Radikal ehrlich

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Das Wochenende steht vor der Tür. Und wenn ich mit den Kindern laut rufe: „Hoch die Hände, Wochenende!“ beziehe ich mich damit hauptsächlich auf die Tatsache, dass wir ausschlafen können und nix müssen. Aber wenn ich den Wetterbericht anschaue, werde ich leicht grantig. Denn schon wieder ist da nur strahlendster Sonnenschein drin. Und das nervt mich. Denn das suggeriert mir: Raus! Ihr müsst was unternehmen! Das schöne Wetter genießen! Hurra!

Und eigentlich will ich nur laut brüllen: Verdammte Kacke ich hab keinen Bock!

Bisher hätte ich mich nie getraut, das ehrlich laut auszusprechen. Und ich weiß, dass viele jetzt denken: Wie is die denn drauf? Was is denn mit der los? Aber es ist die nackte Wahrheit. Es stresst mich enorm, dieses „Rausmüssen“ und „Was unternehmen müssen“ und „Was tolles machen müssen“. Wobei toll ja ein dehnbarer Begriff ist und häufiger von Erwachsenen ganz anders ausgelegt wird als von Kindern. Für die ist ja ein Nachmittag auf dem Spielplatz zuweilen auch sehr toll.

Nun ist es aber so, dass ich mich die vielen letzten Jahre, eigentlich schon viel länger, als ich Kinder habe, nicht wohl gefühlt habe mit diesen Gedanken. Es ist eine Energie- und Motivationslosigkeit, die mich sehr bremst und dabei sehr fest im Griff hat. Ich habe mich damit vor allem immer eines gefühlt: Anders als alle anderen. Gestresst. Und – so wie heute – genervt. Und jetzt kommen sicher einige, die sagen: Du musst einfach nur raus, dann wird das schon. Während das stimmt – ich genieße ja auch das Draußensein, im Wald zum Beispiel, sehr – denke ich dann die meiste Zeit: Ist’s jetzt genug? Können wir jetzt wieder rein? Und ehrlich gesagt: Am meisten bin ich von dieser Demotivation genervt. Denn noch ehrlicher: Ich will doch freudvoll sagen: Lasst uns raus, lasst uns dies und das machen und dann will ich daran Freude haben und das genießen.

So einfach ist das aber gar nicht. Denn diese Verhaltensweisen, die haben immer einen Grund. Ein einfaches: Reiß dich halt bissl zamm! reicht da nicht, dann is da ja trotzdem die elende innere Hürde. Sowas wie der Schweinehund beim Sport oder wo auch immer ihr so mit Euch hadert. Und natürlich kann ich mir auch sagen: Hey, du bist die ganze Woche im Einsatz, klar dass du am Wochenende Deine Ruhe willst. Erholung. Aber ehrlich: so ein Nachmittag im Wald ist doch manchmal erholsamer, als einer, an dem wir in der Wohnung hocken. Und außerdem: man kann ja mal demotiviert sein. Aber immer??? Im Sommer, im Winter und dazwischen auch? Nö. Hinzu kommt ja, dass ich dabei auch bloß nicht zufrieden bin, ein schlechtes Gewissen mit mir herumschleppe und mich frage: Was is mit mir???

Jetzt hab ich ja Glück weil ich ja diese neue Ausbildung mache. Die hat viel mit Hypnose zu tun und damit, mit Hilfe meines Unterbewusstseins die Ursachen und Gründe für diverse Probleme, Gewohnheiten etc. herauszufinden. Das ist auf gut deutsch gesagt: ziemlich heißer Scheiß. Ich weiß mittlerweile wo meine Telefonphobie herkommt und warum ich bis heute keine gute Beziehung zu Geld habe. (und oh was das verändert hat halleluja!) Und so einige andere Dinge auch. Grundlegende Denkmuster, Glaubsensätze, die mich zum Beispiel immer zu einem eher sozialphobischen Wesen gemacht haben. Das ich ja gar nicht unbedingt bin, im Gegenteil, mittlerweile mag ich es auch fremde Menschen kennenzulernen und bin viel offener geworden. Was hätte mir das früher schon alles geholfen!

In dieser Ausbildung werden wir also – wie in so vielen solcher Ausbildungen – auch gehörig „mittherapiert“. Nächste Woche darf ich wieder zwei solcher Hypnosesitzungen an mir selbst genießen und da werde ich es angehen, das Thema mit der Demotivation. Ich bin höchst gespannt denn unser Unterbewusstsein weiß immer sehr genau die Gründe, aber mit Hilfe unseres dominanten Bewusstseins finden wir da selten hin. Dennoch ist natürlich mein Bewusstsein schon höchst aktiv damit beschäftigt herauszufinden, was die Ursache sein kann dafür, dass ich so ein energieloses Bündel bin, wenn es darum geht meine freie Zeit zu gestalten. Schauen wir mal, wer schneller ist.

In der Zwischenzeit frage ich Euch: Wie ist das bei Euch? Worauf freut Ihr Euch am Wochenende am meisten? Wobei habt Ihr den größten Spaß, die größte Freude? Was erfüllt Euch?

In diesem Sinne: Hoch die Hände, Wochenende!

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Almi

    Reden und Kuscheln mit dem Liebsten.

    Dazu noch viel Zeit zum in den Tag starten, lange Mahlzeiten, baden, lesen, und auch mal ein Spaziergang. ;-)

    Aber das zwanghaft spektakuläre find ich jetzt auch eher stressig…

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