Wenn Du es schön findest, ist es schön.

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„Das bist Du Mama, der Papa und die Frau Klein. Und ihr habt alle Laternen in der Hand.“

Meine Leidenschaft ist das Schreiben. Nicht nur hier auf dem Blog, nein besonders und viel mehr das freie, kreative Schreiben. Seit ich 14 bin, schreibe ich. Geschichten, Gedichte, Erzählungen… Was mir so in den Sinn kommt. Vor ein paar Wochen habe ich eine von mir sehr geliebte Sammlung an Kurzgeschichten an ein paar Verlage geschickt. Weil es mir immer wieder empfohlen wurde. Und weil auch ich Freude daran hätte, diese Geschichten zu teilen. Weitläufiger als auf einem Blog. 

Natürlich ist mir klar, dass die Chancen, ein ungefragt eingesandtes Manuskript verlegt zu bekommen, recht klein sind. Aber erstaunlicherweise stört mich das wenig. Wenn es niemand verlegt, werde ich es einfach selbst drucken lassen in kleiner Auflage. Eigenverlag nennt man das heute wohl. Warum? Weil ich mit oder ohne Verlag überzeugt bin von meinen Texten. Weil ich sie mag und auch nach langer Zeit noch immer meine, dass sie gut geschrieben sind. Und weil es mir Freude gemacht hat, sie zu schreiben. All das ist ja letztendlich das Wichtigste.

Eine der Kleinschen Leidenschaften ist das Malen. Herr Klein malt gern und viel. Und nicht selten fragt er mich irgendwann: „Mama, ist das schön?“ Ich nehme an, diese Frage hat er aus dem Kindergarten, denn ich bewerte normalerweise seine Bilder oder sonst kreativ gestalteten Dinge nicht. Wenn er mich nun also fragt, ob ich sie schön, toll oder auch mal urcool finde, dann frage ich als erstes zurück: „Findest Du es schön?“ Meistens sagt er ja. Und dann sage ich: „Wenn du es schön findest, dann ist es schön.“

Denn genau das ist es, was ich meinen Kindern vermitteln will. Dass die Freude am Tun, die Begeisterung über das eigens Gestaltete viel wichtiger und wertvoller ist, als die Bewertung der anderen. Ich lobe meine Kinder nicht. Ich lobe meine Kinder auch nicht für ein schönes Bild. Weil das für mich die falsche Motivation ist, weiter zu malen oder zu gestalten. Ich bewerte gar nicht, auch nicht, wenn es mir nicht gefällt. Wenn mir ein Bild wirklich gut gefällt, ganz von mir aus, ohne, dass ich gefragt werde, dann sage ich das schon auch. Dann sage ich, dass es mir gefällt, dass ich beeindruckt bin. Aber ich bewerte es nicht im Sinne von „Es ist schön oder nicht schön und damit basta.“ Und ich lobe nicht jedes Bild, nur damit das Kind zufrieden ist. Ich möchte nicht, dass meine Kinder etwas tun, damit sie am Ende von mir eine Begeisterung oder ein Lob bekommen. Ich möchte, dass sie etwas tun, weil sie Freude daran haben.

Manchmal sagt Herr Klein völlig überrascht, wie toll er etwas findet, was ich male oder mache. Darüber freue ich mich dann schon. Aber nicht, weil ihm gefällt, was ich tue, sondern weil es so echt ist, so authentisch. Und man das spürt. Diese Begeisterung, diese Freude, die ist so wertvoller, als ein kaum schauendes, nickendes „Hm, super!“

Nicht selten gefallen mir die Bilder von Herrn Klein auch erst, wenn ich seine Geschichten dazu gehört habe. Dann freue ich mich über seine Phantasie, über das, was in ihm vorgeht und dass ich so einen kleinen Einblick in sein Seelenleben bekommen darf. Das geschieht nicht, wenn ich jedes Bild einfach blind lobe. Das geschieht, wenn ich mit ihm in Kontakt trete, mir Zeit nehme für ihn und seine Sachen. Wenn ich ihm zuhöre. In Beziehung bin.

Menschen, die meine Texte lesen oder hören und mich danach ansprechen, weil sie von diesem oder jenem so beeindruckt waren, die mich fragen, wie ich dazu gekommen bin, woher ich die Idee hatte, sind auch für mich mehr wert, als ein Verlag, der Hurra schreit. Dennoch ist ein Verlag einfach die bessere Möglichkeit ein Buch unter die Menschen zu bringen, und deshalb bin ich vorübergehend eben Klinkenputzerin. Das muss auch mal sein.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Allerleipetra

    Ich drücke Dir sehr die Daumen! Und hoffe, dass das mit dem Verlag klappt!

    Und ein kleines Feedback: Ich habe den Gedanken des „nicht lobens“ bzw. des „nicht zu viel Lob“ schon letztes Mal aufgenommen. Es ist nämlich schon sehr erschreckend, wie lobsüchtig die Kinder schon teilweise nach Hause kommen :(

    Ich bewundere, wie Du Deine Projekte umsetzt – bis hin zum eigenen Druck! Mach weiter so!

  2. Jessica

    Liebe Nadine,

    gerade habe ich mich etwas in deinem Blog festgelesen und bin hier über diesen (zwar schon etwas älteren) Artikel gestolpert, der mich sehr berührt hat. Ich arbeite zur Zeit nebenher als Kunstlehrerin mit Fünft- und Sechstklässlern und bin immer wieder irritiert, wie oft sie mich fragen, ob ich etwas schön fände, dass sie gemacht haben. Ich antworte immer mit dem Satz, den du auch benutzt.
    Die Kinder sind immer einen Moment überrascht, sagen dann aber meist „ja“. Ich helfe ihnen in meiner Arbeit als Anleiterin nur, sich selbst zu überraschen, indem ich ihnen zeigen, wie sie Werkzeuge oder Materialien noch benutzen können.
    Und ich versuche auch immer, ihnen den Unterschied zwischen „du hast die Aufgabenstellung gut bearbeitet und bekommst deshalb eine gute Note, egal wie talentiert du bist oder nicht“ und „ich schätze wert, was ich hier tue und ausprobiere“ klarzumachen. Aber die intrinsische Motivation ist soviel wichtiger!

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