Warum ich von Montessori in der heutigen Umsetzung nicht viel halte

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Auf meinen Artikel zum Lernturm und Montessori vor einigen Monaten gab es ja reges Kommentieren und entsetzte Aufschreie. Ich habe mir (fast) alle Kommentare durchgelesen, aber die Kanäle sind zu weitreichend. Häufig wurde ich jedoch wegen meiner Meinung zu Montessori kritisiert, aber auch befragt. Wie ich dazu komme und was genau ich an Montessori nun so nicht mag.

Ich muss dem vorausschicken, dass ich 2012 die MontessoriAusbildung Kinderhaus abgeschlossen habe und zum damaligen Zeitpunkt ein großer Fan dieser Pädagogik war. Gleichzeitig war Herr Klein in einem Montessori Kinderhaus, das von oben bis unten komplett ausgestattet war, wie man es sich nach der Ausbildung wünschen würde. Aber recht bald merkte ich, dass Montessori und Montessori zwei Paar Schuhe sind.

In der Ausbildung lernte ich als erstes die zwei Pfeiler der MontessoriPädagogik kennen:

  • der vorbereitete Erwachsene
  • die vorbereitete Umgebung

Beides klang wunderbar und überzeugend. Der Erwachsene sollte offen und unbefangen, wertefrei und respektvoll dem Kind begegnen, es dort abholen, wo es in seiner Entwicklung steht und diese gut einschätzen und einordnen können.


Das Leben anzuregen – und es sich dann frei entwickeln zu lassen – hierin liegt die erste Aufgabe des Erziehers. – Maria Montessori


Die vorbereitete Umgebung sollte sicher sein, dem Kind Raum zur Entwicklung und Entfaltung geben und alles bieten, was der freie Geist braucht und was ihn begeistert und im Moment fasziniert.

 


Die Aufgabe der Umgebung ist es nicht, das Kind zu formen, sondern ihm zu erlauben, sich zu offenbaren. – Maria Montessori


In der Realität erlebte ich in 3 (!) Kinderhäusern die Säulen ganz anders umgesetzt.

Die Selbständigkeit, ein wichtiger Aspekt Maria Montessoris, stand immer sehr weit oben im Fokus der Pädagoginnen. Mit dem Hinweis: Ein selbständiges Kind wäre selbstbewusster und könne sich freier entwickeln, konnten sie es nicht erwarten, dass die Kinder sich selbständig anziehen, umziehen, waschen, Essen herrichten und aufs WC gehen können. Das führte dazu, dass im ersten Kinderhaus, in dem wir waren, die Eltern ihre Kinder an einer roten Linie abgeben sollten. In der Garderobe sollten die Kinder sich selbst ausziehen und in die Gruppe gehen. Herr Klein war 2 Jahre alt und schüchtern. Für ihn war das unmöglich, so dass wir hier schon das erste Mal aneckten. Recht bald wurde uns Druck gemacht, er wäre jetzt bereit die Windel abzugeben und aufs WC zu gehen. Er war damals noch meilenweit davon entfernt, bestand in der Früh auf die Windel und wir eckten erneut an. Überhaupt wurde uns immer wieder mitgeteilt, wozu er nun bereit wäre, was aber eine sehr subjektive Einschätzung der Pädagoginnen war. Sie wollten, dass er soweit war.

Wir wechselten also die Einrichtung, denn wir fühlten genau das, was ich glaubte in der Montessoripädagogik finden zu können, nicht vorhanden: Das Sehen des Kindes im Jetzt, in seiner momentanen Entwicklung und in seinem individuellen Sein. Er war Teil einer Gruppe, und die musste funktionieren. „Denn wir haben oben 60 Kinder, wenn er da in der Garderobe nicht klar kommt, geht er da unter.“ Man kann sich vorstellen, wie so eine Aussage auf eine Mutter eines recht schüchternen 2,5jährigen Kindes wirkt… Also gut, falsche Einrichtung, nächster Versuch.

Im nächsten Kindergarten war der Druck der Selbständigkeit nicht ganz so hoch, zumindest erlebten wir das nicht mehr so, weil Herr Klein bis dahin über den Sommer ganz von allein sauber geworden war und auch das Um- und Anziehen selbständiger ging. Nun begann hingegen das Eingreifen in seine geistige Entwicklung.

Vorab ein Abschweif in die Theorie. So wie ich Montessori verstehe, sind im Kinderhaus sämtliche Materialen da um Kinder dort abzuholen, wo sie interessensmäßig stehen. Interessiert ein Kind sich für alltägliche Übungen, gibt es Krüge mit Wasser oder Reis und Linsen, Löffel und Zangen und Bohnen und wunderbar viele Übungen, die ihm all das erlauben auszuleben. Und wenn ein Kind eine Stunde lang Kaffee mahlen will, darf es das. Interessiert ein Kind sich für Zahlen, gibt es Perlen und Ketten und Stäbchen und echte Zahlen. Gleiches gilt für die Buchstaben. Als Herr Klein dann aber mit 4 Jahren ein erstes ÜBungsblatt mit heim brachte, auf dem er das gesamte Alphabet auf Vordrucken nachgemalt hatte, und zwar in zweifacher Ausführung, war ich erst überrascht, dann wütend. Er hatte bisher null Interesse an den Buchstaben und im Gespräch mit der Pädagogin stellte sich heraus „Dass er bereit sei und das auch gut könne.“ Ob er aber Interesse daran geäußert hätte, darum ging es nicht.

Aber darum ging es mir. Denn genau das ist es, was ich an dieser Pädagogik und an sämtlichen Reform- und Alternativansätzen schätze: Dass die Kinder nicht zu dem verdonnert werden, was jetzt alle Kinder zu unteressieren hat und was alle zu lernen haben, sondern dass sie sich damit beschäftigen dürfen, was sie begeistert, was sie fasziniert und interessiert.

In der Kleinkindergruppe ganz am Anfang gab es ausschließlich didaktische Spielmaterialien. Puzzle, Zuordnenbilder/figuren, Sortierspiele etc. Es gab keine einfachen freien lose herumliegenden Dinge wie Bausteine, Bälle, Autos. Doch – es gab ein Auto. Das war ein großer London-Bus, der eigentlich eine Spardose war. Die Kinder durften dort Knöpfe hineinstecken – für die Feinmotorik. Als die Kinder begannen diesen Bus als Bus zu verwenden und ihn auf- und abfuhren, wurde er weggeräumt und eine andere Spardose hingestellt. Und das war für mich die Erkenntnis, dass hier etwas nicht stimmte.

Herr Klein ließ ich bis zur Schule im Montessorikindergarten, weil er nun Freunde gefunden hatte und sich selbst nicht beschwerte. Ich ignorierte, wenn mir erzählt wurde, wie weiter schon zählen konnte und beobachtete ihn daheim selbst. Er war in Wirklichkeit nie so weit, wie sie behaupteten, er tat im Kindergarten nur das, was sie von ihm verlangten, weil er ein ruhiger Zeitgenosse ist.

Frau Klein ging ein halbes Jahr in einen Montessorikindergarten, weil eine geschätzte Montessoripädagogin uns diesem empfahl. Aber auch hier vermisste ich vor allem eines: Das Sehen der Individualität des Kindes. Und als sich ein Platz im städtischen Allgemeinkindergarten der Stadt Wien ergab, schlug ich nicht nur aus finanziellen Gründen zu. Es ist der erste Kindergarten, mit dem ich hinsichtlich meiner Erwartungen mehr als zufrieden, eigentlich sogar überrascht bin. Frau Klein durfte so lange eine Windel tragen, wie sie diese brauchte. Sie darf sich tagsüber beschäftigen womit sie will und wenn sie anfangs schüchtern nur auf dem Sofa sitzt, beobachtet und Bücher anschaut, ist das okay. Mir wird nie gesagt, wozu sie nun „bereit sei“, sondern wir entdecken das einfach nach und nach selbst. Sie wird bald 5, sie schreibt von sich aus erste Buchstaben ohne Vordrucke oder entsprechende Übungen mitzubringen. Und manchmal glaube ich, dass dieser Kindergarten montessorischer ist, als ein echtes (zertifiziertes!) Kinderhaus.

Das sind unsere Erfahrungen klar, aber sie decken sich in  Erzählungen allzu oft mit denen anderer Eltern und vor allem auch mit Freunden, die in Kinderhäusern arbeiten oder gearbeitet haben. Wenn ich da höre, dass Montessoripädagoginnen das Malatelier für die Zeit der Freiarbeit schließen, weil die Kinder in der Zeit ja sonst „nur malen“, dann fällt mir wirklich nichts mehr ein. Dann sehe ich den freien Geist des Kindes ignoriert und und unterdrückt. Und deshalb habe ich mich mehr und mehr von dieser Pädagogik in ihrer heutigen Umsetzung distanziert. Auch wenn ich überzeugt bin, dass Maria Montessori das selbst oft ganz anders gemeint hatte.

Im oben genannten Artikel wurde ich auch für meine Meinung zur Umsetzung von Montessorigedanken daheim stark kritisiert. Das hängt damit zusammen, dass es mich häufig etwas schüttelt, wenn ich perfekt eingerichtete Kinderzimmer sehe, die ausschauen wie ein Kinderhaus. Wenn sämtliche Materialien daheim nachgebaut oder angeschafft werden und so immer mehr didaktische, also zielorientierte Spielsachen in die Kinderzimmer einziehen. Gerade Kinder, die im Kindergarten einen Großteil ihres Tages verbringen, sollten daheim einfach nur frei spielen können. Mit offenen und freien Materialien, die ihrer Neugier, ihrem Forscherdrang, ihrer Phantasie keine Grenzen setzen. Materialien, mit denen sie nicht falsch oder richtig spielen können. Ich war in einigen Montessorigruppen auf Facebook, habe diese aber verlassen, weil mich das stetige Streben nach der richtigen und perfekten Umsetzung zu viel war.


Er [der Lehrer] muss passiv werden, damit das Kind aktiv werden kann. – Maria Montessori


Ich erlebe viele Eltern extrem aktiv. Und das ist das, was ich kritisiere. Da wird in Foren gefragt „Ab wann kann ich die Buchstaben anbieten?“ oder „Wie kann ich die Feinmotorik fördern?“ Und genau das schießt über das Ziel hinaus, genau das ist der Ansatz aus der falschen Richtung. Wir sollten warten, bis das Kind sich für etwas interessiert und nicht sein Interesse aktiv wecken. Und die Feinmotorik, ja die erlernt es auch beim Aufsammeln von Krümeln und Staubflusen.

Ich bin überzeugt, dass alle versuchen ihren Kindern genug Raum und Freiheit für deren Entwicklung lassen wollen, dass sie nur das Beste wollen und vor allem hier und da unterstützen und fördern möchten. Wir leben in einer Zeit, in der uns an allen Ecken und Enden erklärt wird, was ein Kind wann zu können hat. Und wenn nicht, werden sofort Therapievorschläge gebracht. Die Vergleiche mit anderen Eltern und Kindern bleiben leider nicht aus, wir begegnen einander und es ist normal, dass man sich austauscht. Auch ich nehme mich da nicht aus, mir selbst passiert das immer wieder. Ich finde es nur wichtig, dass wir hin und wieder einfach nur unser Kind an sich betrachten, ohne pädagogischen Hintergedanken, ohne Vergleiche und große Erwartungen. Dass wir einfach nur sehen, was für eine Person mit welchen Fähigkeiten jetzt im Moment unser Kind ist. Und dass wir im Vertrauen bleiben, dass es sich auf seine Art und in seinem Tempo gut entwickeln wird. Ich wünsche mir, dass wir aufhören eine Entwicklungslandschaft aus unserem zu Hause zu machen. Und wir genug Raum für Beziehung, Liebe und Lachen lassen.

Dieser Beitrag hat 37 Kommentare

  1. Julia

    jaja… alle Kinder sind montessorisch, nur bei den Erwachsenen hapert’s immer mal.
    Ich glaube inzwischen, dass ein bestimmter Typ von Menschen sich von diesen Ordnungsprinzipien und der Idee, das MM Kinder noch besser, noch schlauer macht, angezogen fühlen. Es gibt aber auch andere. Und letztlich bin ich weiterhin heilfroh, dass unsere Kinder an eine Monte-Schule sein konnten… LG Julia

  2. Julia

    Hallo Nadine, ich bin sporadische stille Leserin Deines Blogs, muss aber jetzt mal kommentieren ;-): ich hab komplett gegenteilige Erfahrungen gemacht..ich war sehr Montessori-„unbeleckt“, hatte mal so grob was davon gehört und aus irgendeinem Grund mir in den Kopf gesetzt, dass meine Kinder (nachdem mein Sohn eine sehr schlechte Kita-Erfahrung gemacht hat in einer Standard-Kita) in eine Montessori-Einrichtung gehen sollen.
    Meine Eindrücke waren bei allen Besichtigungen gut und in der wir schließlich gelandet sind, ist einfach total gut und macht uns alle sehr glücklich. Mit allem drum und dran, die Kinder abholen wo sie sind, es gibt auch Züge und Autos zum Spielen und es herrscht eine gute Ausgewogenheit.
    Ich hab dann auch angefangen, mich mit Montessori zu beschäftigen, verfolge die üblich-verdächtigen Blogs (eigentlich nur 2)…vieles finde ich ganz toll auch für zuhause, aber fand es recht utopisch umzusetzen, berufstätig und mit 2 Kleinkindern… ;-) also einiges schon, was Selber-machen und „Mithelfen“ angeht aber die Umgebung so vorbereiten mit hübschen Körbchen und Regalen, war bei uns nicht machbar, aufgrund von bereits vorhandenen Expedit-Regalen und großen undurchsichtigen Kisten, wo man das viele (auch Plastik ;-)-)Spielzeug reinwerfen konnte….
    Das macht aber nichts, meine Kinder sind aufgeweckt, quirlig, vielseitig interessiert und kreativ mit allen möglichen Dingen. Sie pflanzen hier zuhause nie rum, weil ich keine Pflanzen habe und basteln tun wir auch nur alle Jubeljahre. Egal, im Kinderhaus gibts einen Garten, den sie begeistert bewässern und mithelfen dort und basteln können sie da auch mal, wenn sie mögen.
    Stattdessen kennt mein Sohn alle Autokennzeichen und weiß in etwa wie man dahin kommt und wie lange es dauert ;-))
    Kurz und gut, ich verstehe Deine Kritik total, aber man kann sich ja überall Rosinen rauspicken, gell? Schade, dass Ihr so schlechte Erfahrungen gemacht habt!
    Liebe Grüße, Julia

    1. Luise thieser

      Hallo,

      Vielen Dank für deine Einschätzung. Schade, dass du solch schlechte Erfahrungen gemacht hast. Ich selbst bin Montessori – Pädagoging und derzeit noch in Elternzeit. Ich habe inzwischen auch eine etwas differenzierte Einstellung. ABER sie ist ist doch absolut PRO Montessori.
      ICh denke, dass man mit jeder Kindertageseinrichtung Glück oder Pech haben kann. Das liegt nicht nur an der Pädagogischen Ausrichtungen bzw. dem Konzept sonder vor allem daran wie dieses Konzept von jedem einzelnen interpretiert und gelebt wird. ( sofern es ein Konzept gibt )
      Meine Kinder gehen auch in eine Montessori – Einrichtung und auch da sehe ich auf jeden Fall persönliche Unterschiede in der Arbeit mit dem Kind. Ich denke dass ist ganz normal. Auch wenn es klein Vergleich zu deinem Fall ist. Vieleicht liegt es auch oft daran dass die Umstände des Alltags ( Personalsituation, Erzieher Kind Schlüssel etc.) dazu führen das Ziel oder den Mittelpunkt – das Kind – aus den Augen zu verlieren. Das ist wirklich schade.
      Deine Kritik an dem gesellschaftlichen Problem -Das Montessori irgendwie modern geworden ist – sehe ich auch so. Das geht in eine ganz komische Richtung und suggeriert Eltern ein ganz falsches Bild.

      Danke für den Artikel. Ich finde es immer wieder gut zu reflektieren wo man steht und wo man eigentlich hin will. Dabei hilft so ein Artikel.

    2. Susan

      Dem kann ich nur zustimmen. Auch wenn bei uns Zuhause viele hübsche Körbchen stehen ;-) jede Familie entscheidet ihr Umsetzung selbst, nach den räumlichen Gegebenheiten, den individuellen Vorlieben und natürlich auch nach dem Budget! Auch wie viel Montessori man in sein Zuhause holt ist doch total verschieden, entscheidend sollte die Sicht auf das Kind sein, die Achtung, der Respekt und die bedingungslose Liebe.
      Es ist so schade, dass es eben auch solche Einrichtungen gibt – aber das ist wohl überall so ob Reformpädagogik oder nicht, es hängt doch meist von den Menschen ab – sprich den Erziehern und der Leitung. Wir haben nach einer ziemlichen Kindergarten-Odyssee nun das große Glück ein wunderbares Kinderhaus gefunden zu haben.
      Alles Liebe

  3. andrea

    danke für diesen aufschlussreichen und differenzierten artikel. eine gute unterstützung um den eigenen blick zu schärfen für pädagogische konzepte und die eigene verortung dazu.

  4. Irina

    Hallo Nadine, wir haben ähnliche Erfahrungen mit Monte-Kiga und Monte-Schule gemacht. Da wurde mein Sohn auch nicht da abgeholt wo er stand, sondern er musste mit den anderen mithalten. In den Elterngesprächen wurde schnell gesagt, dass wir zum Kinderpsychologen müssen und ich fand eine ganz tolle Montessoripsychologin. Sie hat sich mit meinem Sohn ausgehend beschäftigt und meinte im Gespräch mit mir, dass er normal entwickelt wäre und keine festzustellenden Auffälligkeiten hätte. Es gib einfach viele Erzieher und Lehrer die Montessori von Grund auf nicht verstehen, auch wenn sie die Ausbildung gemacht haben. Schade, aber es ist so….

    Ich habe mein Diplom 2013 gemacht.

    Lg Irina

  5. Ulrike

    Danke für deine Zeilen!
    Das hört sich ja schrecklich an und hat mir den Ansichten von Maria Montessori ja überhaupt nichts mehr zu tun.
    Sondern ist eher Förderung und Erleichterung für das Personal.
    Ganz schade, dass du solche Erfahrung machen musstest!
    LG Ulrike

  6. thebigsista

    Da kann ich nur zustimmen. Der Ansatz ist schön, die Durchführung meist schrecklich. ich habe eine Montessori Kita Besuch der eher einem Militärdrill ähnelte… Ich selbst fühlte mich nach 10Min schrecklich unwohl und wollte nur noch weg!

  7. Steffi

    DANKE! Ein Plädoyer für Kinder. Teile ich genauso und nicht nur auf eine spezielle Pädagogik gemünzt.

    Und wenn man noch einen Schritt weiter schaut in der Entwicklung hin zum komplett überwachten, angeleiteten Spielen (Lernen, Hobby, Freundschaften, whatever…), dann sind wir bei den dogmatischen (ja fast schon religiösen) Grabenkämpfen der Erwachsenen untereinander, wer es jetzt wohl besser macht und Recht hat. Ganz traurig.

  8. Chris

    Ich finde es schade, dass deine Überschrift so pauschalisiert! „Warum ich von Montessori in der HEUTIGEN Umsetzung nicht viel halte“ – du scherst damit sämtliche Einrichtungen über einen Kamm, obwohl du nur so wenige kennengelernt hast. Wir wohnen in Nordrhein Westfalen und unsere Kinder besuchen sowohl ein Montessori Kinderhaus (=Kindergarten) als auch eine Montessori Grundschule. Keine der von dir erlebten Erfahrungen habe ich hier gemacht. Das Trocken werden unserer Kinder wurde in keinster Weise erzwungen, sondern sanft und verständnisvoll unterstützt, sobald vom Kind eigene Impulse kamen.
    Auch zum Buchstaben lernen wurde kein Kind genötigt. Und bei uns wird auch das Malatelier nicht während der Freiarbeit geschlossen – das ist ja nahezu absurd!
    Schade, dass ihr so schlechte Erfahrungen machen musstet. Es liegt aber garantiert nicht an der HEUTIGEN Zeit, sondern anscheinend an der Interpretation der einzelnen Einrichtung. Schade auch, dass du durch deine Wortwahl sämtliche Einrichtungen in einem schlechten Licht dastehen lässt!

    1. Susanne

      Dem kann ich mich nur anschließen! Was in den geschilderten Einrichtungen lief, das klingt auch für mich keineswegs gut und schon gar nicht nach Montessori. Es gibt sie aber auch in der „heutigen Zeit“ noch, die wirklich guten Montessori-Einrichtungen, und ich bin sehr froh, dass unser Sohn eine davon besuchen kann (die letzten beiden Jahre in der Krippe, jetzt im Kinderhaus).

  9. Anneke

    Ich finde es immer wieder spannend, andere Sichtweise zu lesen. Montessori find ich, in der Theorie ganz spannend und toll. Praktisch umsetzbar ist nie alles, auch weil dort Menschen arbeiten mit ganz eigenen Sichtweisen.
    Nach Deinem Artikel würde ich sagen, dass die Kita, in der ich arbeite, dann auch wesentliche montessorische Züge hat. Denn, uns ist es am alleraller-wichtigsten, die Kinder zu nichts zu drängen. Windel mit 3? Kein Problem. Nicht basteln wollen? Na gerne.

  10. Kadda

    Vielen lieben Dank für diesen Artikel! Er spricht mir aus dem Herzen und beruhigt mich, dass eben nicht das perfekte Montessori-Kinderzimmer brauche. Sondern eben einfach weiterhin schaue, was mein Kind interessiert.

  11. Verena

    Liebe Nadine!
    Jetzt muss ich erstmal deinen gesamten Blog lesen, bin nämlich neu hier ;) aber du sagst so wunderbare Sachen! Ich habe null eigene Montessori Erfahrung, aber finde es sehr schade, wenn die tolle Pädagogik so umgesetzt wird…das liegt sicher auch daran, dass einige Eltern das “fordern“, damit ihre Kinder noch besser, noch schneller…gäähn. Ich bin froh zu sehen, dass auch andere Mütter das ziemlich abstoßend finden. Mein Großer wird bald 2 und geht dann auch in den Kindergarten, und da schienen mir alle schön entspannt. Mal abwarten.

  12. don

    das ist doch aber nicht nur bei montessori so. alle reformpädagogischen ansätze, egal ob in KiTa oder schule, stehen oder fallen mit den personen, die das konzept umsetzen wollen/können/müssen.
    wirklich verinnerlicht haben ES die wenigsten. und wirklich umsetzen, können es noch weniger!

  13. Doreen

    Genauso erging es uns in unsrem Montessori Kinderhaus, der Druck mit dem Trockenwerden und verschiedene andere Methoden (aufstehen von der Toilette erst nach dem Weckerklingeln, nur Flüsterton) haben mich letztendlich nach einem halben Jahr kündigen lassen. Eltern und Kinder hatten dort sehr großen Respekt (um nicht zu sagen Angst) vor den Erziehern. Ich war damals auch sehr geschockt als ich erfahren habe was dort für Methoden herrschten. Das hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht in einer Montessorieinrichtung erwartet. Ich verstehe Montessori da auch ganz anders.

  14. Henry

    Hallo

    Danke für diesen Eintrag! Ich bin absoluter Montessori Fan und arbeite selbst in einer Krippe (nicht Montessori). Ich habe gute Erfahrung in einem Montessori Kindergarten gemacht. Aber du hast absolut recht. Auch ich habe Sachen aus etlichen Montessori Einrichtungen gehört… würde Maria Montessori das miterleben, sie würde kotzen! Selbstständigkeit ist in unserer Bildungskultur hoch gefordert aber das zu FORDERN ist eben auch das Gegenteil von dem was Montessori gesagt hat.

  15. Franzi B.

    Nicht jede Montessori Einrichtung ist gleich. Alles steht und fällt mit den Menschen die darin arbeiten. 1. Punkt: Ich würde da im Allgemeinen nicht die Montessori-Pädagogik dafür verantwortlich machen, eher die Frage nach den Menschen die darin arbeiten und vor allem wie sie mit dem Montesssori Konzept arbeiten. 2. Punkt es sollte so oder so egal welches Konzept individuell nach Den Bedürfnislagen von Kindern geschaut werden. Ich persönlich bin auch eher ein Fan von Montessori in der Schule.

  16. Andrea

    Hallo!

    Ich fühle mich durch deinen Artikel sehr in meiner Wahrnehmung bestätigt. Meine Tochter (4) besucht seit einem Jahr ein solches „hardcore“ Kinderhaus. Ich überlege nun ernsthaft sie abzumelden(nur 2 mal im Jahr möglich) da sie nicht gerne hingeht und ich nicht einsehe, wieso ein 4 jähriges Kind einen solchen drill ausgesetzt sein muss. Es gibt keine Puppen (meiner Tochter liebt es mit ihren Puppen zu spielen) keine Kuschelecke und den Kindern ist es nur während des 1 stündigen Gartenaufenthaltes erlaubt Rollenspiele zu spielen. Kinder die sich unter den Materialien nichts passendes finden, werden zu einer (laut den Pädagoginnen passenden) „Arbeit“ aufgefordert. Ein Zuschauen bei anderen Kindern ist nicht erlaubt.
    Für mich stellt sich die Frage, wo hier die viel zitierte „freie Wahl“ bleibt?
    Ausserdem ist die Beschäftigung nur in Kleinstgruppen (max.3 Kinder) erlaubt.
    Ich hätte schon beim Infoabend auf mein Gefühl hören sollen, als ich erfuhr wie die „Eingewöhnung“ ablaufen soll: Vom ersten Tag an musste das Kind alleine hinein. Meine Tochter war souverän und bis zu der Zeit, als sie anfingen die Gruppe von Kindern, die gerne zusammenhockte (weil sie sich von der Kleinkindgruppe kannten) zu separieren und ins Montessorimaterial einzuführen, auch gerne dort. Von da an wollte sie immer weniger hin und vergoss viele Tränen. Die Pädagogen meinen, sie lerne erst jetzt ihre Gefühle kennen und müsse da hindurch.(Sie sprach auch von „Normalisierung“!?) Eine Rausnahme würde sie „klein halten“. Meiner Meinung nach, stülpen die Pädagoginnen ( 2 für 25 Kinder) in diesem Fall, wie sooft, meinem Kind eine Lehrmeinung um. Wo bleibt das Individuum? Aber natürlich fühle ich mich auch verunsichert durch solch einen Kommentar. Denn das ist das letzte was ich will….

    1. buntraum

      Puh, das klingt wirklich hardcore und finster. Da solltest du wirklich über eine Abmeldung gründlich nachdenken, vor allem, wenn Deine Tochter sich nicht wohl fühlt. Ich hoffe Ihr habt eine bessere Alternative! Alles Liebe, Nadine

  17. Andrea

    Lieben Dank für den Artikel! Es ist wirklich schade, dass Montessori als Label nicht geschützt ist.
    Gerade soll mein Sohn (4.5 Jahre mit Kita-Erfahrung) in einen Montessori Kindergarten eingewöhnt werden. Vieles was ich sehe, insbesondere das Material und die Kinderküche, finde ich ganz toll. Was die Haltung der Erzieher ggü. den Kindern und die vielen Regeln und Strukturen betrifft bin ich skeptisch ob das Montessori ist…
    – Es gibt dort Time-outs bei dem sich das Kind nach Fehlverhalten nach mehrmaliger Ermahnung in eine ruhige Ecke mit 1-Minuten Sanduhr setzen muss und darf nach Ablauf wieder zurück in die Gruppe (Fehlverhalten zB 3 jähriger schafft es nicht beim Mittagessen nachdem er fertig ist noch weitere 20 Minuten ruhig auf dem Stuhl sitzen zu bleiben)
    – wenn ein von zu Hause mitgebrachter Gegenstand nicht freiwillig abgegeben wird, wird er aus der Hand gerissen – zwar nicht mit wütender Grundhaltung aber ohne vor- oder nacheilender Empathie
    – Mir wird gesagt dass mein Sohn nach dem Spassprinzip funktioniere und nach kurzer Zeit die Lust an den Dingen verliere (ich habe nicht beobachtet dass er irgendeine Aufgabe abgebrochen hätte. Jedoch ist es schon so, dass er – jetzt noch in der Eingewöhnung am fünften Vormittag) – bisher noch keiner Tätigkeit vertieft im Flow nachgegangen wäre.
    – sie meinten, er müsse Fleißarbeiten machen, da er den Stift noch nicht richtig halten könne. Es ginge jetzt ans Schreiben lernen und er würde an Selbstwert einbüssen wenn er sieht das jüngere als er schreiben können.
    – sie sagen er müsse lernen sich unterzuordnen. Diese Aussage kam nachdem er in einem Spiel zur Pädagogin freundlich gesagt hat, dass sie das nächste Kärtchen einordnen soll, nachdem er offensichtlich ihrer Aufforderung nicht nachkommen wollte.
    – Sie erwartet vom Kind, dass es sich freuen soll dass es etwas lernen darf wenn man im Dialog mit ihm einer Aufgabe nachgeht. Es soll dann auch mit machen wollen ansonsten würde sie ihm sagen dass sie dann auch keine Lust habe und packt das Spiel weg und wendet sich einem anderen Kind zu. (nach dem Motto: wenn du nicht mitmachst hast du Pech gehabt).

    Ich wäre sehr für eine Rückmeldung dankbar inwiefern das der Montessori Idee entspricht oder nicht. Ich bin sehr irritiert und unsicher. Die Leiterin macht mir viel Druck. Sie verbreitet Weltuntergangsstimmung für meinen Sohn was den Schuleinteitt betrifft und dass sie nicht mehr genügend Zeit hätten ihn auf die Schule vorzubereiten. Hat sie recht? Sind diese Strukturen und Fähigkeiten wichtig für ihn? Für seinen Selbstwert?

    Lieben Dank fürs Lesen!

  18. Nadja

    Puh also das klingt schrecklich und gar nicht nach Montessori wie sie es ursprünglich gemeint hatte. Das Liebevolle und sanfte Begleiten ist das Wichtigste. Mich interessiert die Montessori Pädogogik sehr, nur leider habe ich noch keine Einrichtung erlebt die mich überzeugt hat…die Leitung und die innere Haltung den Kindern gegenüber macht es aus, ob sich die Kinder geborgen fühlen und entwickeln können..ansonsten sind die Kinder total verunsichert und blockiert..wenn das im Montessori kinderhaus beim eigenen Kinder spürbar ist..würde ich sagen..sofort abmelden.

  19. FabianLind

    Sehr geehrte Autorin,

    es tut mir für Sie tatsächlich leid, dass Sie die Montessori-Pädagogik ,so wie Sie es in ihrem Artikel beschreiben haben, kennengelernt haben!

    In meinem nunmehr über 18-jährigem Berufsleben habe ich sie von einer ganz anderen Seite kennen lernen dürfen. Sowohl in „meinen“ zwei Montessori-Kinderhäusern als auch in „meiner“ Montessori-Schule Konnten sich die Kinder zu selbstständigen und selbstbewussten Persönlichkeit entwickeln, die für ihr weiteres Leben prima vorbereitet waren. Und vor allem glücklich und zufrieden waren. Aus meiner Erfahrung heraus ist die Montessori-Pädagogik auch heute noch das Beste, was einem Kind in seiner Entwicklung helfen kann unterscheidet sich zu tiefst von dem was sie berichten. Es mag solche Beispiele wie sie sie geschildert haben geben. Ich habe sie in meiner über 18-jährigen Berufserfahrung in den vielen Montessori-Einrichtungen in Deutschland, die ich kennen lernen durfte, nie erlebt. Sollte es sie geben, sind es falsch verstandene und umgesetzt Montessori-Ideen und haben mit den Prinzipien der Montessori-Pädagogik nicht das Geringste zu tun.

    Mit freundlichen Grüßen

    1. Nina

      Das ist ja Wien, und die ÖMG mit Haspel und Salvenmoser hat in Österreich eine spezielle andere Interpretation von Montessori.

      Daher wundert es mich überhaupt nicht, dass in drei Wiener Einrichtungen dieselben Erfahrungen gemacht wurden: alle mit Diplomen und Zertifizierung aus Wien Hütteldorf.

  20. Silvana

    Vielen Dank für die Eindrücke in die Montessori Pädagogik aus einer anderen Perspektive. Ich lebe in Frankreich und seit Monaten waren wir uns sicher unsere Tochter in eine Montessori Einrichtung zu geben sobald sie 2 ist, auch weil diese zweisprachig ist. Heute war unser zweiter Eingewöhnungstag und ich bin ehrlich gesagt schockiert wie unsere „Nicht-Eingewöhnung“ stattfindet und wollte hier mal um Rat bitten. Das Konzept Montessori finde ich eigentlich schön aber mittlerweile frage ich mich ob es das richtige für uns ist oder ob es doch eher an den Betreuern liegt, dass ich so ein schlechtes Gefühl habe. Gestern war unser erster Tag. Wir kamen an, wurden mit einem kurzen Hallo begrüßt und sind dann in den „Klassenraum“. Ich habe mich in eine Ecke gesetzt und meine Kleine klebte quasi an mir. Habe dann versucht sie ab und an los zu schicken, um den Raum und Aktivitäten zu erkunden aber nicht wirklich mit Erfolg. Nach einer halben Stunde kam dann eine Betreuerin und sagte mir, dass es am Morgen immer eine Stunde gibt, in der sich die Kinder selbst beschäftigen. Okay super… Aber muss ein neues Kind, das gerade 2 geworden ist und das überhaupt nicht weiß was da gerade passiert nicht mal von einem Betreuer irgendwie abgeholt werden, damit es weiß was es gibt und vor allem auch, dass es die Betreuer kennenlernt und Vertrauen aufbaut? Es erfolgte keine einzige Interaktion mit meiner Kleinen und sie war völlig verwirrt. Andere Kinder kamen zu mir, wenn sie Hilfe brauchten. Aber gut erster Tag. Heute wurde ich dann nach 30 Minuten (in der Zeit gab es wieder 0 Kontakt zu den Betreuern, weder mit mir noch mit meiner Kleinen) weggeschickt für eine Stunde. Ich hatte ein mulmiges Gefühl und habe gesagt, dass sie mich anrufen sollen, falls sie weint und sich wirklich gar nicht beruhigen lässt (das ist die erste Kita für uns und das erste Mal Trennung). Ich hörte beim Gehen schon ein Weinen aber dachte das wird schon. Ich wartete im Auto nur für den Fall der Fälle. Nach 40 Minuten kamen alle Kinder zum Spielen nach draußen, ausser meine Kleine. Die erschien dann 5 Minuten später auf dem Arm einer Betreuerin und ich dachte mir. Oh naja wenig nimmt sie einer hoch und tröstet sie. Als ich dann aber nach meiner einen Stunde zurückkam und mir mein Kind in die Arme lief wusste ich schon, dass das nicht gut gelaufen ist. Feedback war…Sie hat geweint, eigentlich die ganze Zeit bis sie raus zum spielen sind. Sie mussten auch die Tür abschließen, weil sie immer schauen wollte ob ich zurück komme. Ich war perplex und konnte in dem Moment gar nichts sagen. Jetzt bin ich fast wütend nach einen anstrengendem Nachmittag, wo meine Kleine jedes Mal anfing zu weinen, wenn ich den Raum verlasse, sich am Mittag nicht hinlegen liess, weil sie scheinbar Angst hatte, ich würde nicht wiederkommen, das gleiche auch am Abend. Warum wurde ich nicht nach 20 Minuten angerufen, wie besprochen???

    Meine eigentliche Frage hier ist (sorry für den ganzen Text) – ist diese Form der Eingewöhnung (wenn man das überhaupt Eingewöhnung nennen darf) normal? Ist es normal, dass zwischen den Betreuern und Kindern so gut wie keine Kommunikation stattfindet, selbständiges Spielen hin oder her? Wie baut man denn so Vertrauen auf? Morgen ist frei und am Donnerstag soll der Auf noch mal so sein wie heute, was ich auf keinen Fall zulassen werde, denn ich möchte zunächst, dass meine Kleine die Betreuerinnen erst einmal kennenlernt und nicht nur Fremde vor sich sieht.

    Ich würde mich sehr über deine Meinung zu dieser Vorgehensweise freuen, denn ich bin momentan wirklich verunsichert ob es das Montessori Konzept ist, welches für uns vielleicht nicht das Richtige für uns ist oder ob in unserm Fall einfach die Betreuer in den letzten 2 Tagen versagt haben und vielleicht diese Einrichtung nicht für uns ist das Konzept Montessori aber generell schon.

    Ganz ganz vielen Dank vorab und herzliche Grüße.

    1. buntraum

      Liebe Silvana, wow, ich muss ehrlich sagen, dass ich mal wieder sehr schockiert bin wie in manchen Einrichtungen eine Eingewöhnung gelebt wird. Das ist alles andere als normal und ich würde zunächst mal ein Gespräch suchen, bevor ich weitermache. Das hat so überhaupt keinen Sinn, das ist nur furchtbar für Euch beide. Du hast vollkommen recht- in erster Linie sollte das Vertrauen zu den Betreuerinnen stehen. Die Selbstbeschäftigung kommt viel später, dazu muss sich ein Kind ja erst einmal wohl fühlen und sicher. Das ist dort einfach nicht gegeben. Ich würde mit ihnen abklären, wie Ihr da gemeinsam arbeiten könnt und nicht so einseitig. Wenn sie da nicht bereit sind, ist das eigentlich der falsche Ort für Euch, denn die Eingewöhnung ist ja erst der Anfang. Gern kannst Du mir auch eine Email schreiben nach dem Gespräch wie es gelaufen ist, ich geb Dir gern noch mehr Feedback oder Unterstützung. Bestehe in jedem Fall darauf, dass Euch und Deiner Tochter die Zeit gelassen wird, die sie braucht. Und wenn Du mit im Raum bist, dann lass sie bei Dir sein, schick sie nicht weg. Sie soll sich von selbst lösen können. Wenn das nicht gelingt durch warme Annäherung einer Betreuerin, dann stimmt was am Gesamtkonzept nicht. Du hast das bereits alles im Gefühl, vertrau darauf. Liebe Grüße, Nadine

      1. Silvana

        Liebe Nadine, vielen vielen Dank für deine schnelle Nachricht. Ich bin so froh zu hören, dass diese Art der Eingewöhnung nicht zu Montessori (und wahrscheinlich in gar keine Einrichtung) gehört. Ich bin froh, dass wir heute den Tag frei hatten, so konnte ich noch einmal über alles nachdenken und auch meine Kleine wieder etwas Ruhe finden obwohl sie immer noch ganz schön durch ist. Bin mal gespannt, wie sie morgen reagiert. Ich werde sofort das Gespräch suchen und dann schauen wir weiter. Wenn ich auf gar kein Gehör stosse, dann wird es unser letzter Tag sein. Kita soll Spaß machen und keine Strafe sein. Gerne nehme ich dein Angebot an und melde mich per Email, wie es gelaufen ist. Liebe Grüße Silvana

  21. Ida

    Mein Sohn hatte im ersten Schuljahr eine Lehrerin mit Montessori-Diplom (und eigenen kleinen Kindern). Er war vom gebundenen Ganztag und einigem anderen, was einfach nicht gut lief, sichtlich überfordert, wollte nicht mehr in die Schule gehen und zeigte in der Schule und zuhause plötzlich wieder Kleinkindverhalten, z.B. Krabbeln. Zudem wollte er plötzlich aus der Flasche trinken (er war ein Stillbaby). Als ich das der Lehrerin erzählte, als Beispiel für seine offensichtliche Überforderung und seinen Wunsch nach Schutz und Geborgenheit, antwortete sie: „Und das erlauben Sie ihm? Das würde ich meinem Dreijährigen nicht durchgehen lassen!“. Sie war der Meinung, mein Sechsjähriger müsse endlich lernen, ein bisschen was auszuhalten – und zeige außerdem eine mangelnde Anstrengungsbereitschaft.
    Er hat damals trotzdem einige gemütliche Fläschen auf meinem Schoß getrunken (die Phase war aber ziemlich schnell wieder vorbei), einen von mir so liebevoll wie möglich begleiteten Anpassungsprozess durchlaufen und irgendwann (endlich) die Schule gewechselt. Ich habe vor allem gelernt, dass Montessori wie jedes andere Konzept nur so gut oder schlecht ist wie seine Umsetzung. Und dass Bedürfnisorientierung offenbar nicht (unbedingt) zur Ausbildung gehört.
    Die zweite Lehrerin war übrigens der Meinung, dass es an der Schule deshalb nicht so liefe, wie gedacht, weil die Kinder nicht alle eine Montessori-Kita (Kinderhaus) durchlaufen hätten. Solche Kinder könnten eigentlich alle schon schreiben, lesen und rechnen, wenn sie eingeschult würden.
    In der Montessori-orientierten Kita meines Sohnes mussten übrigens alle Kinder immer vor den Mahlzeiten in Reihe auf die Toilette gehen (mit Schlange vor der Tür). Da sowohl Zeitpunkt als auch Situation nicht für eine entspannte Entleerung geeignet waren, hat mein (sicher überdurchschnittlich sensibler) Sohn damals eine schwere Verstopfungsproblematik entwickelt. Ich schiebe das aber weniger auf die Montessori-Orientierung als auf allgemeine pädagogische Mängel. Inzwischen wurde das Vorgehen geändert.

  22. Nina

    Das ist ja Wien, und die ÖMG mit Haspel und Salvenmoser hat in Österreich eine spezielle andere Interpretation von Montessori.

    Daher wundert es mich überhaupt nicht, dass in drei Wiener Einrichtungen dieselben Erfahrungen gemacht wurden: alle mit Diplomen und Zertifizierung aus Wien Hütteldorf.

  23. Stefan S.

    Hallo, ich schreibe gerade an einem wissenschaftlichen pädagogischen Aufsatz über die Montessoripädagogik und bin sehr dankbar für diese hier geschilderte persönliche Erfahrung, die meine Argumentation, dass die Umsetzung in der Handhabe und Ausbildung der Fachkräfte steht und fällt, wunderbar unterstützt. Ich habe Sie für diese Arbeit frei zitiert, natürlich mit einem Hinweis auf Ihre Seite im Literaturverzeichnis.

    Besten Dank für die anschauliche Darstellung Ihrer Erfahrung.

    Mir liegt es indes fern, diese zu kritisieren, auch wenn ich ein großer Beführworter der Montessori-Pädagogik bin. Es ist durchaus schade, dass Sie derart negative Erfahrungen gemacht haben – daher finde ich es sogar beachtlich, dass Sie das Konzept nicht gänzlich ablehnen, sondern zurecht nur die Umsetzung kritisieren. Ich möchte dabei nur den persönlichen Kommentar dazu abgeben, dass man – wenn man das auf Einzelfallebene betrachtet Ihr Meinungsbild durchaus vertreten kann; schaut man sich die Umsetzung jedoch in der Breite an, könnte sich ein ganz anderes Bild ergeben.

    Mit den besten Wünschen für Sie selbst und ihre Kinder,
    Stefan S.

  24. Emma

    Seit einiger Zeit bin ich irritiert von Montessori Material. Ich bin große Befürworterin dieser Pädagogik, und doch fehlte mir die Verspieltheit, das Kindliche, die Bälle und Stofftiere, Autos und Dinge die eben einfach nur zum spielen da sind.
    Ich sah plötzlich nur noch steril wirkende Kinderzimmer, Hauptsache so leer wie möglich, Hauptsache ein Montessori Regal mit irgendwas zum sortieren, stecken, rechnen oder konzentrieren. Ich sah nur noch perfekte Badezimmerecken und Kleiderstangen auf Kinderhöhe. Und ehrlich gesagt kam mir plötzlich alles so ergeizig, so überambitioniert und aufgedrängt vor.

  25. Eva

    Ich habe eben deinen Artikel gefunden – und es resoniert ganz stark! Ich bin begeistert von Maria Montessori, bin gleichzeitig am Tag der offenen Tür hier in München vom Kindergarten überhaupt nicht überzeugt worden: freies Spiel nur zu dritt, nur begrenzte Zeit, kaum Dpielsachen wie Bälle, Autos, keine Bagger etc. Es wirkte schon beim Besichtigten wie eine antike Puppenstube mit Drill-Material um den Kindern schon mit 5 das Schreiben, Rechnen und am besten noch Englisch beizubringen. Wo bleibt da die Freie Entfaltung? Darf mein Kind etwa nicht den ganzen Tag malen oder Papierflieger basteln oder stundenlang versunken im Sand buddeln?! Die Förderung der Interessen wie Lesen und Rechnen sehe ich als Ergänzung zum freien Spiel – nicht anders herum.
    Ich bin immer noch ganz entsetzt!!! Kann mir jemand eine ‚gute‘ schulische Einrichtung in München empfehlen? Denn Regelschule sehe ich aktuell leider auch noch nicht zu 100%

  26. Marion Bretsch

    Liebe Nadine, danke für die Worte.

    Aber jetzt bin ich voll irritiert.
    Meine Tochter will Muttis Zeug überhaupt nicht.
    Gut, dann mach dein freies Phantasiespielen weiter. ABER, wenn sie in die Schule kommt…. Mein Großer ist Autist.
    Ich habe einfach Angst, wenn sie da nicht funktioniert, dass der erlebte Mist wieder von vorne anfängt.

  27. Nic

    Was ist falsch daran, darauf hinzuweisen, dass man mit 2,5 Jahren oder gar mit 3 Jahren langsam mal die Windel sein lassen sollte. Ich bin in der DDR aufgewachsen und hier gab es kein Kind, welches nicht mit spätestens 18 Monaten trocken war. Es geht also und die ewige Argumentation „Jeder hat sein eigenes Tempo“ ist doch Quatsch. Minimale Abweichungen, ja gut. Aber es fängt ja auch nicht das eine Kind mit 4 Monaten zu essen an und das andere erst mit 1 1/2.
    Warum darf man von einem Kind, welches bereits deutlich dazu in der Lage ist, seine Bedürfnisse verbal zu kommunizieren (z.B. wenn es um Spielzeug geht oder es etwas zu essen haben möchte), nicht erwarten, auch mitzuteilen, wenn es auf Toilette muss. Oder, warum hält man es nicht für schlau genug, dass es den Zusammenhang zwischen „mal müssen“ und „jetzt ist die Hose nass“ relativ schnell begreift?

    Wegwerfwindeln sind eine einzige nachhaltige Katastrophe und der Hauptgrund, warum man Säuglinge und Kleinkinder als Umweltsünder sieht. Dabei können die Kleinen ja nicht mal was dafür. Immer länger schnürt man ihnen diese super ultrasaugfähigen Plastikdinger um, sodass sie stets einen trockenen Popo haben und die unangenehme Konsequenz von „in die Hose machen“ nicht spüren müssen … und behauptet dann, sie wäre halt noch nicht so weit, das zu verstehen. Verrückt! Ich glaube ja viel mehr, die Eltern von heute sind einfach nur bequem geworden.

  28. Carina

    Habe deinen Artikel aufmerksam gelesen und kann deinen Standpunkt so richtig verstehen. Sobald ein DU MUSST das können im Raum steht ist das Kind nicht mehr frei in seinem Denken und in der Entwicklung.
    Denke wie du das es nicht im Sinne von Maria Montessori war, die Kinder nur in eine Richtung zu erziehen.
    Ein Mix aus allem ist gut. Toben, spielen und spielerisches Lernen.
    Weiß war nicht ob bei ihr jemals das Pipi machen ins Klo so Thema war.

  29. Riondato Diego

    Ich denke, dass dich am Meisten die Erwachsenen (Lehrpersonen) und deren Umsetzung gestört haben. Nicht die Lehre Montessoris…

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