WMDEDGT – Spielraumgeschnupper und Geschnupfe

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Die Nacht war kurz. Um 4Uhr gesellte sich Frau Klein zu uns ins Bett. Um 5 Uhr Miniklein. Und um 6 rief der Wecker nach dem Tag. Das Morgenprogramm verläuft ganz alltäglich halbchaotisch unaufregend. Ich schlürfe Kaffee und warte auf die vollkommene Erwachen meines Körpers, dann helfe ich den Kindern beim An- und Umziehen, bis endlich alle samt Schultasche und Schal und Hauben und Handschuhen außer Haus sind. 

Kurz genieße ich die Stille. Ein Brot. Noch einen Kaffee. Dann muss ich auch los. Schnuppertag im Spielraum ist angesagt. Ich drucke die Anmeldelisten aus und trage das Labyrinth, mit dem derzeit die Kinder spielen, ins Untergeschoss. Dort schleppe ich aus unserem Kellerabteil und aus dem Spielraum im Erdgeschoss alles in den Veranstaltungsraum. Ich koche Tee, richte die Materialien her, klebe noch ein Hinweisschild an die Eingangstür.

Im ersten Kurs kommen 5 Mütter mit ihren Kindern. Es ist recht entspannt. Ich erkläre die Abläufe, was mir wichtig ist, was zu erwarten ist. Den Rest der Zeit beobachten wir die Kinder, ich begleite kleinere Konflikte. Ein Baby schläft ein. Als ein Kind weint und ich zur Mutter schaue, nimmt sie es hoch und sagt: „Das darf ich doch, oder?“ Ich bin mal wieder überrascht. Sie sagt: „Mein Mann hat von seinem Kollegen gehört, der war in einem Piklerspielraum, wo die Eltern ihre Kinder nicht trösten dürfen.“ Ich höre solche Erzählungen immer wieder. „Da durften wir nicht zum Kind hingehen, sondern das Kind sollte zu uns kommen, wenn es weinte.“ Mich macht das traurig, wenn das die Auslegung der Piklerpädagogik einiger Spielraumleiterinnen zu sein scheint. „Nein, sage ich. Natürlich müsst Ihr Euer Kind trösten, wenn es weint.“ Dann reden wir noch kurz drüber, wie streng ich bin wenn es ums „Reden“ im Spielraum geht. Ich bin wohl eher nicht so streng, aber mir wurde auch gesagt, dass genau das an mir geschätzt wird. Es soll eben bei mir für alles Raum sein – für die Beobachtung, aber auch für den Austausch.

Im zweiten Kurs habe ich 7 Kinder. Da geht es schon etwas zur Sache. Schnupperkurse sind ohnehin oft etwas turbulenter, weil da eben auch Eltern kommen, die sich letztendlich doch nicht anmelden. Weil es keine wirkliche Gruppe ist, die sich findet und einpendelt. Ich freue mich immer, wenn ein Kurs nach 2-3 Wochen zu einer runden Gruppe geworden ist.

Um 12.30Uhr sind alle wieder weg, ich räume die Materialien wieder zurück in meine eigene Ordnung und verräume alles im Keller. Dann flitze ich in die Wohnung, hole meine Jacke, schnappe mir den Fahrradanhänger und mache mich auf den Weg zum Buchladen. Dort besorge ich ein Geburtstagsgeschenk für einen Kindergeburtstag und finde sogar noch Der Pfau: Roman (insel taschenbuch).* Wollte ich schon längst lesen, also her damit. Ich plaudere mit dem Buchhändler, der sich über meine Review auf Facebook freute und ich bedanke mich für seine letzten Vorschläge, die alle gut ankamen. Ich liebe diesen Laden.

Nebenher kläre ich via Whatsapp mit 5 anderen Eltern die Vorgangsweise für das Referat der Kinder in der Schule zum Thema „Schloss Schönbrunn“. Wie es mich stresst, wenn so viele kreuz und quer schreiben. Aber wir wollen die Themen aufteilen unter den Kindern, damit sich dann nur noch die Kleingruppen treffen müssen. Man merkt, kurz vor Weihnachten ist die Lust auf Extratermine gering.

Dann muss ich schnell weiter zum Kindergarten. Miniklein schläft noch, also hole ich erstmal Frau Klein aus ihrer Gruppe. Sie strahlt und bringt mir ihre neuesten Kunstwerke. Dann gehen wir zu Miniklein, der zwar schon geweckt wurde, aber wieder eingeschlafen ist. Dass ich mir nicht da schon etwas gedacht habe. Die Pädagogin nimmt ihn und gibt ihn mir, verschlafen hüpft er auf meinen Arm. Das Anziehen zieht sich, in der Garderobe hat es gefühlt 38°C aber Miniklein muss dringend erst die Laterne einschalten, bevor er Schuhe anziehen kann. Wie immer atme ich erleichtert auf, wenn wir wieder an der frischen Luft sind.

Auf geht’s nach Hause. Dort hören wir Weihnachtslieder und lümmeln im Wohnzimmer herum. Ich packe ein paar Bestellungen ein, Miniklein hängt daumenlutschend hier und da herum. Noch immer denke ich mir nichts. Kurz nach 3 kommt Herr Klein aus der Schule. Keine fünf Minuten später steht auch schon sein Nachbarsfreund vor der Tür. Die zwei gehen spielen. Miniklein hängt den restlichen Nachmittag viel an mir, Frau Klein ist auch nicht sehr energiegeladen. Ich bin unfassbar müde von der Nacht. Herr Klein und sein Freund fadisieren sich unfassbar. Was für ein zäher Kaugummienachmittag. Kurz vor dem Abendessen fällt mir ein, dass wir noch Milch brauchen. Ich schnalle mir das klebrige Kleinkind in die Trage und gehe hinunter in den Salon, unsere Greisslerei im Haus. Auf dem Weg dahin gebe ich ihm einen Kuss auf die Stirn und endlich ahne ich, was ich längst hätte ahnen können. Er ist etwas warm. Wieder in der Wohnung messe ich Temperatur. 37,9. nicht sonderbar viel, aber genug, um seine Abgeschlagenheit zu erklären. Ich mache eine Suppe warm und wir essen alle gemeinsam.

Dann räumen die Kinder ihr Zimmer auf und putzen ihre Schuhe. Immerhin soll ja der Nikolaus da etwas hineinstecken. Sie putzen aber auch unsere Schuhe und stellen alles vor die Tür.

Ich ziehe Miniklein um und bringe ihn ins Bett, wo er noch etwas herumschnupft und schnieft, bis er einschläft. Die Kinder schauen ihre Serie und ziehen sich dann auch um. Es wird noch viel gewundert, wann wohl der Nikolo kommt. Selbst der fast 8-Jährigen glaubt noch fest daran. Was für ein Zauber.

Wir lesen weiter in Pinocchio, das haben die Kinder von der Oma bekommen, weil sie das am Freitag mit ihnen in der Volksoper anschauen wird. Frau Klein ist wieder schrecklich traurig, als Papa Gepetto auf dem Meer verschwindet und Pinocchio weint. Das nimmt sie immer sehr mit. Dann bringe ich die beiden ins Bett, kuschle noch mit jedem und nun sitze ich hier. Der Liepste ist noch im Theater mit Kollegen und ich werde noch etwas arbeiten, die geputzten Schuhe draußen vor der Tür befüllen und dann endlich ins Bett fallen. Denn auch meine Erkältung hat sich nochmal blicken lassen. Kein Wunder, ich hangele mich momentan von Termin zu Termin und Deadline zu Deadline. Und immer, wenn ich denke, jetzt wird es ruhiger, wird ein Kind krank. Also Gute Nacht!

Mehr Erzählungen darüber, was wir eigentlich den ganzen Tag machen, sammelt Frau Brüllen auf ihrem Blog.

Dieser Beitrag hat 7 Kommentare

  1. manu

    Gute Nacht!

  2. Kirsten M.

    Hallo liebe Nadine,
    danke für den schönen Glückstee. Die Karte ist auch wirklich wunderschön.
    Tolle Idee, hast du die mehrmals kopiert? Ich fasse immer drüber, weil sie sich so glatt anfühlt:)))) Und der gefaltete Stern kommt an mein Sternenfenster dieses Jahr und es sind wirklich alle verschieden. Toll, ich muss mal googeln wie man den faltet.
    Eine schöne Adventszeit…. Herzlichst Kirsten

  3. Manu

    Hallo Nadine,
    ich musste gerade feststellen, dass ich hier schön öfters meine Nase hereingesteckt habe. Lustig, dass wir uns nun beim Teeadventskalender wieder begegnen. Dein Tee ist genau mein Geschmack, herzlichen Dank dafür. Und Deine Karte ist der Hammer, so ein schöner Schriftzug.
    LG und komm‘ gut durch die Woche
    Manu

  4. Claudia

    Hallo Nadine,
    so ein schöner Stern, eine tolle Karte, leckerer Glückstee und deine persönlichen Worte ♥
    Ich habe mich sehr gefreut – und Glück hatte ich heute auch bereits.
    Dir, dem Tee und dem Nikolaus sei Dank!
    Da es scheinbar heute hier kein Posting gibt, kommentiere ich mal unter dem gestrigen…
    Spielkreiszeiten liegen ja für meine Familie schon in weiter Ferne und es ist spannend, dass dein Bericht die Gefühle und Gedanken von damals wieder lebendig werden lässt, unter dem Wissen, wie sich die Söhne entwickelt haben und was seither alles passiert ist.
    Herzlicher
    Claudiagruß

  5. verfuchstundzugenäht

    :-)
    Oh ja, auch mein tAg war heute gut gefüllt. Aber auch mit einer Portion Glück.
    Dein wundervoller Stern baumelt schon von der Esstischlampe. Danke!

  6. Lene

    Hallo Nadine, der (ansonsten total anstrengend chaotische) Tag hat so glücklich begonnen dank Deinem wunderbaren Brief mit dem herrlichen Tee und der schönen Karte, den persönlichen Zeilen und dem tollen Stern. Hab ganz lieben Dank dafür! Ich wünsche Dir einen kerzenhellen Advent – sei lieb gegrüßt von Lene

  7. amselgesang

    Auch von mir ein Dankeschön für den feinen Tee und das schöne Drumherum, ich habe ihn nun, spätabends, ganz glücklich genossen und denke, er wird mir gute Träume bescheren. :)
    Mit etwas mehr Zeit möchte ich auch gerne etwas mehr von deinem interessanten Blog anschauen. Für jetzt wünsche ich euch gute Besserung und Gesundheit auf Weihnachten zu!
    Herzliche Grüße,
    Brigitte

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