Erkenntnisse der Woche – Mama, Du tust nicht gut.

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Die letzten Tage und Wochen waren ein ziemlicher Tiefpunkt in meinem Mutterdasein. Kaum hatte ich geglaubt, wieder mehr in Kontakt mit Herrn Klein zu kommen, weil ich ihn nun morgens in den Kindergarten bringen konnte während der Liepste Frau Klein in ihren brachte, so verlangte er recht bald wieder nach seiner gewohnten Papazeit. Frau Klein klammerte sich immer mehr an mich, was mich zuweilen einengte und bedrängte.

Beide Kinder haben mir mit ihrem Verhalten vor allem eines sagen wollen: Mama, so, wie Du grad bist und agierst, tust Du uns und Dir nicht gut.

Es hat gedauert, bis ich das verstanden hatte. Denn auf die Ablehnung von Herrn Klein reagierte ich menschlich traurig und frustriert, auf das Klammern von Frau Klein genervt und ungeduldig. Was die eine mir gab, wünschte ich mir vom anderen.

Am Wochenende waren wir dann im Freibad. Während der Liepste mit den Kindern im Wasser war und ich mich mal wieder unlustig und unspaßig fand, weil ich Freibäder generell nicht mag und die Hitze mir nur auf die Nerven geht, schloss ich die Augen vor meiner eigenen Unzufriedenheit und versuchte herauszufinden, woher sie kam. Und nach und nach kam mir die Antwort und ich begann meinen Kopf zu sortieren und aufzuräumen, die vielen Ideen und Projekte darin zu ordnen und vor allem: sie weiter zu führen, anstatt mich in neuen zu verlieren. Und Dinge auch fertig zu stellen.

Ich spürte, wie ich allmählich ruhiger wurde und mir auch Kopfauszeit verordnete. Bei den Kindern sein und den Kopf ausschalten. Nicht daran denken, was ich gerade tun könnte, sondern zu genießen, was ich gerade tat. In Kontakt mit den liebsten Menschen sein. Sie erleben und ihre Nähe spüren.

Ich erinnerte mich, wie Herr Klein damals, als er so alt war wie Frau Klein immer fragte: „Mama, wo bist Du?“ und ich fassungslos war, weil ich doch neben ihm saß. Dabei fragte er nicht nach meiner räumlichen Anwesenheit. Das gleiche tat Frau Klein nun mit ihrem Klammern. Sie spürte, dass ich zwar da, aber nicht da war. Sie hielt mich fest und wollte mich her holen und hier behalten. Im Kopf, nicht körperlich.

Seitdem versuche ich vermehrt, zu tun, was ich zu tun habe und dabei auch ganz bei der Sache zu sein. Gleichzeitig bei den Kindern zu sein, wenn ich mit ihnen bin. Und mir einzugestehen, was dabei geht und was nicht.

Ich weiß nicht, wie oft ich schon an dem Punkt war und vermutlich werde ich immer wieder dort ankommen um immer wieder erfahren zu müssen: Wenn ich nicht auf mich selbst achte, wenn ich meine Ressourcen nicht mit Bedacht einteile, dann geht es nicht nur mir nicht gut, sondern auch meinen Kindern nicht. Und das schlägt auf mich zurück.

Frau Klein schläft nun abends wieder viel entspannter ein. Herr Klein hat mir einen dicken Gute Nacht Kuss gegeben. Ich habe wieder einmal die Kurve gekriegt. Und bin dankbar für die unendlich vielen Chancen, die unsere Kinder uns immer wieder geben.

 

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Micha

    Danke fürs Augen-öffnen! Ich bin momentan auch sehr genervt, wenn der Jüngste tausend Ideen hat, das Zubettgehen hinauszuzögern. Vielleicht sollte ich auch einmal versuchen, den Blick von der Uhr zu nehmen und die Zeit zu genießen.
    LG, Micha

  2. elisabeth

    danke für diesen Text, der mich sehr berührt und mir aus der Seele spricht… und danke fürs Erinnern, DA zu sein, wenn ich da bin, und zu genießen, was ich JETZT habe…. und vor allem für den letzten Satz, der mich sehr sehr berührt: wie wunderbar unsere Kinder sind, dass sie uns immer und immer wieder so viele Chancen geben….

  3. margreth

    Ich bin dir (wieder einmal..) sehr dankbar- für deine Offenheit und wie gut es dir gelingt Worte zu finden….und wieder einmal gilt das Geschriebene auch genauso für ein viel älteres Kind….

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