Letzte Woche in Berlin saß ich mit den Kindern in der S-Bahn und plötzlich sagte Frau Klein: „Ich habe gerade einen großen Ballon gesehen. So einen wie bei Pipi Langstrumpf!“ Ahja, Pipi Langstrumpf. Die liebt sie ja sehr also dachte ich mir wie schön die Welt doch sein muss, wenn man noch so in Geschichten versunken die Welt betrachtet. Doch ich erinnerte mich an eine Lektion eines Online Kurses, den ich gerade mache, in der es darum ging Situationen im Leben mit einer einladenden, freundlichen und neugierigen Haltung zu begegnen. Also sagte ich: „Wirklich? Einen Ballon?“ Und sie nickte aufgeregt.
Miniklein beginnt nun gerade zu reden. Aber wenn er aufgeregt ist, dann poltern nur Phantasiesprachensätze aus ihm heraus. „Deiti data da da dei du dei!“ und so. Es ist zum Knutschen und manchmal möchte ich mich zerkugeln. Dann wird er mürrisch. Wenn ich ihn aber ruhig ansehe und dann frage: „Wirklich? Ist das so?“ Dann nickt er und geht zufrieden seinen Dingen nach.
Und dann merke ich wieder: wir sind oft so schnell und voreilig. Wir erklären den Kindern, was sie zu sehen haben. Wir belächeln sie für ihre halben Sätze. Und wir berichtigen sie sehr schnell, nehmen ihnen dadurch eigene Erfahrungen und Raum für Phantasie.
Oft wollen wir ihnen nur die Welt ganz richtig zeigen und erklären. Damit sie rechtzeitig alles gut lernen können. Damit sie verstehen und sich auskennen. Aber manchmal, da können wir uns auch von ihnen belehren lassen. So wie ich in Berlin. Als Herr Klein dann aus dem Fenster sah und rief: „Jetzt hab ich den Ballon auch gesehen!“ und der Mann uns gegenüber sagte: „Und er war blau, stimmts?“ Und wir alle drei stutzten. Und die Frau neben ihm sagte „Und da stand DIE WELT drauf, oder?“ Und wir alle drei immernoch stutzten. Und dann sah ich ihn auch. Den Welt-Ballon über dem Potsdamer Platz. Der da wirklich hoch oben in der Luft hing. Längst nicht so hübsch und toll wie der von Pipi Langstrumpf. Aber es war ein Ballon. Und ich habe an dem Tag gelernt mich wieder öfter ganz neugierig und offen auf diese Welt einzulassen. Und mich auch mal von meinen Kindern mitreißen zu lassen. Es tut so gut. Tut es!