Gestern war es mal wieder soweit – wir haben gewählt. Ursprünglich wählten wir alle 2 Jahre einen neuen Vorstand (3 Personen), Ombudspersonen (4) und die Leitungen für unsere Arbeitsgruppen (6 Personen). Weil das aber ein großes Wahlevent ist 13 Personen zu wählen, haben wir das nun geändert, so dass wir letztes Jahr nur den Vorstand (3 Personen), 3 AG Leitungen und 2 Ombudspersonen gewählt haben und heuer die 3 anderen AG Leitungen und 2 Ombudspersonen.
Das hat den Vorteil, dass eine Wahl nicht ewig lang und anstrengend ist und zum anderen, dass es im Leitungskreis, in dem Vorstand und AG Leitungen einmal im Monat zusammenkommen, nicht immer kompletter Wechsel ist, sondern immer ein gewisser „Kern“ bleibt. Gleiches gilt für das Ombudsteam.
Da wir jedoch weder demokratisch noch diktatorisch, sondern soziokratisch leben, ist so eine Wahl immer etwas Besonderes.
Im Vorfeld
4 Wochen vor der Wahl beginnt die Nominierungsfrist. Ab diesem Moment kann jedes Vollmitglied ein jedes andere Vollmitglied für eine der ausgeschriebenen Positionen nominieren. Das geschieht online inklusive Begründung, warum der/die Nominierte für die Position geeignet ist. Ich kann also nicht wahllos anklicken, sondern muss mir auch Gedanken machen wer geeignet wäre und warum. Und das niederschreiben. Daneben steht auch mein Name, es ist also alles transparent und offen.
Nach dieser 4 Wochen Frist hatten wir dieses Mal 148 Nominierungen für die 5 zu vergebenen Posten beisammen. Nicht schlecht. Und im übrigen könnte man sich auch selbst bewerben für eine Position. Das macht nur kaum jemand bisher.
Nach der Nominierungsfrist werden alle Nominierungen öffentlich ausgehängt, so dass alle lesen können wer wen warum nominiert hat. Das ist immer ganz wunderbar zu lesen, weil das sehr wertschätzend ist und spannend zu sehen, was die anderen in einer Person sehen und ihr zutrauen.
Hier ein kleiner Auszug, was da so zu lesen ist:
„Nadine wäre eine gute Nachfolgerin von S., ebenso ruhig, besonnen und kommunikativ.“
Kurz vor der Wahl wird dann bekanntgegeben, wer für welche Position kandidiert.
Der Tag der Wahl.
Die Wahlen sind wohl unumstritten eines der meist besuchten Großgruppentreffen im Jahr. Ich weiß nicht, ob es an der Wahl selbst liegt, oder an der Wahlparty, die immer im Anschluss stattfindet…
Am Tag der Wahl wird dann jedenfalls jede Position einzeln gewählt. Das ist noch einmal speziell. Denn zuerst gibt es eine Wertschätzungsrunde für die Person, die ein Amt freigibt. Wer immer etwas sagen möchte kann noch einmal offen äußern, was an der Person besonders war in diesem Amt. Das ist immer eine ganz wundervolle Runde und ein schöner Abschied für die Person.
Dann werden die Kandidatinnen vorgestellt. Dieses Mal waren das nur eine Kandidatin pro AG Leitung, was schade ist, weil es nicht sehr viel Spannung mit sich bringt. Spart wiederum Zeit, weil es das Austeilen und Auszählen der Wahlzettel nicht braucht. Es gibt nun eine Wertschätzungsrunde für die KandidatIn, wo gesagt werden kann, warum diese Person geeignet ist. Auch das ist so etwas wie eine warme Willkommensdusche für das Amt.
Dann wird die Kandidatin zur Wahl gestellt und die Gruppe gibt ihren Konsent. Auch das ist spannend denn dieses Mal gab es hier für eine Kandidatur einen schwerwiegenden Einwand. Das heißt, dass die Person abgelehnt ist, der Einwand wird laut ausgesprochen und das Wahlteam muss entscheiden, was passiert. Denn da es keine weiteren Kandidaturen gab, konnten wir nicht einfach ausweichen.
Fakt war, dass hier ein gröberes Problem vorlag. Warum hat von 17 Nominierten nur 1 Person – und damit auch noch die einzige Person, die noch gar nicht hier wohnt sondern erst im April einzieht – die Nominierung angenommen? Warum ist es so schwer in diesem Haus Leitungsposten zu besetzen? Denn das Problem hatten wir auch in vorherigen Wahlen schon. So wurde beschlossen das Thema in den Leitungskreis zu geben, der mit allen AG Leitungen beraten soll, wie wir die Position einer AG Leitung überdenken können, so dass sich mehr Leute vorstellen können so eine Position zu übernehmen.
Dann folgte die Wahl der Ombudspersonen. Diese ging nur über Wahlzettel, weil hier 6 Personen für 2 Posten nominiert waren. Aber auch hier gab es erst Wertschätzungsrunden für die scheidenden Personen und die Nominierten.
Das besondere an unserem Wahlsystem ist also vor allem die Transparenz, die Offenheit dessen wer wen nominiert und warum. Aber auch die Wertschätzung und Dankbarkeit, die den Personen, die einen Posten verlassen oder neu besetzen.
Und ich hoffe, dass wir einen guten Weg finden unsere AG Leitungen soweit neu zu überdenken, dass sich hinkünftig auch mehr der Nominierten vorstellen können, einen solchen Posten zu übernehmen.
Gefeiert haben wir nach der Wahl trotzdem fein. Die Grillsaison ist offiziell eröffnet – wenn auch noch etwas fröstelig.
Tja und ich leite nun die AG Kommunikation. Und freue mich schon sehr darauf.
Vielen Dank für die ausführliche Beschreibung und den Einblick. Das ist sehr anregend.
Hallo Nadine, was ist denn die AG Leitung? Oder meinst Du damit, die jeweilige Leitungsposition der einzelnen AG’s`? Danke für den spannenden Einblick jedenfalls. Lg, Andrea
Liebe Andrea, ja, das ist die Leitung der jeweiligen AG. Wir haben 6 AGs die sich mit unterschiedlichen Themen des Hauses/der Gemeinschaft befassen. Liebe Grüße, Nadine