Wie war dein Tag?

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Auf mymonk gibt es gerade einen Artikel darüber, wie wir mit unseren Kindern ins Gespräch darüber kommen können, wie ihr Tag war. Weil Kinder ja so selten auf die spezifische Frage „Und, wie wars im Kindergarten / in der Schule?“ reagieren. Da bekomme ich ja von meinen Kindern auch nur die österreichische Antwort: „Eh gut.“

Ich habe mir also abgewöhnt, diese Frage zu stellen. Na gut, hin und wieder kommt sie mir über die Lippen. Aber ich versuche spezifischer zu sein. „Und, wie war Englisch heute?“ oder „Seid Ihr heute draußen im Garten gewesen?“ Aber auch hier gibts oft nur kurze und knappe Antworten. Während ich mir auf die Zunge beiße, weil ich meine Frage aus Kindersicht selbst blöd finde.

Sara Goldstein hat nun auf mymonk eine Liste von 20 Fragen erstellt, die wir unseren Kindern stattdessen stellen können.

Ich denke mir aber: Es hat doch einen Grund, warum Kinder so knapp antworten. Und das ist ja nicht, dass sie mir der Frage per se nichts anfangen können. Es liegt daran, dass sie in diesem Moment vielleicht einfach keine Lust haben zu reden. Geht es uns nicht auch oft so? Wenn der Liepste heimkommt und fragt: „Und, wie wars heute so?“ sage ich womöglich auch nur „Anstrengend.“ oder „Ganz okay.“ Weil ich mir die genaueren Erzählungen für später in Ruhe aufheben will. Weil ich gerade mit dem Kopf woanders bin. Weil ich gerade im Moment nicht abrufbar habe, wie lustig, wie witzig, wie genial oder wir irrsinnig wahnsinnig gewisse Situationen mit den Kindern waren. Oder auch, weil ich gerade einfach mal absolut keine Lust aufs Reden hab. Das ist im Übrigen auch ein Grund, warum ich manchmal auch bei Freunden oder Verwandten einfach nicht ans Telefon gehe. Ich will in dem Moment einfach nicht reden.

Was tue ich also, um vielleicht dennoch etwas über den Tag meiner Kinder zu erfahren?

  1. Ich erwarte nicht, dass sie mir alles erzählen. Wenn etwas aufregendes passiert ist, erzählen sie mir das schon noch. Vielleicht auch erst in drei Wochen. Manchmal erzählen sie mir auch die banalsten Banalitäten. Aber hey – sie erzählen. Das hab ich doch gewollt, oder? Manchmal erzählen sie Witze aus der Schule oder (noch schlimmer) aus dem Kindergarten. Und dann denke ich mir, dass es doch auch gar nicht schlimm ist, wenn sie nichts erzählen.
  2. Ich erzähle von meinem Tag. „Heute war ich mit Miniklein beim Arzt. Er hat eine Impfung bekommen.“ – „Wirklich?? Hat er geweint???“ Und schon sind wir im Gespräch. Herr Klein erzählt, dass er früher immer geweint hat. Frau Klein erzählt von ihrer letzten Impfung und welches Tier sie sich danach ausgesucht hat aus der ärztlichen Schatztruhe. Kleine Geschichten entstehen. Und haben selten mit ihrem Tag zu tun. Ich erzähle manchmal, welchen spannenden Menschen ich begegnet bin, ich erzähle wenn ich Kochdienst hatte. Was auch immer mir einfällt und was ich gern erzählen möchte. Und ganz oft, da erzähle ich auch gar nichts. Weil mein Tag nicht aufregend war oder weil das, was ich getan habe, für sie womöglich langweilig ist. Rechnungen schreiben, Emails beantworten, Minikleins Windeln wechseln, Blogartikel verfassen… Dann wundere ich mich aber auch nicht, wenn sie mir nichts erzählen. Weil ihr Tag vielleicht in ihren Augen auch nicht besonders aufregend war. Nicht erwähnenswert.
  3. Ich lasse los. Wenn ich meine Kinder tagsüber in den Kindergarten oder in die Schule gebe, so verbringe ich eben nicht mehr jede Minute mit ihnen und weiß nicht mehr, was sie rund um die Uhr tun. Das ist ja auch gar nicht schlimm. Ich muss ja nicht alles wissen. Ich schaue nicht, was es im Kindergarten zu essen gab. Wenns besonders lecker war, erzählt mir Frau Klein das von sich aus. Ich finde mich damit ab, dass ich nicht mehr alles erfahre. Anfangs, als Herr Klein noch winzig war und in den Kindergarten ging, fand ich das noch schlimmer. Das war für mich so neu und ich wollte einfach Teil haben an seiner Welt. Er war aber schon immer eher ruhig und wenigredend. Als hätte er nur ein gewisses Budget an Wörtern. Deshalb habe ich noch nie sonderlich viel erfahren. Stattdessen habe ich erkannt, dass es wertvoller ist mit ihnen die Zeit zu genießen, die wir gemeinsam verbringen. Gemeinsame Erinnerungen gestalten und erleben. Gemeinsame Geschichten in die Welt malen.

Ich halte es für wertvoll auf das zu hören, was unsere Kinder uns von sich aus erzählen. Weil das etwas ist, was aus ihnen von ganz innen herauskommt. Und wenn sie wenig reden, dann sollten wir besonders auf das achten, was sie erzählen um zu erkennen: Was ist ihnen wichtig? Was beschäftigt sie? Worauf achten sie in ihrem Alltag? Was bewegt sie? Das sind die spannenden Erzählungen, die Kontakt wertvoll machen. Die uns in Beziehung treten lassen miteinander.

Und was besonders wertvoll ist, ist das gemeinsame Schweigen. Das auszuhalten. Das zuzulassen. Das schenkt uns nicht nur die Möglichkeit, besondere Nähe zu erleben, sondern gibt auch unseren Kindern die Fähigkeit, das in ihrem Leben weiter zu ermöglichen. Denn Schweigen kann eine ganz besondere Form des Miteinanders sein.

Wie sind Eure Kinder? Erzählen sie viel und gern von ihrem Tag? Oder sind sie eher die ruhigen Gesellen, die in 4 Wochen ein kleines Erlebnis von gestern erzählen?

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Landfamilie

    Ich möchte alles unterschreiben! Unsere Große, 7, hat auf die Frage „Wie war die Schule?“ noch nie geantwortet, sie reagiert sogar meist stinkig, weil ihr auf diese Frage als erstes meist etwas Negatives einfiel. Wenn ich gar nichts sage, außer Hallo, fängt sie bald an, viel zu erzählen, teilweise sogar sehr viel. Ähnlich ist es mit dem Essen. Wenn ich z.B. sage, „es gibt lecker Nudeln mit Soße, das magst du so gerne!“ mault sie, genau das möge sie nicht. Ich warte jetzt stattdessen, bis sie mich fragt, was es zu essen gibt, und antworte dann im Telegramm-Stil. Das kommt immer gut an. Und ansonsten mag sie es auch, wenn ich einfach erzähle, was bei mir oder den anderen Familienmitgliedern vorgefallen ist.

  2. Stefanie

    Hallo,
    ich frage manchmal „Wie geht es dir?“ oder „Geht es dir gut?“. Da kommt meist auch nur eine knappe Antwort, die lass ich dann einfach so stehen. Manchmal kommt dann noch was nach. Meistens frag ich nichts. Bekomm aber auch nichts erzählt, hm. Vielleicht sollte ich ausprobieren von mir zu erzählen. Die erwähnte Liste mit den 20 Fragen finde ich ja etwas gruselig, da würde ich mich eher ausgefragt fühlen und von einigen Fragen total überfordert. Auch „Wie war es in der Schule?“ hab ich früher nicht oder im Teeniealter sehr grantig beantwortet. Im Nachhinein denke ich, dass mir die Frage viel zu komplex war. Tausend Dinge und Gefühle hatte ich im Kopf, die sortiert werden wollten, da wusste ich gar nicht wo ich anfangen sollte (oder was das meine Mutter überhaupt angeht, … öhm).
    Viele Grüße,
    Stefanie

  3. Simone

    Hallo ihr Lieben,

    meine Tochter Fenya (8) und ich haben mit dem gegenseitigen (!) Fragen sehr gute Erfahrungen gemacht. Wir haben uns abends vor dem Schlafengehen nacheinander immer dieselben 6 Fragen gestellt (Was war gut/schlecht? Was ist Dir gut gelungen? Auf was bist Du stolz? Auf was/wen freust Du Dich morgen).

    Dieses Ritual wurde für uns beide zunehmend wichtig. Da nicht nur ich gefragt habe und nicht nur meine Tochter geantwortet hatte, kam dabei nie eine „Verhör“-Situation auf. Wir haben einfach unsere Erlebnisse/Gedanken miteinander geteilt.

    Fenya hatte nach einer Weile sogar die Idee, dass wir uns mehr Fragen überlegen und daraus ein Spiel machen könnten. Aber so begann dann eine andere Geschichte ;-)

    Liebe Grüße
    Simone

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