Ruhe mitten im Sturm

IMG_6019Es ist ruhig geworden hier auf der Seite. Das hat viele Gründe und ist nicht wirklich beabsichtigt.

Herr Klein war den ganzen August daheim und die beiden Kinder zu schaukeln erforderte mehr Energie und Aufmerksamkeit, als ich geahnt hätte. Frau Klein hat begonnen sich robbend fortzubewegen. Das hat die Bruder-Schwester-Dynamik wieder ein wenig ins Schwanken gebracht. Denn wo sie bis eben noch ruhig und in sicherer Distanz in ihrer mit Spielgittern abgetrennte Spielwiese lag, so erobert sie nun die Räume, die bisher ausschließlich Herrn Klein gehörten. Und obendrein sein Spielzeug. Seine Autos. Seine Züge. Seins. Herr Klein ist dementsprechend wütend. Traurig. Verwirrt. Er muss sich und seinen Platz hier wieder neu orten. Neu erobern. Zumindest ist das wohl seine Befürchtung und all das der Grund für weitere Geschwisterunliebeleien. Aber es tut gut zu wissen, woher dieser plötzliche Sturm weht…

Im September haben wir mit der Eingewöhnung im neuen Kindergarten begonnen. Obwohl es eigentlich nur eine Umgewöhnung von einem Kindergarten zum anderen war, so war es doch Herausforderung. Neues. Und die Bestätigung altbekannter Erkenntnisse. Dass Herr Klein Zeit braucht in neuer Umgebung. Dass Druck Gegendruck erzeugt. Und dass man seinem Tempo folgend weniger holprig durch die Welt wandert. Nach 4 Wochen ist er nun so ziemlich „fertig“ eingewöhnt. Herr Groß bringt ihn morgens hin, so wie vorher. Und ich hole ihn nach dem Mittagessen ab. Und dazwischen geht es ihm gut.

Ich hatte gehofft, dass die Eingewöhnung Ende September abgeschlossen sein würde. Denn in zwei Tagen wartet eine sehr große Herausforderung auf uns. Herr Klein muss am Arm operiert werden, das Metall aus Elle und Speiche muss raus. Das heißt: Wieder eine Vollnarkose. Wieder die Übergabe des eigenen Kindes an Menschen in Grün. Wieder Schreien, Kreischen, Weinen. Tränen, Angst und Panik. Am Mittwoch müssen wir um 7Uhr morgens nüchtern im Krankenhaus aufschlagen. Wir werden alle nüchtern sein, denn ich kann nicht frühstücken, wenn mein Kind es nicht darf. Wann genau die OP ist, werden wir erst dann erfahren. Das allein zeigt schon, wie kinderfreundlich die Sache an sich ist. Denn wenn wir nicht gleich drankommen, muss ich mein Kind nüchtern mit der Aussicht auf dieses furchtbare Ereignis „bei Laune halten“. Notfälle können natürlich auch noch dazwischenkommen.
Herr Klein ist weitest gehend auf die Sache vorbereitet. Er redet aber nicht darüber. Wenn wir ihm davon erzählen, lutscht er am Daumen und braucht uns, bis er eingeschlafen ist. In der ersten Nacht hat er sich sogar übergeben. Mir ist klar, dass ich ihn nicht so weit darauf vorbereiten kann, dass es auch nur annähernd einfach wird. Aber ich kann ihn nicht am Mittwoch ins kalte Wasser werfen. Er muss wissen, was kommt. Denn zumindest in uns soll er Vertrauen behalten. Irgendwie.

Und so vergehen hier Tage und Wochen und wir hangeln uns von einer Baustelle zur anderen. Herr Groß und ich haben uns nun auch schon die ersten fiesen Viren zugeworfen und kränklich das Bett gehütet. Und wenn all das geschafft ist, wenn der Sturm etwas vergeht und es herbstlich heimelig warm um uns wird, dann wird es hier auf der Seite wieder etwas stürmischer zugehen. Bis dahin hoffe ich, dass Ihr uns nicht vergesst. Und wünsche Euch eine herbstlich bunte Zeit!

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Mama arbeitet

    Liebe Nadine,

    ich kenn das leider sehr gut, mit den Operationen und dieser schrecklichen Zeit, bis es endlich losgeht, wo man Zuversicht verbreiten muss, obwohl Angst und Sorge in einem wohnen. Alle meine Kinder hatten schon OPs mit Vollnarkose, insgesamt waren es 5, und es war jedes Mal eine Herausforderung. Kinderfreundlich ist das wirklich nicht geregelt, das fand ich auch. Für mich als Alleinerziehende war’s extrem schwierig, das alles zu regeln. Ich hoffe sehr, dass wir unser Soll an OPs erfüllt haben.

    Alles Liebe und Gute für Euch!
    Viele Grüsse, Christine

    1. buntraum

      Ach je, ja alleinerziehend ist das ja alles noch schwerer. Die Organisation um die anderen Kinder herum noch dazu, wo wir uns eben doch einfach aufteilen können. Na ich hoffe auch dass das Thema OP dann mal vom Tisch ist hier. Und bei Euch auch.
      Danke Dir und Alles Liebe,
      nadine

  2. Steffi

    Ich wünsche Euch ganz, ganz starke Nerven, eine Portion Zuversicht und Herrn Klein alles Gute für die OP! Ich musste da auch fünf Mal durch, als ich so klein war, aber ich habe zum Glück mehr oder weniger positive Erfahrungen zumindest an die letzten drei Krankenhaus-Aufenthalte… Da hat wohl mein toller behandelnder Arzt sein Übriges getan. Der erste war ein Scheusal, aus dessen Armen mich meine Eltern zum Glück bald befreien konnten. :-)

    Alles Liebe und Gute euch!! Ich freue mich schon, wenn bei euch zu Hause wieder Ruhe einkehrt und es hier ein wenig stürmt. :-)

    Viele Grüße
    Steffi

    1. buntraum

      Danke Dir, liebe Steffi. Ich hege auch noch Hoffnung, dass wir mal an einen „guten“ Arzt geraten…

  3. Tabea

    Hallo Nadine,

    ich hoffe, ihr habt die OP schon gut hinter Eich gebracht?!

    Was die Geschwister-Territoriums Streitigkeiten angeht, haben wir gute Erfahrungen mit unserer Hochebene gemacht:

    Da war ganz klar, dass alles auf die Spielebene gehört, was die kleine Schwester nicht haben darf. Und dass sie umgekehrt alles haben darf, was irgendwo anders in der Wohnung lag. Gab’s dennoch Tränen, haben wir ihr das entsprechende Spielzeug dann aber schon gegen ein anderes ausgetauscht und dann auf der Spielebene in Sicherheit gebracht.

    Zugegeben, das ist eine sehr kostenintensive Alternative. Aber wir haben nur ein Kinderzimmer und so ist unten Raum zum Schlafen (und auch Spielen) und oben zum Spielen.

    Ich finde toll daran, dass eine klare räumliche Trennung da ist, aber kein offensichtlich trennender Zaun, sondern die Trennung durch das Erklettern der Spielebene via Sprossenleiter über die motorischen Entwicklungsstufen erfolgt.

    Oft sollten wir die Kleene auch schon nach oben heben, damit sie zusammen spielen konnten.

    Da unser „Großer“ bei der Geburt seiner Schwester erst 19 Monate alt war, durfte er selbst lange nur hochklettern, wenn wir zur Sicherung hinter ihm standen. Und runter kam er ohne uns auch nicht, deshalb blieb er in der Regel dann auch länger oben, wenn er mal oben war, wodurch auch seine Schwester unten ungestört spielen konnte.

    Hat uns viel Streit erspart. Und wird sie weierhin, wenn bald unser Jüngster zu krabbeln anfängt.

    Alles Liebe für Euch alle,
    Tabea

Schreibe einen Kommentar