WMDEDGT – Coronawoche irgendwas

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WMDEDGT :: Coronawoche irgendwas

Der Wecker klingelt um 5.55Uhr. Aber ich bin schon vorher wach. Eigentlich war ich gefühlt die ganze Nacht wach und habe öfter nachgesehen, ob das Klo noch da ist. Und die Uhr läuft nachts auch wie sie soll. Ich habs für Euch überprüft. Derzeit „trainiere“ ich mich zur Frühaufsteherin mit Hilfe des Buchen Miracle Morning*. Warum? Weil ich die Stille am Morgen genießen möchte, weil ich Zeit für mich haben möchte. Das habe ich mit Corona und älter werdenden Kindern einfach nicht, denn die sind auch abends lange wach hier so ohne Schule. 

Und warum nicht 6Uhr? Weil 5.55Uhr einfach eine u(h)rschöne Uhrzeit ist. Vielleicht werde ich aber auch gerade einfach ein bisschen bekloppt. Ich ziehe mich also an und wanke in die Küche. Dort liegt schon mein Tagebuch gähnend herum und ich beginne meine Morgenseiten. Das sind meist 3-4 Seiten Tagebuch, dann noch eine Seite Freude und Dankbarkeit. Danach bin ich halbwegs wach. Ich warte auf das Erwachen des jüngsten Kindes, das mich meist halb 7 in der Küche erwischt und müde sagt: „Ich will aber noch mit Dir in Dein Bett kuscheln!“ Und dann muss ich da hin zurück mit ihm. Heute aber nicht. Er schläft heut mal, also setze ich mich hin und meditiere noch ein paar Minuten so ganz in Stille. Herrlich ist das. 

Kurz vor 7Uhr gehe ich hinauf aufs Dach. Die Kinder wissen Bescheid, ich habe ihnen das am Vorabend gesagt. Am Dach gibt es nämlich zweimal die Woche morgens Tai Chi. Das ist der Vorteil(naja einer von vielen) in diesem Haus, da gibt es in solchen Zeiten viele Angebote von Menschen hier, die etwas können und gemeinsam machen wollen. Eines ist eben Tai Chi und das wollte ich schon immer ausprobieren und ich muss dafür jetzt nicht mal das Haus verlassen. Herrlich ist auch das. Es windet oben und das Gras ist nass. Aber wir bewegen uns sanft dem graublauen Himmel entgegen. Die fließenden Bewegungen tun gut. Am Ende bin ich etwas erfroren, aber hellwach. Als ich heim komme, sitzen die drei Nasen vor dem ipad. Aber diesen Preis zahle ich für so einen Start in den Tag. 

Zum Frühstück gibt es frisch gebackene Waffeln und Kaffee. Läuft, würde ich sagen. Dann kommen die Schulsachen auf den Tisch. Der große Le stirbt einen Heldentod, weil er einen Aufsatz schreiben soll. Ich überrede ihn, mit ein wenig Mathe zu beginnen, um wach zu werden (ja, bei ihm ist Mathe ein Kinderspiel). Die Tochter sucht stöhnend und ächzend ihre Zettelwirtschaft hervor. Ich freue mich jetzt schon auf ihr Chaos, wenn sie mal selbst für alles verantwortlich ist. Ich selbst habe den Laptop vor der Nase und würde gern etwas arbeiten. Aber bald schon begleite ich Bruchrechnungen beim Großen und Umkehraufgaben bei der Tochter. Nebenbei muss ich zugeben, dass ich Dekagramm als Einheit nicht kenne und auch nicht kennenlernen will, denn mein Kopf platzt mir sowieso gleich und wozu hat das Kind einen österreichischen Vater, den es auch fragen kann? Der Kleine Herr Miniklein will eine Perlenkette fädeln und braucht Hilfe. Mein Kaffee schwindet zusehends. Amoklaufen klingt verlockend. 

Der Große schafft irgendwie doch noch seinen Aufsatz, nachdem ich ihm vorschlage den am Computer zu tippen. Und plötzlich ist er stolz auf seine 196 Wörter. Das ist auch ungefähr die Menge an Nerven, die ich an diesem Vormittag verloren habe. Wie viele Nerven verliere ich in einer gesamten Pandemie? Erkläre bitte den Rechenweg. Male das Ergebnis bunt aus. 

Gegen Mittag telefoniere ich mit einer Freundin und wir tauschen ein bisschen Coronafrust aus. Das tut gut. Die Kinder sind unrund und laut, das ipad scheint ihre Flucht vor allem zu sein momentan, aber dieses Mal halte ich dagegen. Nach dem Essen sind dann alle etwas ruhiger und ich kann mich noch kurz auf ein Meeting vorbereiten. Dann kommt der Papa der Kinder und übernimmt die Betreuung. Ich kann mich in eine leerstehende Nachbarwohnung flüchten, die ich derzeit als Büro nutzen darf. (Noch so ein Vorteil hier im Haus)

Hier habe ich mein erstes Arbeitsmeeting online seit meinem Arbeitsantritt im April. Spannend. So viel Physik, dass mir bald wieder der Kopf platzt. Ich verstehe kaum was, aber das muss ich auch nicht, bin ja mehr für die Kommunikation zuständig. Und letztendlich tut es gut, mal die anderen Menschen zu sehen, für die und mit denen ich arbeite. 

Nach dem Meeting brauche ich wieder Essen und arbeite weiter. Ich spüre zwar die Müdigkeit der letzten Nacht, gleichzeitig aber richtig gute Arbeitsenergie. Dieses frühe Aufstehen kann schon was. 

Um 18Uhr übernehme ich wieder die Kinderbetreuung und der Abend wird seinen Lauf nehmen. Abendessen, Kinder schlafen legen und vermutlich und sehr sicher werde ich auch nicht alt heute. Manchmal drehen wir abends noch eine Runde mit den Inline Skates, mal sehen wer von uns dafür heute noch Energie aufbringen kann. Eine Runde staubsaugen wäre auch angebracht. So sind sie, diese Coronatage. Blauer Himmel und graue Wolken :: alles dabei.

Wie geht es Euch in dieser irren Zeit nach so vielen irren Wochen?

Mehr Erzählungen eines ganz normalen 5. im Monat gibt es drüben bei Frau Brüllen unter dem Sammeltitel WMDEDGT (Was machst du eigentlich den ganzen Tag).

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