Spielmaterialien im Spielraum – Was mir wichtig ist

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Der Herbst naht und damit die nächsten Spielraumkurse. Ich freue mich schon sehr darauf, die ersten Anmeldungen trudeln ein und ich habe begonnen meine Materialien zu sichten, zu erweitern, zu reinigen. Vor allem die kleinen Dinge landen ja öfter in Kindermündern und lagen nun einen Sommer lang im Keller. 

Wenn ich die Kisten raufhole und mich durch die Materialien wühle, möchte ich am liebsten immer selbst spielen. Und das sieht dann ganz anders aus als bei den Kindern. Denn die haben ihre ganz eigenen Vorstellungen von Spiel. Und genau darum geht es mir auch im Spielraum.

Ich leite dort ja nichts an. Ich schaffe eine Umgebung, die die Kinder zum Spielen einlädt und ich lege Materialien bereit, die sie frei, offen und mit fragendem Blick empfangen. Wenn die Kinder dann direkt losstürmen, alles ausprobieren und letztendlich irgendwo hängen bleiben und ins Spiel versinken, sehe ich, dass die Rechnung aufgeht. Und das ist für mich das Zauberhafte am Spielraum nach Pikler. Das freie. Das offene. Die vielen Möglichkeiten.

Ich habe keine Montessori Materialien da und auch sonst nichts, was einen wirklich didaktischen Hintergrund hat. Nichts von den vor mir bereitgestellten Materialien hat eine Vorgabe und wenn es sie hat, dann darf die im Spielraum gekonnt ignoriert werden. So habe ich natürlich Stapelbecher, weil die Kinder sie lieben. Aber ob sie damit Türme bauen, sei einsortieren, nach Farbe ordnen, daraus trinken spielen oder andere Spielmaterialien hineingeben, ist herrlich egal. Niemand zeigt ihnen, wie „man damit spielt“ oder was damit möglich ist. Das entdecken sie alles selbst.

Wichtig ist mir, die Kinder in ihrer natürlichen Neugier des Alltags einzufangen. So gibt es eben viele Dinge, die wir sonst in der Küche oder im Bad finden. Die wir täglich oder auch selten benutzen und die die Kinder faszinieren.

Sensorisch sollen die Materialien die Kinder vielfältig ansprechen. So gibt es verschiedenste Materialarten (Holz, Metall, Plastik, Textilien, Gummi etc.), Formen, Farben und Oberflächen zu erforschen. Die räumliche Wahrnehmung wird zum einen durch Behälter, Körbe, Schüsseln, Dosen etc. erforscht, aber auch im Labyrinth oder gar im Wäschekorb.

Motorisch sprechen natürlich die Piklergeräte die Kinder sehr an und fordern sie und uns Eltern und Pädagogen immer wieder aufs neue heraus. Krabbeln, klettern, stehen, gehen, fallen und aufstehen probieren und lernen die Kinder hier endlos und es ist immer wieder unfassbar faszinierend, wie individuell, wie ehrgeizig und willensstark die Kinder sich in der Hinsicht entwickeln. Dagegen kann jeder Kinoactionfilm für ich einpacken, ich finde das viel spannender ein Kind zu beobachten, dass es auf die Krabbelkiste hinaufgeschafft hat und nun versucht von da „oben“ wieder herunterzukommen.

Wichtig ist mir auch, dass Kinder eine Wertschätzung sich selbst und den Materialien gegenüber erfahren. So gibt es eben nicht nur Plastikbecher und Dosen, sondern auch Holz, Metall und Textiles. Das wiegt unterschiedlich, das ist in der Handhabung unterschiedlich. Natürlich wird mal ein Korb zerbissen, Metallbecher bekommen Dellen, Holzringe zerbrechen. Natürlich ist es aufwändiger diese Dinge zu reinigen, weil ich sie nicht einfach alle in die Spülmaschine geben kann, sondern manches mit Hand reinigen muss. Aber es ist mir wichtig den Kindern zu vermitteln: Du bist wertvoll, du darfst auch mit wertvollem Material spielen. So bekommen sie zum Trinken auch Gläser und keine Becher. Plastik möchte ich daher weitestgehend vermeiden. Natürlich gelingt das nicht komplett, aber der Fokus liegt dort.

Und während ich die Dinge nun dusche und spüle und auf mögliche Schäden sichte, freue ich mich schon wieder auf die vielen kleinen Hände, Augen und neugierigen Münder, die sich dann darauf stürzen. Ich freue mich auf die vielen neuen Herausforderungen, die sich mir immer wieder stellen im Spielraum. Und auf die wertvolle Zeit mit neuen Familien.

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