofort nach Hausei n die Kühltruhe will. Oft sind es aber auch die Momente, über die wir im Nachhinein am lautesten lachen.
Nein, wir hatten einen wunderschönen Urlaub. Und das ist unsere Geheimrezeptur, die ihn Jahr für Jahr möglich macht:
Zeit geben zum Ankommen
Erwartungen anpassen und justieren
Regeln aufweichen und neu aufstellen
Freiräume schaffen
Lachen, lachen, lachen
Wie gesagt, es braucht einfach für alle unterschiedlich viel Zeit und Aufmerksamkeit, um an einem neuen fremden Ort zurechtzukommen. Kinder überblicken nicht so schnell wie wir die neue Kultur, das neue Klima, den neuen Ort. Gleichzeitig gehen sie auf alles viel offener zu als wir und können uns da ein Stück weit an die Hand nehmen. Wir müssen uns akklimatisieren, einstellen und den Alltag schrittweise los- und hinter uns lassen. Egal, was im Büro, was online ist. Egal, was nach dem Urlaub sein wird. Egal, egal, egaler…
Dann ist es wichtig zu besprechen: Was wünscht Ihr Euch, was willst du unbedingt machen? Was ist dir wichtig, was mir? Was ist überhaupt möglich – die Wetterlage bestimmt ja doch viel. Und was wird sich einfach nicht ausgehen? Was ist finanziell möglich? Das alles dauert ein paar Tage, doch dann herrscht bei uns meistens pure Urlaubslust.
Naja, und dass es nur am Wochenende Eis gibt – so eine Regel kann man am Meer, am Strand, im Süden, wo wir täglich an drei Eisverkäufern vorbeispazieren, nicht durchhalten. Heißt aber auch nicht, dass es dreimal täglich Eis gibt. Da muss man ein bisschen auf die Kinder, ein bisschen auf sich hören. Gleiches gilt für Essen und Schlafen. Schlafenszeiten verschieben sich eben, aber wenn es zu dauerhafter Übermüdung führt, muss man wieder ein bisschen einlenken. Führen und führen lassen, dann kann das gut gelingen.
So ein Urlaub ist eben wie das Meer. Mal seicht und ruhig, mal stürmisch mit überschlagenden Wellen. Und alles, was wir tun können, ist mit den Wellen schwimmen, hüpfen oder auch mal an den Strand hinausrudern und aussteigen.
Was mir im Vorfeld schon wichtig war, war das gegenseitige Freiräume schaffen. Die Ferien mit den Kindern fordern stetiges Dasein von mir, was mich teilweise erschöpft. Vor allem auf Grund der vielen unterschiedlichen Bedürfnisse. Ich hatte mir gewünscht, auch mal allein sein zu können. Es war nicht so leicht wie gehofft, weil es auch für den Liepsten schwierig war mit Sack und Pack und drei Kindern im unterschiedlichen Wasserliebe- und Schwimmstadium an den Strand zu gehen. Da kam dann die plötzliche Anziehung zum Tauchen auf und zog uns beide gegenseitig immer mal für ein paar Stunden ab in die Tiefe, das tat mir gut. Gegen Ende ging ich dann abends, als ich schon eine tiefere innere Ruhe verspürte, auch mal allein an den Strand um zu meditieren.
Naja und den Humor, den sollte man auf keinen Fall verlieren unterwegs. Im Gegenteil, er hilft, wenn es mal wirklich schwierig ist. Wenn ein Kind das Frühstück ins Auto schießt (nein, nicht schei…t), wenn beim Essen im Restaurant am Nachbartisch das junge Pärchen genervt die Augen verdreht, wenn das kleine Kind am Strand hinter mir selig und in Ruhe auf mein Strandkleid gackst (jetzt ja wirklich, schei…t).
Nun sind wir daheim, die Kinder suchen ein wenig Alltag im Ferienrausch, ich suche etwas Struktur und Ordnung für die kommenden drei Wochen und freue mich jetzt wieder mehr hier und da zu sein. Und ich freu mich, wenn Ihr es auch seid.
Wie habt Ihr den Urlaub verlebt? Was hilft Euch, damit so ein Urlaub mit Kindern dennoch lustig, schön und entspannt sein kann?
Danke für diesen wunderbaren Artikel. Mir geht es ähnlich wie dir. Ich brauche auch meine Ruhephasen in denen ich alleine bin. Im Urlaub lässt sich das oft schwerer bewerkstelligen, und stellt sich einfach anders dar als in der gewohnten Umgebung zuhause.
Ich stelle mich auch nicht mehr auf Erholung im Urlaub ein, aber der Abstand zum Alltag ist auch eine gute Form der Erholung.
Und ich habe schon die Erfahrung gemacht, dass weniger Programm und fix verplante Zeit viel mehr wert ist. Wir planen immer wieder Zeiten im Urlaub ein, wo wir nichts unternehmen, damit genug Zeit für die Kinder bleibt um die unmittelbare Umgebung zu erkunden.
Meine wichtigsten Punkte für einen angenehmen Familienurlaub:
* hohe Erwartungen loslassen
* Stress beim packen akzeptieren
* wenig fixes Programm einplanen
* unerwartete Erholungspausen nutzen (zB Wartezeiten)
* mich auf den neuen Rhythmus einlassen
In neuer Umgebung kann man ganz neue Seiten an allen Familienmitgliedern entdecken.
Urlaub mit Familie ist zwar nicht vorrangig erholsam aber trotzdem sehr lohnenswert.