Mein Morgendate mit mir Selbst

Ich bin überhaupt kein Tagebuchmensch. Alle meine alten Tagebücher aus Teenagerzeiten habe ich weggeworfen, weil es mir selbst für mich zu peinlich und unangenehm war darin zu lesen und nur zum Herumstehen wollte ich sie nicht aufheben. Seitdem habe ich aber auch keine Seite Tagebuch mehr geschrieben. Manchmal tauchten Stimmungen oder Gedanken im Kalender auf. Aber seitdem ich den durch ein Bulletjournal ersetzt habe, ist das auch dahin. Aber irgendwie merkte ich, dass ich etwas suchte, mit dem ich mich selbst etwas sammeln und ordnen konnte. So nahm ich am Online Kurs „Write to flourish“ bei Tammy Strobel teil – ein Kurs über das Führen von sämtlichen Arten von Tagebüchern oder Begleitbüchlein.

morgenseiten

Im Kurs ging Tammy immer wieder auf die verschiedenen Arten von Journaling, wie es im englischen heißt, ein. Und dabei tauchte immer wieder der Begriff Morning Pages auf. Ich googelte, weil ich vorher schon davon gehört hatte. Und wurde fündig. Und legte los. Seitdem schreibe ich jeden Tag – bis auf die Wochenenden – meine Morning Pages oder Morgenseiten.

Das sind jeden Morgen 3 volle A4 Seiten. Und das ist gar nicht wenig. Wenn ich beginne merke ich oft, dass es eine Überwindung ist ins Schreiben zu kommen. Aber mittendrin geht es dann oft richtig gut dahin. Am Ende stockt es manchmal wieder und ein wenig erinnert mich das an unsere Zwiegespräche. Die beginnen auch manchmal holprig und stockend, dann plappert es aus uns heraus und am Ende sind noch 5 Minuten, die wir nicht so recht gefüllt bekommen. Naja und irgendwie sind die Morgenseiten auch wie ein Zwiegespräch mit mir selbst. Denn auch hier frage ich mich: was beschäftigt mich? Was ist in meinem Kopf und will hinaus?

Dabei geht es mir bei den Morgenseiten weniger ums Aufschreiben von inneren Gefühlen und Stimmungslagen. Obwohl das natürlich auch erlaubt ist. Generell ist laut der Definition der Morgenseiten von der „Erfinderin“ Julia Cameron alles erlaubt auf diesen drei Seiten. Ihr geht es dabei darum, dass man morgens noch vor dem Tag quasi den Kopf entleert. Dass die Dinge, die brauchbar sind, auf Papier landen und festgehalten sind. Und dass die Dinge, die unbrauchbar sind einfach Platz machen im Kopf. Gerade für Autoren und Schreibende sind die Morgenseiten eine gute Übung um in einen Schreibfluss zu kommen.

Das wiederum kenne ich vom automatischen Schreiben. Und daran habe ich mich gehalten bei den Morgenseiten. Und wenn mir gar nichts einfällt schreibe ich erst einmal Dinge wie „Montag. Endlich Ruhe im Haus. Keine Ahnung was ich heute zuerst machen soll will und muss aber so ein Kaffee muss erst einmal her. Dann wird das schon. Eine neue Idee strolcht mir durch den Kopf…“ und so geht das dann schon dahin. Die Dinge kommen beim Schreiben. Und oft schreibe ich dann um meine Ideen herum und baue sie aus oder verwerfe sie und überlege mir neues.

Oft fühle ich mich nach den Morgenseiten höchst motiviert und energetisiert für den Tag. Leider wacht dann meistens Miniklein aus seinem Morgenschläfchen auf und die Energie entgleist in andere Richtungen.

Viele von Euch fragten mich schon, wann ich das denn bitte unterbringe mit den Morgenseiten. Natürlich schaffe ich das nicht als allererste Tat am Tag weil ich überhaupt nicht die erste bin, die wach ist und somit erst einmal Familie auf dem Programm habe, wenn ich aufstehe. Aber um 7:30Uhr sind der Liepste und die beiden Großen aus dem Haus und spätestens um 8:30Uhr geht Miniklein wieder schlafen. Und dann schnappe ich mir mein Heft, meinen Bleistift und meinen Kaffee und schreibe los. Irgendwann wird Miniklein sein Morgenschläfchen auslassen und dann muss ich zusehen. Manchmal schreibt es sich auch gut wenn er wach ist wenn er sich gut beschäftigt. Er darf ruhig lernen, dass das eine Aufgabe ist, die mir wichtig ist am Morgen. Naja, und wenn ich Morgenseiten mal Mittags schreibe, dann wird davon auch kein Sack Reis umfallen.

Eine für mich sehr wichtige selbst auferlegte Regel ist, dass ich bis zu den Morgenseiten kein Internet aufdrehe. Kein Laptop aufklappen. Das Handy ist bis dahin immer noch im Flugmodus. Es ist mir wichtig bis zu den Morgenseiten keinen Input von außen, von Arbeitsdingen oder sonstigem zu bekommen.

Am Wochenende fallen mir die Morgenseiten schwer, weil da alle 3 Kinder herumspringen hier und ich einfach nicht bei meinen Gedanken bleiben kann und immer wieder abdrifte. Aber das ist okay, so lasse ich das gleich von vornherein und bin dann nicht enttäuscht.

Jule von Julesbloginsel schreibt übrigens auch Morgenseiten. Nebst Baby. Und hat dabei auch spannende Erkenntnisse.

Also probiert es doch auch mal aus. Ich freu mich schon wieder auf mein Date mit mir morgen früh.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Ramona

    Wir sollten aufhören, uns dauernd gegenseitig zu inspirieren. Schlimm. (Danke für den Blogpost).

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