Dankbarkeit

IMG_5178Morgen ist Frau Klein auf den Tag genau so alt, wie Herr Klein, als er für seine Herzoperation in den OP geschoben wurde. Für mich ein guter Moment, um inne zu halten und dankbar zu sein.

 

 

 

Dankbar für ein gesundes Kind.
Wir wissen nicht (und werden nie wissen) warum Herr Klein mit seinen Herzfehlern auf die Welt kam. Und so standen die Chancen, dass Frau Klein ebenfalls mit Herzfehler zur Welt kommen würde, bei ca. 2-3%. Das ist enorm wenig aber dennoch doppelt so hoch wie beim ersten Kind. Wir waren uns dessen bewusst ohne jedoch je an dem Wunsch für ein zweites Kind gezweifelt zu haben. Wir waren optimistisch, aber zweifellos war die Angst stetiger unsichtbarer Begleiter meiner Schwangerschaft. Erleichterung gab es teilweise beim Organscreening, bei dem zumindest schwerwiegende und komplexe Herzfehler ausgeschlossen werden konnten. Schlussendliche Erleichterung gab es bei der ersten Untersuchung von Frau Klein nach der Geburt. Durch die gleiche Kinderärztin, die Herrn Klein damals mit dem Verdacht auf VSD ins Krankenhaus überwies. Diesmal konnte sie nichts finden. Nur fröhliche, lachende Gesichter in unserem Haus. Dafür bin ich dankbar.

Dankbar für die Schulmedizin
Bevor ich Mutter wurde hatte ich keinerlei Ahnung von Homöopathie. In der Schwangerschaft nahm ich mir vor, das zu ändern und zu versuchen meinem Kind weitgehend Medikamente der Schulmedizin zu verweigern. Bevor ich mich versah schluckte Herr Klein dreimal täglich Lasix und Debax – Medikamente, die sein Herz unterstützten. Die Wasser entzogen und Blutdruck senkten. Und die alles andere als natürlich waren. Als er diese im Krankenhaus kurz vor der OP absetzte, sahen wir, wie es ihm ohne ging. Und wir waren dankbar. Dafür, dass es sie gab und dankbar, dass sie ihm ermöglicht hatten, die OP bis zum 7. Lebensmonat hinauszuzögern. Heute lebt er ohne Medikamente. Dennoch sind wir der Schulmedizin und Forschung sehr sehr dankbar. Sie hat ihm das Herz repariert. Vor einigen Jahrzehnten wäre das alles so nicht möglich gewesen.

Dankbar für den Sozialstaat
Was hilft uns Schulmedizin und hochmoderne Möglichkeiten, wenn wir sie uns nicht leisten können? In einem Staat wie Amerika hätten wir wohl für die OP zahlen müssen. Wenn wir das Geld gehabt hätten. Ganz zu schweigen von den unzähligen Untersuchungen vorher und nachher. Oft wird geschimpft über die Zweiklassenmedizin und dass die Krankenkassen so wenig übernehmen. Wir sind uns bewusst, was sie uns und Herrn Klein finanziert hat. Und wir sind dankbar dafür.

Dankbar für einen wundervollen Ehemann
Der nie daran gezweifelt hat, dass diese Sache gut ausgehen würde. Der immer positiv, optimistisch und unterstützend war. Der im letzten Moment vor der OP Schwäche und damit Menschlichkeit gezeigt hat. Der uns und vor allem mich hinterher gefangen und gehalten hat in diesem Krankenhausalltagswahnsinn. Dessen Optimismus so groß ist, dass er auf mich übergesprungen ist und mir einen Teil meiner Ängste genommen hat. Bis heute.

Dankbar für Dankbarkeit
Etwas, was uns dieses Erlebnis u.a. gelehrt hat, ist eben diese Dankbarkeit. Einfach nicht mehr alles so hinzunehmen, wie es ist. Weil es meistens eh gut ist. Sondern zu wissen, dass es auch anders sein kann. So unerwartet. Und mit Peitschenhieb aus dem Hinterhalt. Oft sagen wir dann einfach „Na gut, dass es jetzt alles vorbei / gut / überstanden ist.“ Und das ist es auch. Dennoch ist es sehr erholsam, sich einmal wirklich bewusst zu machen, wofür man dankbar ist im Leben. Weil einem dann immer mehr Dinge einfallen. Die man vorher gar nicht beachtet hat. Nicht genug jedenfalls. Ich nutze oft die Zeit beim Zähneputzen oder vor dem Einschlafen, um mir bewusst zu machen, wofür ich dankbar bin. Und sehe dann, wie reich ich wirklich bin. Und wie glücklich.

Wir sind für nichts so dankbar
wie für Dankbarkeit.
(Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach)

Wofür seid Ihr dankbar im Leben ?

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Ramona

    Für Alles! Für das Leben selbst mit seinen Höhen und Tiefen, mit allem drumherum.

  2. Sarah

    Für drei gesunde Kinder und den liebsten, besten, fürsorglichsten Papa dazu :) Das Leben an sich und jeden neuen Tag…

  3. margreth

    Sarah und ich danken jeden Abend für den Tag, statt einem Gebet; tägliches, ritualisiertes Danken kann oberflächlich, leer werden; sehr oft aber sind Kleinigkeiten des Alltags noch einmal sehr präsent.
    Heute und hier danke ich natürlich wie sehr oft für mein gesundes Kind; und dafür, dass ich so wunderbare Menschen wie euch kennen lernen darf.

  4. Debbie Diehl

    Dankbar,für soviel UNERWARTETES

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