Heute war ich mit Frau Klein im Kino, um die Eiskönigin 2 zu schauen. Jaja, das sind die Dinge, durch die man durch muss als Eltern. Aber sie war so vorfreudig und selig, schon lange wollte sie mit mir ins Kino, als erfüllte ich ihr den Wunsch.
Den ersten Teil konnte sie nie ohne bittere Tränen schauen. Das Drama um die beiden Schwestern hat sie emotional immer sehr tief berührt und getroffen. So war ich darauf gefasst, dass sie sicher auch im zweiten Teil Tränen lassen würde. Und so war es dann auch.
Aber nicht nur sie weinte bitterlich. Auch ich war von der Handlung – die im übrigen sehr tiefgehend ist und so zauberhaft dargestellt – so berührt, dass mir die Tränen liefen. Während Elsa auf der Leinwand davon sang dass sie nun wüsste, was sie tun müsste und wer sie sei, berührte mich das tief an dem Punkt in mir drin, der mich die letzten Monate und Jahre immer wieder sehr beschäftigt hat. Und dazu traf es eine Seite in mir, die ich mein Leben lang als falsch und fremd empfunden habe.
Ich war immer sehr sehr sensibel. Als Kind hörte ich, dass ich eine Mimose sei, mich nicht so anstellen solle und doch nicht immer gleich weinen müsse. Ich hasste mich selbst ewig dafür, dass mir bei allem, was mich irgendwo berührte, Tränen kullerten. Auch bei schönen Dingen. Oft unterdrückte ich diese Tränen, was schmerzhaft war. Im Herz, als auch im Hals. Wisst Ihr wie weh es tut Tränen zu verschlucken? Ich schämte mich oft für meine scheinbar überzogenen Reaktionen. Andere schauten einen Film und fuhren dann mit ihrem Leben fort. Ich hing fest in einer Handlung, war tief eingetaucht in eine andere Welt oder hing Gedanken hinterher.
Ich war oft durcheinander
Die Eiskönigin 2 – Zeige Dich
Fühlte mich so verlor’n
Ich bin aus einem Grund hier
Bin ich für das alles hier gebor’n?
Ich war nie so wie die anderen
Doch warum, war mir nicht klar
Heute weiß ich, dass meine Sensibilität mich ausmacht. Dass sie mich zu dem Menschen macht, der ich bin. Durch sie kann ich Dinge sehen und spüren, an denen andere oft vorbeischauen oder vorübergehen. Durch diese Empfindsamkeit kann ich schreiben und andere Menschen berühren. Ich kann mich in andere einfühlen und besser verstehen, was auch sehr anstrengend sein kann. Aber mein sensibles Wesen ist mein tiefster Kern, mein wahres Ich. Und ich kann heute endlos dankbar dafür sein.
Vielleicht bin ich zuweilen anders, als andere. Aber wieso soll das heißen, dass dadurch mit mir etwas nicht stimmt? Ist es nicht viel wichtiger zu erkennen, was an uns besonders ist und uns diesen tiefen Kern zunutze zu machen? Ist das nicht der einzige Weg um auf dieser Welt hier etwas sinnvolles und erfüllendes zu tun? Ist es nicht das, was dazu führt, dass wir Dinge tun von denen alle was haben? Ich bin davon überzeugt.
Zeige dich, nutze all deine Kräfte
Die Eiskönigin 2 – Zeige Dich
Glaub an dich, du kannst alles sein
Mein liebes Kind, hör nicht auf zu weinen. Dass Dich solche Dinge berühren, zeigt, dass Du ein spürendes, sensibles Wesen bist. Das ist keine Schwäche, das ist etwas, was Dich ausmacht. Du bist tief in Dir drin berührbar und wenn es auch manchmal noch so schmerzhaft scheint, so kann daraus eine Kraft entwachsen, die Großes schafft. Vertraue auf dieses Gefühl, auf Dein Empfinden, halte es fest ganz fest und lass es nie mehr los.