7 Wege, die Kreativität Deiner Kinder zu bewahren

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Wenn man Eltern fragt, was sie sich für ihre Kinder wünschen, so steht hinter Selbstsicherheit und Selbständigkeit oft auch Kreativität. In vielen Augen wird diese aber oft gleichgesetzt mit Malen, Zeichnen, Basteln und Musizieren. Nicht umsonst melden viele ihre Kinder für Kunstkurse, Malereien und Musiknachmittage an. 

Ich denke aber, dass Kreativität viel mehr ist. Denn nicht nur im künstlerischen Bereich können wir kreativ sein, sondern im gesamten Alltag. Wenn es darum geht Lösungen zu finden, neue Wege zu sehen, wenn wir anstehen, zu hinterfragen, wo wir zweifeln. Aber auch um unsere Kinder gut zu begleiten müssen wir oft kreativ sein und individuelle Wege finden. Beim Kochen und Backen können wir kreativ sein, beim Einrichten unserer Wohnung, beim Leiten von Projekten. Kreativität ist überall gefragt. Und – egal, wie sie sich einmal ausdrückt in einem Menschen – kann sie ganz anders gefördert, bzw. – weil ich ja das Wort fördern nicht mag – unterstützt werden. Viel mehr noch glaube ich, dass wir ihnen ihre Kreativität bewahren. Denn Basteln oder Malen allein fördern Kreativität nicht oder machen aus einem Unkreativen noch lange keinen Künstler. Es ist aber auch niemand besonders kreativer als ein anderer. Jedenfalls nicht als kleines Kind. In meinen Augen sind Kinder alle Künstler und Kreative. Wir tendieren nur dazu, ihnen das im Laufe des Lebens und vor allem im Laufe der Schulzeit gehörig auszutreiben.

Deshalb habe ich einmal zusammengestellt, was ihr tun könnt, damit Eure Kinder ihre Kreativität für sich entdecken und erhalten können.

1 – Quatsch machen lassen
Ihr kennt das. Faxen am Tisch. Blödsinn reden. Nervige Reime und unsinnige Witze, die alles andere sind als lustig. Für uns zumindest. Oft hören wir „Red nicht so einen Quatsch.“ oder „Hör auf mit dem Blödsinn.“ Kinder sollen nicht so albern sein. Sollen sich benehmen. Brav sein.
Ich sage: Kinder müssen albern sein. Das ist ausgedrückte Kreativität. Sie spielen mit Sprache und mit Humor. Sie probieren aus, experimentieren. Natürlich ist das zuweilen anstrengend, vor allem wenn sich etwas zum 18. Mal nicht reimt und weh tut im Ohr, weil es nicht lustig ist. Vielleicht sind unsere Gespräche über die Arbeit, über Politik, über blöde Kollegen oder nervige Nachbarn, über den Hausumbau oder das Geld für sie genauso nervig. Lassen wir sie mehr machen, mehr quatschig und albern sein. Und genießen wir, dass sie das sind. Dass sie Spaß haben und Freude.

2 – Lösungen finden lassen. 
Wir tendieren dazu unseren Kindern auf ihre Fragen zu antworten. Wir halten ihren Frust nicht aus, weil sie diesen oft lautstark und in nervenraubenden Tonlagen äußern. Wir geben ihnen Lösungen für ihre Probleme, weil wir helfen wollen. Klar, weil wir Eltern sind. Dabei ist es oft hilfreicher für sie zu sagen: „Was meinst denn Du, wie es funktionieren kann?“. Es heißt nicht sie mit ihrem Frust sitzen zu lassen. Es bedeutet nicht, sie verzweifeln zu lassen oder überpädagogisch darauf zu bestehen, dass sie Dinge alleine klären. Aber es heißt, dass wir ihnen immer die Möglichkeit einräumen sollten, allein eine Lösung zu finden. Sei es im Spiel oder im Konflikt mit anderen Kindern. Sei es in Fragestellungen, die sich ihnen auftun oder bei schulischen Fragen. Halten wir uns einen Moment zurück und lassen wir sie überlegen, nachdenken, zweifeln und auch ein Stück verzweifeln. Das schenkt ihnen die Chance eigene, oft ganz kreative Lösungsansätze zu finden. Die müssen nicht funktionieren, aber die lassen sie weiter entdecken.

3 – Entdecken lassen
Apropos entdecken. Eltern tendieren dazu ihren Kindern die Welt zu zeigen. „Schau mal!“ oder „Hier kannst Du das probieren!“ Wir zerren und ziehen sie von einem Spiel zum nächsten. Wir rollen ihnen Bälle zu, stapeln Türme für sie. Wir malen ihnen die Sonne und den Mond, ein Pferd, wenn es sein muss. Aber wir lassen sie zu wenig selbst entdecken und erforschen. „Schau so geht das!“ sagen wir, wenn unsere Kinder etwas Neues entdecken. Und nehmen ihnen wesentliche Erfahrungen. Denn zum einen kann man mit Bausteinen auch anderes machen als Türme bauen, zum anderen spielt jedes Kind mit jedem Material ganz anders und auf seine Art. Das erlebe ich im Spielraum immer wieder und das, finde ich, ist die pure Kreativität unserer Kinder. Manchmal möchte ich mich in Kirchen stellen und predigen: Hört auf Euren Kindern die Spielsachen zu erklären. Hört auf sie mit 3 Jahren mit Gesellschaftsspielen und den dazugehörigen Regeln zu unterhalten. Lasst ihnen Materialien und Dinge und erfreut euch an dem, was Eure Kinder damit auf ihre Art und Weise und ganz individuell kreativ damit entdecken.

4 – weniger Spielsachen
Apropos Spielsachen. Je weniger, umso kreativer. Das ist mein überzeugter Ansatz. Wenn wir die Kinder von kleinauf mit Materialien und bunten Klimbim umgeben, gewöhnen sie sich daran und werden unkreativ. Denn die meisten Spielsachen geben ein Spiel vor oder  haben einen gewissen didaktischen Hintergrund. Die Kinder können dann immer weniger mit einfachen Dingen wie Naturmaterialien und dem einfachen Sein nicht mehr viel anfangen. Vor allem im Kleinkindalter genügen vor allem Alltagsgegenstände für die Kinder. Ein Pappkarton kann ein Auto sein, ein Schiff, ein Haus, ein Ufo. Ein Stock kann ein Messer sein, ein Schwert, ein Kochlöffel, ein Zauberstab, eine Wünschelroute, eine Messlatte. Je langweilige in unseren Augen die Spielsachen scheinen, umso kreativer können die Kinder oft damit spielen. Wenn sie es nicht anders lernen durch die An- und Überhäufung von Spielzeug.

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5 – Papier und Stifte statt Bastelatelier
Damit unsere Kinder kleine Künstler werden, verfallen viele Eltern in gandenlosen Bastelwahn. Nur muss man bedenken, dass das Nachbasteln von Pinterest-Ideen kein Kreativitätsausbruch ist, sondern eben quasi Malen nach Zahlen. Es genügt Kinder am Anfang mit Papier und Stiften auszustatten. Eine Schere und später Kleber. Damit können sie endlos hantieren. Aber die Anschaffung von diversesten Bastelutensilien rauben ihnen letztendlich die kreativen Ideen. Wir müssen keinen Malort nach Arno Stern schaffen, in dem es nichts gibt als Farbe und Papier, aber wir müssen auch kein sogenanntes Kreativatelier einrichten, in dem es alles gibt, was uns von unserer eigenen Kreativität ablenkt. Weil wir dann alles haben zum Basteln und nicht mehr überlegen müssen, wie wir improvisieren, mit wenig gestalten und wie wir unsere Ideen mit dem, was wir haben, umsetzen können.

6 – Beobachten
Wenn wir unsere Kinder beobachten, uns täglich – wenn auch nur sehr kurz – Zeit nehmen, um sie in ihrem Tun und ihrem Spiel zu betrachten um zu erfahren: Was interessiert und fasziniert dich? Dann können wir ihnen auch ein Umfeld schaffen, in dem sie sich frei und kreativ entfalten können. Dann sehen wir, was sie nicht interessiert und können das wegräumen. Dann werden wir entdecken, wie kreativ und individuell jedes Kind mit gewissen Materialien spielt. Und dann können wir lernen uns auf unsere Finger zu beißen, anstatt ihnen die sofortige Lösung zu liefern. Weil sie – wenn auch auf Umwegen – vielleicht doch selbst dahin kommen.

7 – Langeweile zulassen
Es ist bekannt, dass Langeweile dazu führt, dass die kreativsten und besten Ideen entstehen. Unseren Kindern ist oft fad und langweilig. Am meisten, wenn sie von ihren vielen Spielsachen überfordert sind oder unterwegs sind, wo keine solchen Spielsachen existieren. Umso wichtiger ist es, dass sie solche Momente erleben. Das müssen wir ihnen nicht unter die Nase reiben. „Tja, überleg dir was. Dir wird schon was einfallen.“ Das sind abschmetternde Antworten, die unsere Kinder frustrieren und ihnen das Gefühl geben, dass wir uns nicht für sie interessieren. Wir können einfach sagen: „Aha, dir ist fad.“ Und gar nichts weiter kommentieren. Auch keine Vorschläge, was die Kinder denn nun tun könnten. All das muss von ihnen selbst kommen. Das ist die Kreativität im Kreativitätsprozess. Sozusagen. Und die ist so besonders wichtig. Weil sie alle Bereiche der Kreativität abdeckt.

Für unsere Kinder ist es das größte Geschenk, wenn wir sie mehr lassen als leiten. Weil sie sich dann viel freier und eben kreativer entfalten können. Weil sie ausprobieren und erforschen können. All das ist Kreativität. Und ob die sich mal im Künstlerischen ausdrückt oder im Organisatorischen, im Alltag oder in ihrer Lebensführung generell, sollte uns bis dahin egal sein. Jedes Kind ist ein Künstler. Sehen wir zu, dass wir ihnen diese Fähigkeit bewahren.

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Friederike

    Oh Danke für das Thema Basteln! Ich denke immer, ich wir müssten doch mal basteln, weil scheinbar jeder so wundervolle Dinge mit seinen Kindern bastelt. Gleichzeitig ist mir klar, dass so ein vorgegebenes Bastelziel meinen 3,5 Jährigen total langweilen würde und auch seiner Art zu spielen überhaupt nicht entspricht. Also werden wir weiterhin keine Meisterwerke basteln. Ganz schlimm finde ich auch puzzeln…
    Meine Kinder spielen viel mit Alltagsgegenständen. Unsere Wohnung räumen sie ständig um. Das nervt mich manchmal, finde ich aber wirklich erstaunlich kreativ.
    Schöne Grüße!

  2. Claudia

    Liebe Nadine,
    jetzt habe ich es heute hier zu dir geschafft und ein wenig quer durch dein Blog gelesen.
    Vielen Dank für deine Anmeldung zum Teeadventskalender, ich freue mich sehr, dass du dabei bist!
    Dein Tag ist der 6. Dezember!
    Deine Adresse habe ich aus dem Impressum in die Adressliste übernommen. Ist das mit der Hausnummer tatsächlich so richtig? (19/34 ???) 2 Teilnehmeradressen fehlen noch, dann ist die Liste vollständig und du erhältst sie per E- Mail.
    Du bist „als Harzhexe geboren“?
    Dann kommst du also gar nicht aus Ö, sondern aus D?! Magst du verraten, von wo im Harz du stammst? Ich wohne gar nicht so sehr weit entfernt und wir sind immer wieder mal dort.
    Bis bald, herzlicher
    Claudiagruß

  3. Yvonne Metzler

    Hallo Nadine ,gutenMorgen ! Ich habe gerade beim stöbern deinen Blog entdeckt und schon viele Artikel gelesen. So viele gute Gedanken und Anregungen…ich freue mich drauf, bald mehr zu lesen…jetzt muß ich noch Geschirrspülen und dann auf dieArbeit…ich wünsch dir einen schönen Tag !
    Herzliche Grüße, Yvonne

    1. buntraum

      Oh danke, das freut mich sehr. Auch dir einen schönen Tag – naja, was davon übrig ist. Alles Liebe!

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