Wundervoller Teil der Piklerausbildung ist die Arbeit an und mit sich selbst. Während die einzelnen Module immer offen für Fragen im Leben und in der Arbeit mit Kindern sind, was ja nicht selten dazu führt, eigene Verhaltensmuster, die eigene Kindheit etc. zu reflektieren, und in der Folge dann das Sein mit den Kindern, so gibt es diverse Pflichtkurse, in denen es ausschließlich um uns selbst geht. Um unsere Person, aber besonders auch um unsere Person in unserem ganz persönlichen Körper.
So belegte ich im Herbst einen Hengstenberg Kurs und erwartete mir hauptsächlich ein wenig Turnerei auf den Hengstenberg Geräten. Und da ich schwanger war, befürchtete ich fast, vom Kurs nicht allzuviel mitzubekommen. Aber im Gegenteil. Gerade für mich in meiner „besonderen“ Situation war der Kurs enorm wirkungsvoll. Weil er sich so sehr mit dem eigenen Körpergefühl, dem Wohlbefinden und den körperlichen Grenzen auseinandersetzte.
Teil des Kurses war die Übung mit den Besenstielen, die mich vor allem auf Grund der Einfachheit fasziniert hat.
Alles was es braucht sind zwei handelsübliche Holzbesenstiele. Holz wegen der Haptik, der Leichtigkeit. Die zwei Stiele legt man hüftbreit nebeneinander und – Ihr ahnt es – balanciert auf ihnen.
Mit jedem Fuß auf einem Stiel. Vor. Zurück. Also sowohl vorwärts, als auch rückwärts. Habt Ihr das eine Weile manifestiert und geübt, geht Ihr einfach nach vorn, von den Stangen hinunter und im gleichen Tempo weiter durch den Raum. Ihr werdet sehen, dass Ihr (unter anderem) weiterhin so gerade und bewusst geht, wie auf den Stielen. Aufrecht. Langsam. Achtsam. Es dauert, bis Ihr wieder in Eure alten Gehmuster verfallt. Und je nach Eurer Haltung, Eurem Körperempfinden, werdet Ihr noch viel mehr spüren, bei dieser Übung.
Erschwerend kann man sich dann einen Gegenstand auf den Kopf legen und damit balancieren. Der unterstützt das aufrechte Gehen. Die Achtsamkeit bei jedem Schritt.
Denn wir gehen nicht nur viel zu schnell und hastig durch die Welt, wir gehen auch schief und schräg, haben uns über die Jahre hinweg einen Gang angewöhnt, haben uns von Rucksäcken und Taschen in verschiedene Richtungen ziehen lassen und tragen viel zu viele Sorgen bei jedem Schritt auf unseren Schultern umher. Diese Übung lässt uns all das abwerfen. Und zurückkehren zu uns und unserem Körper.
So einfach, so schnell. Aber die Wirkung ist endlos. Probiert es aus! Und erzählt mir, wie es Euch ergangen ist!
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