Hand auf’s Herz :: Morgens, mittags, abends

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Es gibt diese Tage, da kenne ich mich in mir selbst nicht aus. Morgens funktioniere ich, damit die Kinder pünktlich in der Schule sind. Dann ist immer etwas zu arbeiten, am Nachmittag hole ich die Kinder – gern zu verschiedenen Uhrzeiten – von verschiedenen Einrichtungen ab. Wie ein Chauffeur sitze ich auf meinem Lastenrad, dazwischen halte ich am Supermarkt, überlege was es zum Abendessen gibt, am Weg vom Fahrradraum in die Wohnung nur nicht die Wäsche in der Waschküche vergessen. Dazu gesellen sich gern die buntesten Gedanken. Wenn ich dann mal kurz anhalte und mich frage: Halleluja, was is denn da heute in mir los? Dann ist das oft sehr konfus und komplex. Alles ist los. Nichts ist da, wo es sein soll.

Aber das hilft mir oft nicht weiter. Klar ist da viel los. Aber wie komme ich da raus? In erster Linie in dem ich mal genau nachhake: Was genau ist in mir los? Ich bin gestresst, ja. Da tauchen körperliche Anzeichen auf. Aber was ist in mir drinnen los? Da kommen dann Ärger, Frust, Gereiztheit. Und dann bohre ich weiter. Woher kommen die? Was liegt drunter? Immer weiter grabe ich wie ein Maulwurf. Und dann lande ich ganz tief an der Wurzel: Da schlummern die großen Gefühle. Traurigkeit. Wut. Schmerz. Neid. Angst. Scham. Das ist nicht immer leicht auszuhalten. Denn die Gefühle werden ja sofort lebendig, wenn man ihnen mal ins Auge blickt. Aber das tut gut. So richtig gut. Denn erst wenn man da angekommen ist, kann man auch lernen, woher sie kommen. Und daraus resultierend dann: was wir tun können, damit sie wieder schlafen können.

Gestern war ich wütend. Richtig richtig wütend. Wut ist gut. Ich kann sie in Kraft umwandeln. Heute war da Traurigkeit. Auch die tut gut. Denn durch sie kann ich wesentliches über mich erkennen. Schmerz lässt mich ganz tief spüren. Und all das lässt mich irgendwann ganz ruhig werden. Ganz ganz ruhig. Weil jede Emotion wie eine Welle davonschwappt irgendwann. Am besten mit einem Boot drauf, in dem der Grund für die Emotion hockt.

Es ist nicht leicht da hindurchzugehen. Aber die Stille danach, die tut gut. So gut.

Warum ich das erzähle? Weil wir viel zu oft durch den Alltag rasen und genervt und gereizt sind, von a nach b hetzen und uns selbst nicht mehr auskennen. Und weil wir uns nicht mehr auskennen, uns nicht mehr richtig spüren, wissen wir auch gar nicht mehr, was wir empfinden, wo unsere Grenzen sind, was gut für uns ist und was nicht. Wir gehen einfach nur noch, machen immer weiter. Immer weiter. Aber das tut nicht gut.

Und nein, wir können nicht immer einfach aussteigen. Vieles davon muss ja erledigt werden. Die Kinder abholen, einkaufen, damit Essen da ist, die Wäsche, die sich nicht von selbst wäscht und am Abend noch in Ruhe ein Buch vorlesen…. Was wir aber tun können ist: anhalten. Pausieren. Stoppen und spüren. Was ist da gerade? Was ist los? Wo kommt das her? Manchmal grabe ich auch gar nicht so tief. Nur bis zum „Da ist Ärger.“ und ich frage gar nicht nach, was das für ein Ärger ist. Ich nehme ihn einfach wahr. Auch das ist okay. Weil ich danach dennoch ganz anders weitergehe. Ich weiß – da schlummert Ärger in mir und wenn die Kinder fragen: „Was ist Mama?“ kann ich sagen: „Ich ärgere mich. Das geht vorbei.“

Was die Kinder dabei lernen? Die Mama hat auch Emotionen. So wie wir. Und sie findet Wege, damit umzugehen. Die Mama kümmert sich um sich. Neulich war ich am Abend tanzen. 5 Rhythmen, das ist meine neue Art mir selbst zu begegnen, kann ich nur empfehlen. „Brauchst Du mal Pause?“ fragte mich Miniklein. Er hat längst begriffen. „Ja, genau.“ sagte ich, gab ihm einen Kuss und ging.

Ich mache das tagsüber immer wieder. Anhalten. Stoppen. Fragen, was da ist. Morgens. Mittags. Abends. Vor allem dann, wenn ich merke, dass ich mir selbst schon wieder davonrenne. Denn dann habe ich es am nötigsten.

„Hand auf’s Herz“ nenne ich diese Übung. Dieses Fragen, was da in mir los ist. Weil ich mir dabei selbst oft die Hand auf’s Herz lege. Und weil es auch etwas mit dem Satz „Hand auf’s Herz!“, was so viel bedeutet wie: „Raus mit der Sprache!“ zu tun hat. Denn auch hier wollen wir ja wissen, was wirklich in uns los ist. Es ist die erste Übung im gleichnamigen Online Kurs. Wer sich noch anmelden will – bis Ende des Jahres ist das noch möglich, dann schließe ich die Anmeldungen, weil ich den Kurs ja direkt begleite und dabei gern genau weiß, wo die TeilnehmerInnen gerade stehen.

Er ist vermutlich auch ein sehr schönes Weihnachtsgeschenk für gestresste Eltern, PartnerInnen, FreundInnen etc… Auf Anfrage sind auch Geschenk Gutscheine dafür erhältlich.

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