Wie schnell es geht, dass uns ein Wort aus der Bahn wirft, habe ich diese Woche mal wieder erfahren.
Frau Klein ist sehr auf mich fixiert. Als „anhänglich“ wurde sie diese Woche genannt. Das traf mich, weil ich früher auch immer als anhänglich, als „Mamakind“, als „am Rockzipfel hängend“ bezeichnet wurde. Aus Gründen. Meine Mama loszulassen fiel mir als Kind äußerst schwer und war immer sehr tränenreich.
Meinen Kindern möchte ich das ersparen. Das heißt nicht, dass ich sie von mir wegtrainiere, sondern, dass ich sie so gut stärken möchte, dass ein Weggehen zwar eventuell mal, aber nicht immer so schwer ist, wie es das für mich früher war. Ich wandere also zwischen dem, was ihnen und mir gut tut und dem, was für uns zu viel sein könnte.
Und so hat mich diese Bezeichnung „anhänglich“ auch dahingehend getroffen, dass ich befürchtet habe, ich könne es sein, die dafür sorgt, dass Frau Klein noch immer so viel stillt, sich auch vom Papa nur ungern trösten lässt und Fremde sehr scheut. Dass sie schnell meinen Arm sucht und sich unter zu vielen Menschen (2 oder 3) nicht wohl fühlt.
Aber nach ausgiebiger Überlegung bin ich dann doch glücklicherweise zu dem Schluss gekommen, dass das alles Quatsch ist. Denn was soll ich denn tun, außer dem Kind zu geben, wonach es verlangt? Klar war Herr Klein mit 1 Jahr abgestillt und ging fröhlich in die Krippe, als hätte er nur drauf gewartet. Nur war er nie das ausdauernde Stillkind, die Umstände andere und er sowieso ein ganz anderes Kind. Nicht zu vergleichen. Und schlussendlich war ich sicher kein „Mamakind“, weil meine Mama mich zu viel „verwöhnt“ hatte. Da gab es wohl sicher andere, tiefer liegende Gründe (deren Eräuterung hier zu privat wäre).
Tja, aber so gehts. Da wird ein Wort gesagt, ein Knopf gedrückt, die Tür zur Kindheit knarzend geöffnet und schon ratterts rasselnd im Kopf. Da merkt man, was wo noch nicht ganz rund ist, was nicht oder noch nie be- oder verarbeitet wurde und was uns schnell aus der Spur bringt.
Aber letztendlich ist gerade das ja auch nicht schlecht. Im Gegenteil – es hilft uns, zu reflektieren und zu hinterfragen. Es hilft, mal wieder von außen zu schauen und zu beleuchten. Solange wir es schaffen, uns dann wieder in unsere Spur einzufädeln. Ich bin jedenfalls froh, diese Woche nicht abgebogen zu sein, sondern glaube, dass ich auf der Geradeausspur eher ans Ziel und Frau Klein so eher an die Fähigkeit loszulassen kommt.
Ich finde, dass anhänglich ein sehr schönes Wort ist. Meine Tochter ist es auch (imGegensatz zu ihren Brüdern), und ich finde das okay.