Erkenntnisse der Woche – Trotz dem Überfluss

IMG_4037Zu Weihnachten wünschte ich mir von meiner Mama eine Matrjoschka. Weil ich die als Kind so liebte, sie aber daheim nicht mehr auffindbar ist. Ich bin heute noch fasziniert jedes Mal, wenn ich eine Matrjoschka öffne und eine weitere sich darin verbirgt. Keinen Monat nach Weihnachten ist hier im Hause bereits die kleinste der 5 Puppen verschwunden. Und wieder einmal frage ich mich: Warum? Wie schafften wir es früher, Spielzeuge über so lange Zeit zu haben, zu bespielen und nicht zu zerstören oder zu verlieren? Und wieso geht hier ständig etwas kaputt oder verschwindet? Und wird dann obendrein kaum vermisst?

Dann saß ich im Wohnzimmer und schaute mich um. Schaute auf den mit Zeug übersäten Autoteppich. Die ausgekippte Autokiste. Die verstreuten Duplosteine. Playmobilfiguren. Holzbausteine. Stofftiere und Puppen. Bücher, Blätter, Stifte… Von allem nicht zu wenig.

Warum sollte man ein Auto vermissen, wenn man 20 weitere hat? Den Überblick über die Playmobilfiguren längst verloren. Duplobausteine vermischt mit denen anderer Kinder. Denn die haben selbst so viel. So viel, dass mein Kind, das alles hat, sagt, der C. habe soooo viel mehr und wie schön das wäre, wenn er selbst auch so viel hätte. Dabei liegen hier so oft Spielsachen anderer Kinder rum, die vergessen wurden und scheinbar nicht vermisst werden.

Ich erinnere mich an meine Kindheit, in der jedes Spielzeug heilig war. Und nein, ich bin keine, die sagt „Früher war alles besser“ und „Nichts zu haben ist besser als so viel Müll.“ Aber in gewisser Hinsicht ist es das. In Nullkommanix ist die Wohnung zugerümpelt. Denn die Medien erklären uns, was Kinder wann brauchen. Und wir glauben das und kaufen das. Und wenn nicht wir, dann die Großeltern. Dabei sind wir auch ohne all diesen blinkenden, pädagogisch höchst wertvollen fraglichen Spielzeugen groß und klug geworden.

Und ich liebe diese Erinnerungen an diese Einzigartigkeit. An diese Besonderheit des Wenigen. An das Behüten und Bewundern meiner Spielzeuge.

Am Anfang des Jahres habe ich einen wichtigen Vorsatz gefasst. Dass ich versuchen möchte dieses Jahr nichts neu zu kaufen, sondern wenn ich etwas brauche, zu schauen, ob es das gebraucht gibt. Bisher ist mir das gut gelungen. Klar, das Jahr ist ja noch sehr jungfräulich. Aber ich bin guter Dinge.

Am Silvesterabend erwähnte unsere Nachbarin, dass ihre Söhne sich vom Puppenwagen trennen wollen und sie froh sei, das Ding loszuwerden. Ich horchte auf, denn genau das hatte ich mir als Geschenk für Frau Klein zum Geburtstag nächste Woche überlegt. Geschenk gebraucht gesichert. Super.

Gestern war Flohmarkt vorm Haus. Herr Klein sah eine große Playmobilpolizeistation und wollte sie uuunbedingt haben. Mit der üblichen Begründung: „Aber ich hab die noch nicht!“ Das stimmt, aber muss er alles haben, was er nicht hat? Natürlich nicht. Und schon gar nicht so einfach mittendrin. Kurz nach Weihnachten. Wir haben sie ihm heimlich doch gekauft und sie schläft nun bis April im Keller. Gebrauchtes Geschenkt gesichert. Juhu.

Nun, das hilft natürlich noch nicht ausschließlich der Reduzierung der Geschenke. Aber es gibt so bewusst weniger Geschenke zwischendurch. Weil ich nun unterwegs beim Einkaufen noch weniger einfach so mitnehme. Weil ich nicht etwas sehe, von dem ich glaube, den Kindern könnte es gefallen und es kaufe. Einfach so. Weil ich der Werbung widerstehe. Und nur dann, wenn es einen Anlass gibt oder ich entwicklungsbedingt gezielt nach etwas Bestimmten suche, es versuche gebraucht zu finden. Das gibt mir auch wieder das Gefühl, dass die Dinge doch etwas länger halten, als nur ein paar wilde Tage bei uns. Weil es schon andere Kinder ausgehalten hat. Denn leider ist ja das Spielzeug heute gar nicht mehr konzipiert, um lange zu halten. Dem will ich nun erst recht trotzen.
Und ich glaube, dass man so auch automatisch weniger kauft. Weil einfach zu viel Überlegung dahinter steckt. Weil eben nicht mehr einfach so bestellt oder zugegriffen wird.

Und besonders gespannt bin ich, wie es mir ein Jahr lang damit geht, nur Gebrauchtes zu kaufen. Auch für mich selbst.

Wie geht es Euch? Haben Eure Kinder zu viel Spielzeug? Wie gehen sie mit ihren Sachen um? Haben sie besondere Dinge, die ihnen wertvoll sind? Die sie beschützen? Was ist das? 

Dieser Beitrag hat 9 Kommentare

  1. Micha

    Oh ja, das mit der kleinen Matroschka kommt mir sehr bekannt vor. Bei uns ist ein Lego-Duplo-Männchen kurz nach dem Auspacken des Geschenks verschwunden und wurde nicht mehr gesehen. Da finde ich das mit dem Kauf-Stopp eine gute Idee.
    LG, Micha

  2. Heidi

    Während des Lesens nickte ich und dachte „ja, genau“, sie hatt es schon wieder so getroffen ;-) Ich kaufe zwar fast ausschließlich gebraucht – aber ich tapp dann selber oft in diese Falle: „des wor eh so billig – was das neu kostet hätt – das kriegt er gleich“.
    Und dann wunder ich mich, dass es hier keinen Platz mehr gibt. Danke wieder mal für einen tollen Nachdenk/Überdenk/“hoffentlich-ich-endlich-mal-vorausdenk“-Anstoß!
    Heidi

  3. Oh ja, wir haben auch von allem irgendwie nicht zu wenig. Weihnachten hatten wir extra gesagt, weniger ist mehr, die (große) Familie soll lieber Geld schenken, damit sich die Kinder im Frühjahr was neues für den Garten kaufen können. Trotzdem lag von jedem „was Kleines“ unterm Baum.
    Mich macht das leicht wahnsinnig. Ich weiß kaum mehr wohin damit, ich sehe das so wie Du.
    Eine Freundin von mir hat damals angefangen (da war ihr Sohn 5) mit ihrem Sohn regelmäßig auf den Flohmarkt zu gehen. Wenn er was neues wollte, musste er erst mal ausmisten was er nicht mehr wollte. Das klappte sehr gut bei ihm, er hatte echt auch verstanden, was Geld bedeutet.
    Deine Idee mit dem gebraucht kaufen finde ich irgendwie richtig toll. Ich weiß dass ich das nicht strikt durchziehen könnte, aber ich werde trotzdem öfters mal an Dich denken und gucken ob es anders geht.
    Danke für Deine Inspiration
    Tanja

  4. Gabi

    Wir haben es damals so gemacht: Die verschiedenen Spielzeuge, Duplo, Holzeisenbahn, Gemischtes, Werkkasten usw. waren in Kisten, von denen immer im Wechsel einige in den Keller kamen. Eine Neuanschaffung wurde mit den Kindern besprochen und meist ist es uns gelungen, eine Vorfreudezeit zu „konstruieren“. Wir wurden damals manchmal schräg von der Seite angeschaut, weil wir darauf bestanden haben, bei der Geschenkauswahl ein Wörtchen mitzureden. War unangenehm, aber irgendwie auch richtig. Der Fernseher wanderte, so lange die Kinder relativ klein waren, über die Sommermonate auch in den Keller.
    LG
    Gabi

    1. andrea

      hallo gabi,

      der fernseher ist bei uns gar nicht wieder hochgewandert als die kinder grösser wurden. und das seit mittlerweile fast 10 jahren. eine unserer besten entscheidungen. bei uns gibt es nur einen dvd-spieler und einen bildschirm oder halt mal einen film aus dem netz auf dem inzwischen ‚uralten‘ ipad. und ansonsten wird abends wird gepuzzelt, gespielt, gemalt….

  5. FrauPN

    Ich weiß, dass wir weitaus weniger Spielzeug haben als andere Familien.
    Aber dennoch haben wir in meinen Augen zuviel. Zuviel Kleinkram.
    Die Apfelina (4) ist eine Sammlerin von Kruschzeug. Alles sind ihre Schätze. Glitzerperlen, Armbänder, Ringe, gefundenes, Sternchenaufkleber, Edelsteine usw.
    Und sie bastelt leidenschaftlich, intensiv und täglich. Hier fliegen sehr viel Papierschnipsel rum.
    Der Kleine (fast 2) besitzt für sich allein kaum etwas, alles gehört irgendwie beiden.
    Wir haben ca. 10-12 kleine Autos. Etwas Lego (wirklich nicht viel) und Holzbausteine und Figuren. Noch ein paar Ostheimer-Tiere. Dazu jede Menge Bücher. Und natürlich auch einige Schrottspielzeuge, die Geschenke waren.
    Aber auf alle Fälle: viele Kleinteile. Dinge, die eigentlich gar kein Spielzeug sind, stehen hier auch hoch im Kurs.

    Da ist noch die Spielküche mit allem möglichen Krams. Holzfrüchte, Töpfe, gefilzte Brezeln usw.

    Das ist alles im Rahmen, aber auch ich empfinde es oft als zuviel, weiß aber selbst nicht wo ich anfangen kann auszumisten. Die Apfelina liebt jedes einzelne Teil ihrer Schätze. Was soll ich da wegnehmen?
    Zu Geburtstagen versuche ich Dinge zu schenken die sich verbrauchen (Farben, Knete usw) oder die wirklich nützlich sind (Rucksack, Kleidung) oder eben wirklich ganz ganz toll. (selbstgenähte Steckenpferde gab es zu Weihnachten).
    Es ist schwer und ich bewundere wirklich minimalistisch lebende Menschen mit Kindern.
    Ich habe im Laden auch schon nachgegeben, als die Große uuuunbedingt so ein kleines Set aus Armband und Ring haben wollte. *seufz* Ich versuche gemeinsame Einkäufe zu vermeiden.

    *seufz* Echt nicht leicht, das mit den Spielzeugen. Besonders, da es ja nun mal immer Anlässe gibt wie Geburtstag, Weihnachten, Ostern…. wo man ja auch gern Kleinigkeiten schenken möchte. Und die Großeltern und sonstwer natürlich auch noch. Aber so wird es ja einfach immer mehr….
    Schwierig

  6. Möchtegern

    Vor ungefähr zweieinhalb Jahren war ich den ganzen Schrott im Zimmer meines Sohnemanns auch Leid. In einer großen Aufräumaktion haben wir vieles ausgeräumt – und leider auch viel weggeworfen. Sohnemann wirft seine Sachen leider gerne durch die Gegend, viel Spielzeug hält das heute einfach nicht mehr aus.
    Bei der nächsten Aufräumaktion ein Jahr später stellte ich fest: es hat gewirkt. Sohnemann hatte nicht viel mehr in seinem Zimmer, als zuvor. Eine Kiste Playmobile, eine Kiste mir seiner Holzeisenbahn, einen Legosack, eine Schublade voll Autos und eine voll anderem Kleinkram, Figuren etc. Dazu noch jede Menge Stofftiere und Spielzeugschwerter. Aber es reicht ihm. Mehr brauchte er nicht und er hat sich weder beschwert, noch wollte er unbedingt dies und das haben. Oft sieht er ein, wenn ich ihm gleich meine „Schrotteinschätzung“ gebe ;)
    Da Töchterchen seit diesem Sommer auch ihr eigenes Zimmer hat, versuche ich darauf zu achten, dass nicht zu viel reinkommt.

    Ich für meinen Teil war ohnehin schon immer eine Befürworterin von Second Hand. Wozu etwas neu kaufen, wenn man es nicht muss?

  7. Dani

    Ach, zu Weihnachten gabs so eine Geschenkeflut, dass ich nicht weiß wohin mit all den Spielsachen…. Und oft würde ich am liebsten alles wegsperren(-schmeißen) und die beiden einfach ihrer Phantasie und den Alltagsgegenständen überlassen. Denn trotz voller Kisten und Kästen hängt Sohnemann oft da und raunzt, wie faaaad ihm nicht sei.
    Spielen tut er primär mit seinen Autos und den Holzschienen. Bei ersterem sucht er aber erstaunlicherweise oft ganz gezielt nach speziellen Autos unter 100en, an die ich mich selber nicht erinnere. Trotzdem fehlt das Gefühl fürs Kostbare, das Wertschätzen und Hegen.. Einfach weil die Zeit nicht mehr danach ist. Es gibt von allem zu viel und grundsätzlich kann man sich „alles“ kaufen – wie soll da so ein Gefühl aufkommen? Drum ist es auch schwer, unsre Kindheit mit der unsrer Kinder zu vergleichen. Da hat sich einfach zu viel getan – zum Glück, aber in vielem auch leider…
    Ich hätte gerne ein extra Abstellkammerl, wo ich Spielsachen zwischenlagern und so immer austaschen kann. Somit sind weniger Dinge im Blickfeld und Altes wieder „neu“ und interessant.
    Und ich geh mittlerweile schon bewusst nicht mehr dort einkaufen, wo ich leicht Mitbringsel entdecke. Mal schauen, was das Geschenke-Jahr 2015 bringt – im Februar hat Monsieur Geburtstag ;)

Schreibe einen Kommentar