Alle Augen zugemacht…

IMG_9527Immer wieder wird uns abends, wenn Nachbarn vorbeischauen, die Frage gestellt: Schlafen Eure Kinder schon? Ja. 19Uhr ist bei uns Schicht im Schacht, quasi. Da herrscht himmlische Ruhe. Abgesehen von den Aufräumgeräuschen in der explodierten Küche.

Ich weiß gar nicht, wie das kam. Mir war von Anfang an wichtig, dass die Kinder zu einer „gescheiten“ Zeit ins Bett gehen. Als Herr Klein einen Tag- und Nachtrhythmus hatte, habe ich geschaut, dass die Abendstillmahlzeit so zwischen 6 und 7 liegt. Und danach legte ich ihn ins Bett. Die Zeit hat er bis heute beibehalten. Selbst wenn ich will, kann ich ihn nur selten und in aufregenden Ausnahmefällen länger aufbehalten. Mittlerweile ist es sogar so, dass er manchmal darum bettelt ins Bett gehen zu „dürfen“. Wenn ich mich bereit mache Frau Klein bettfertig zu machen, dann schimpft er schon mal, dass er gefälligst erster sein will im Bett. Ich gebe zu – das ist teilweise unheimlich.

Aber so haben wir natürlich auch bei Frau Klein darauf geachtet, dass sie ungefähr zur gleichen Zeit ins Bett geht. Da gab es ebenfalls nicht viel zu tun. Das hat sich so hingeschoben und eingependelt. Und nun gehen beide nacheinander ins Bett. Irgendwann zwischen 6 und 7.

Dabei schauen wir vor allem auf die ersten Müdigkeitsanzeichen. Und danach richtet sich der Abendverlauf. Das heißt, dass ich früher vom Spielplatz oder aus dem Spielraum weg gehe, als viele andere Eltern. Das Abendessen ist dann meist so oder so schon eine Katastrophe, weil beide so müde sind. Essen sie gut, bekommen sie danach noch mal einen zweiten Wind, den ich oft nutze um noch aufzuräumen und die Kinderzimmer schlaffertig zu machen. Meistens muss ich aber zusehen, dass ich die Kinder schleunigst  ins Bett kriege. Auf fixe Abendrituale stehen wir dabei alle. Ich brauche das, weil ich mich sonst immer wieder in Entscheidungsfindungen verliere. Ich renne dann rum wie ein kopfloses Huhn und weiß nicht so recht, was ich zuerst machen soll, wie heute die Empfindungen allerseits sind und verlaufe mich in der Wohnung, finde was zum Aufräumen, vergesse das angedachte ZähneputzenoderdocherstmalSandmannschauen und lande am Ende wieder in der Küche. So lange, bis die Kids total durch den Wind sind. So ist klar, dass wir beim ersten Augenreiben eines Kindes das Programm starten und bis ins Bett durchziehen. Die Rituale sind kurz und klar:

Frau Klein: wird gewickelt und gewaschen, Schlafanzug an, Zimmer abdunkeln, Buch anschauen, Stillen und ins Bett legen. Ein Lied oder zwei und gute Nacht.

Herr Klein: schaut mit uns Sandmann auf youtube, dann muss ich ihn sandmannmüde ins Bad tragen, Zähne putzen, im Zimmer umziehen, abdunkeln, ein bis drei Bücher lesen und Gute Nacht.

Selbst wenn Herr Klein, so wie gestern mal nicht ins Bett wollte, ist die Diskussion nach dem Sandmann aus. Von da an fährt er durchs Abendprogramm wie ein ferngesteuerter Roboter. Ohne Abzweige. Extrazeit mit uns erhandelt er sich dann nur noch durch noch mehr und noch mehr Geschichten, die wir lesen sollen. Manchmal schläft er dabei schon weg.

Dass Rituale und geregelte Abläufe uns gut tun, merken wir am Wochenende. Da ist alles so schwammig, dass wir alle recht kopflos herumschwirren, dass die Kinder unrund laufen und wir auch unentspannt sind. Einerseits wollen wir die Wochenende genießen und nicht zu sehr verplanen, andererseits fehlt den Kindern dann etwas Struktur. Und mir auch. Es hat eine Weile gedauert das zu akzeptieren und einzusehen, dass es so ist. Dass ich nicht so spontan und flexibel bin, wie ich es manchmal gern hätte. Nunja.

Der Nachteil an der frühen Bettgehsache ist, dass beide Kinder morgens sehr früh wach sind. Oder zumindest eins, aber das weckt dann als erstes das andere. Wenn wir Pech haben ist das vor 6. Wenn wir Glück haben nach 6. Aber nie nach 7. Das kann bitter sein. Vor allem am Wochenende, wenn wir das Gefühl haben, die ganze Welt schläft noch, nur wir nicht.

Andererseits bin ich froh, dass es so ist und nicht andersrum. Denn gingen sie später ins Bett und schliefen länger, wäre mehr Zeit am Abend verloren, die ich morgens nicht gewinnen würde, weil ich da ja auch nur schlafen würde. Mir ist es einfach auch wichtig, dass ich mich auf gewisse Zeiten am Tag verlassen kann, an denen ich arbeite. Denn allzu spät geht das nicht, da geht mir der Akku im Kopf aus.

Ich bin also froh, dass alles so ist, wie es ist. Auch wenn ich immer wieder morgenmufflig jammere. Die Gewissheit, abends Zeit zu haben wofür auch immer, ist für mich sehr wertvoll.

Wann gehen Eure Kinder schlafen? Habt Ihr fixe Rituale? Oder ist jeden Tag anders je nach Winde- und Wetterlage?

Dieser Beitrag hat 7 Kommentare

  1. Frau Zeitlos

    Schön, dass du zwei so begeisterte Schläfer hast! Meine sind da zwar nicht so angetan vom schlafen an sich. Abendritual gibt es trotzdem und wird auch benötigt: Abendessen, Zähneputzen, Wickeln, Schlafanzug, Geschichte, Lied. Gerade im Urlaub hat sich gezeigt, dass das was wert ist: auch in fremder Umgebung ist klar, dass jetzt ins Bett gegangen wird (auch wenn das nicht unbedingt Schlaf bedeutete)

  2. Julia

    Hallo!
    Schön geschrieben!
    Unsere Tochter ist erst 6 Monate alt, doch wir haben auch schon eine bestimmte Bettgeh-Zeit, die ist auch so gegen halb 7. Wenns später wird merken wir richtig dass sie total überdreht ist und das Schlafen extrem schwierig ist. Uns war es aber auch von Anfang an wichtig an den Abenden noch „Kinderfreie“ Zeit zu haben, sei es für uns, fürs aufräumen oder einfach fürs nichtstun. Das ganze hat sich bei uns in den letzten 3 Monaten sehr gut entwickelt und mittlerweile funktioniert es wirklich gut!!!

  3. fraurage

    wie das bei uns ist? unsere sind älter… sie gehen zwischen 20 und 21 ubr ins bett. weil uns der abend auch wichtig ist, haben wir beim kleinen (3) den mittagsschlaf abgesetzt. sonst schläft der erst um 22 uhr. rituale sind: zähneputzen, pijama, kuss, gutenacht. (ich hasse geschichten erzählen auf den tod.) sie hören zum einschlafen ein hörspiel.

    in den ferien dürfen sie länger aufbleiben, es dauert dann aber ein pasr tage, bis sie auch länger schlafen. meist sind sie dann eh draussen.

    am wochenende ist hier oft auch zielloses rumwuseln. der grösste (8,5), der am meisten struktur braucht, hat den winter hindurch oft eishockeymatches und jetzt leichtathletik-wettkämpfe. das ist cool – für alle. meist handhaben wir es so, dass ein tag für den grossen die struktur bietet, die er braucht, und der andere tag ist für den rest der familie, die gern rumfaulenzen. er musste sich ans unstrukturierte sehr gewöhnen, kann es aber mittlerweile auch geniessen.

  4. margreth

    ich finde es immer wieder erstaunlich, wie „früh“ ihr beide ohne Kinder im Haus präsent seid….fast unheimlich;-)

    bei uns gibts immer noch, obwohl das in diesem lebendigem Haus nicht einfach, und meist sehr spät ist (zu spät für den folgenen Schultag): Ich lese vor und dann danken wir für den Tag: Beide, manchmal dürftig, machmal sehr ausführlich…das ist für mich wie/statt einem Gebet.

  5. Lorelai

    Ich habe gerade darüber gebloggt – eine Katastrophe derzeit! Das war auch mal besser… :(

  6. Daniela G.

    Wow, die Bettgehzeit ist beneidenswert!!! Wir liegen bei beiden gerade bei ca 20:30 Uhr. Da sagt der Große aber selber, dass er schlafen gehen mag. Nur bleibt – bis alle wirklich schlafen – kaum mehr Zeit für mich…
    Rituale zum Einschlafen haben wir auch und die tun gut, weil der ganze Tag an sich sonst relativ unstrukturiert ist.

  7. Barbara

    Bei uns läufts ähnlich – unsere Deadline ist 7 -was an manchen Tgen nur schwer zu realisieren st, wenn der Sport bs 6 dauert. Morgens sind sie dann wieder zwischen 5 und 6 da

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