Den Blickwinkel ändern

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Das Leben mit Kindern ist nicht immer leicht. Schon gar nicht mit mehreren. Das ist keine Neuigkeit. Aber was tun, wenn es mal wieder so richtig anstrengend erscheint? Wenn man mal wieder ansteht und nicht weiter weiß, weil das Kind zur Zeit wieder so schwierig ist, so unverständlich, so gar nicht in seiner Mitte?

Vor allem bei drei Kindern hier ist immer eines ein wenig aus dem Ruder. Derzeit sind es sogar die beiden Kleinen. Sie sind anstrengend wie selten, ergeben gemeinsam eine höllische Kombination an nicht zu erahnendem Blödsinn. Und während ich hier selbst so in meinem Sumpf umher dümpele, ist es natürlich leicht zu sagen: Die Kinder sind aber derzeit auch anstrengend. Es ist nicht auszuhalten. Doch leider bringt mich das ja nicht weiter. Ich wüsste gern, was ich tun könnte, aber eigentlich ist das auch zu anstrengend. Am liebsten wäre es mir, sie würden einfach so zu sich und zu etwas mehr Ruhe finden, damit auch ich wieder etwas entspannter mit ihnen sein kann.

Heute hatte ich gezwungenermaßen einen Vormittag allein mit Miniklein. Der hatte nämlich eine unentdeckte Mittelohrentzündung, so dass ihm das Trommelfell geplatzt ist. Hört sich schlimmer an als es ist, ist eigentlich ein Selbstheilungsprozess des Körpers und heilt nun von ganz allein. Dennoch waren wir beim HNO und haben das anschauen lassen, während die anderen in Schule und Kindergarten waren. Und so allein mit ihm habe ich mal wieder meinen Blick etwas richten können.

Miniklein ist extrem sorgsam und feinfühlig. Er spricht noch wenig, aber als ich zweimal geniest habe, hat er mich angelächelt und gesagt: „Soteit!“ Er achtet darauf, dass am Morgen alle ihr Bussi von mir bekommen, wenn ich aufstehe und erklärt den anderen beiden, dass es Essen gibt. Wenn er so allein in seinem Tempo er selbst sein kann – was umgeben von zwei Geschwistern einfach nicht oft gegeben ist – dann ist er sehr interessiert und liebevoll. Das zu sehen hat heute mein Bild von ihm wieder etwas von „boah wie anstrengend!“ in Richtung „Oh herrje ich schmelze.“ gerückt und sich irgendwo dazwischen eingependelt. Das tut gut.

Frau Klein habe ich – angetan von diesem Blickwechsel – heute Abend etwas mehr unter die Lupe genommen. Sie ist einfach sehr lustig und kichert gern. Sie malt endlos und verschenkt gern ihre Bilder. Ihre Freundin wird morgen früh ein Bild von ihr vor ihrer Tür finden. Sie erzählliest unfassbar gern Bücher – dabei sitzt sie mit Bilderbüchern auf dem Sofa und erzählt die Geschichten so, wie sie ihr zu den Bildern einfallen kombiniert mit dem, was sie weiß über die Bücher. Das ist manchmal so unfassbar lustig aber auf jeden Fall sehr plüschig. Es zeugt von ihrer unbändigen Kreativität und macht mich immer wieder sehr neugierig darauf was aus ihr mal für ein Mensch wird.

Und Herr Klein ist momentan sowieso sehr entspannt und selig. Er hat gerade wieder einen großen Schuss nach oben gemacht. Er entwickelt mehr und mehr einen sehr coolen Sinn für Humor und versteht endlich meine Ironie, was uns sehr viel Spaß macht. Wir lachen gerade recht viel und ich genieße das. Er wirkt sehr in sich ruhend und macht einfach sein Ding. Das finde ich sehr inspirierend und beglückt mich.

Gestern noch im Zwiegespräch redeten der Liepste und ich davon wie mühsam es gerade ist mit allen dreien. Und heute finde ich das gar nicht mehr so. Mal sehen wie es morgen ist, aber ich habe wieder ein paar neue Entdeckungen gemacht bei meinen Kindern und kann sie durch ein Paar andere Augen sehen. Das tut sehr sehr gut und gibt mir Energie und Kraft für einen neuen Tag morgen.

Also los – findet ein paar Dinge an Euren Kindern, die Euch bezaubern und Ihr werdet sehen, es erlöst Euch ein wenig von der Anstrengung. Denn irgendwo ist die ja auch etwas, an dem wir uns gedanklich festbeißen können. 

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