Was, nur ein Geschenk ?

Letztes Jahr wünschte sich Herr Klein ganz dringend und unbedingt eine Ritterburg zu Weihnachten. Nun, eigentlich wünschte er sich den gesamten PM Katalog, schrieb immer wieder in fleißiger Fleißarbeit sämtliche Produkttitel auf Papiere. Aber die Ritterburg, die war besonders wichtig. Und so kauften wir eine Ritterburg. Nicht die Löwen- und auch nicht die Falkenritterburg. Nein, wir besorgten so eine alte, die es nicht mehr gibt. Die ist schöner und größer und flexibler. Und die stand dann unterm Weihnachtsbaum. Oder Christbaum. Jedenfalls stand da eine geschmückte Tanne mit Ritterburg drunter.

Und Herr Klein stand vor dieser Tanne und sah die Burg. Und dann sagte er: „Und was ist da drin? Und da?“ und deutete auf die vielen anderen kleineren Geschenke, die sich da noch angehäuft hatten. Und alles, was für ihn war, riss er auf. Und dann fragte er: „Und was kann ich noch aufreißen?“ Und irgendwann gab es nichts mehr aufzureißen und dann schaute er ein wenig herum. Und der Liepste und der Opa bauten dann mehr für als mit ihm die Ritterburg auf.

Wir waren entsetzt. Verärgert. Wütend.

Natürlich, zum Teil war das unsere Schuld. Wir hatten das so einreißen lassen. Hatten selbst noch Zeug gekauft zu der Ritterburg. Hatten Oma und Opa und Hinz und Kunz noch Geschenke kaufen lassen. Und alles lag dann da unter dem Baum. Und ich kenne das von früher. Da kam Oma immer mit Wäschekörben voll Zeug rein. Päckchen und Geschenke überall. Großes Gelage. Viel Zeug. Viel zu viel Zeug. In einem Jahr bekam ich außerdem ein Puppenhaus. Das war das allertollste. Ich hatte es mir gewünscht. Und ich erinnere mich an kein anderes Geschenk in diesem Jahr. Nur an mein lang ersehntes Puppenhaus. Und die Puppe auf dem Klo, die mein Opa da in diesem Haus so drapiert hatte. Was haben da alle gelacht. Das war schön. Daran erinnere ich mich. Warum brauchen wir immer viele tausend Geschenke zum Glücklichsein?

xmas

Das ganze Jahr über habe ich ausgemistet. Immer wieder. Schritt für Schritt. Die Kinder haben so einiges. Ob es zu viel ist? Manchmal glaube ich ja, manchmal halte ich es für überschaubar und im Rahmen. Aber mehr sollte es nicht werden.

Und nun ist schon wieder Weihnachten. Noch vier mal schlafen. „Und dann kriegen wir viele Geschenke!“ sprach Herr Klein gestern. Ich hielt inne. Ich hatte ihm schon einmal gesagt, dass es heuer nur ein Geschenk für jeden gibt. Ein einziges. Hatte er wohl nicht ernst genommen. „Nein, es gibt nur ein Geschenk.“ sagte ich. Mit großen erschrockenen Augen schaute er mich an. Dann grinste er. „Nein, viele.“ Ich blieb klar. „Nein, jeder bekommt ein Geschenk.“ Er grinste noch immer, wurde aber unsicherer. Er kennt mich. Kennt meine Mimik. Weiß allmählich, was ernst ist, was Spaß. Ich erklärte: „Letztes Jahr, da habt Ihr so viel bekommen, dass Ihr alles nur aufgerissen habt, aber was drin war, war Euch egal. Heuer gibts nur ein Geschenk. Das reicht.“ Er wurde etwas verlegen. „Aber Miniklein, kriegt der viele Geschenke?“ – „Nein, der kriegt auch nur eins.“ – „Und Frau Klein?“ Die kam grad ins Zimmer und rief: „Ich bekomme auch ein Geschenk von Christkind!“ Ich nickte. Genau. Ein Geschenk. EINES.

„Du bist ein Schwein!“ rief Herr Klein. „Und Du bist wütend.“ antwortete ich. Er übt sich im Schimpfen im Moment. Das macht die Schule.

Ich freue mich auf Weihnachten. Er bekommt ein Geschenk. Ein sehr großes aus Lego. Frau Klein bekommt ein Geschenk. Auch ein großes. Und Miniklein bekommt ein Geschenk. Und dann will ich in Ruhe mit den Kindern und ihren Geschenken spielen. Dann will ich mit ihnen lange aufbleiben und Faxen machen. Dann will ich mit ihnen Tage ohne Arbeiten und Müssen verbringen. Einfach so ganz gemütlich nur wir. Das Jahr war anstrengend. Wir sind alle etwas aus dem Ruder. Wir brauchen uns und Zeit miteinander. Ohne sollenmüssen. Nur wollendürfen. Das soll Weihnachten sein. So stell ich mir das vor.

Habt es glitzernd und bunt Ihr Lieben!

Dieser Beitrag hat 7 Kommentare

  1. Micha

    Eine ganz wunderbare Idee! Man muss sich eben nur trauen, sich manchmal auch gegen die Erwartungen der eigenen Kinder durchzusetzen und ihnen damit ein Stück weit zu zeigen: “Ich habe gesehen, dass es dir gar nicht so gut ging mit den vielen Geschenken. Dieses Jahr versuchen wir es anders.“ Ich wünsche euch wunderschöne Weihnachten und bin sehr gespannt, was du danach berichten magst.
    LG, Micha

  2. Barbara /Catluzipher

    Hier gibt es auch ein Geschenk für jedes Kind von uns. Die Jungs waren so übersättigt in den Jahren zuvor, dass wir reduzierten.

  3. ichbindiegute

    Bei uns gibt es zwei Geschenke pro Kind. Ein großes, was man nicht auspacken kann und ein kleines zum Auspacken. Zumindest an Heiligabend. Was dann der Rest der Familie an den beiden Feiertagen noch schenkt liegt leider außer meiner Reichweite, obwohl ich schon betont habe, dass es nicht zu viel werden soll.

    Ich bin gespannt, ob es so wird, wie ich es mir vorstelle. Und ob es bei Euch so wird, wie Du es Dir vorstellst.

  4. lisa

    Ganz tolle Idee, haben dieses Jahr auch drastisch minimiert, feiern nur als kleinfamilie, freuen uns aufs spielen nach den Auspacken und vorallem auf wenig sollenmüssen und ganz viel wollendürfen 😊 schöne Feiertage 😊

  5. Verena

    Boah…ist das toll :) ich werde es jetzt unterlassen zu jedem Beitrag was zu schreiben, aber von Herzen, danke! Ich habe meinen Blog gefunden! Von einer Frau, die nicht nur Ahnung hat, sondern der ich auch immer zustimmen möchte! Danke. Macht riesen Spaß, zu lesen!

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