Warum es allein manchmal besser läuft.

You are currently viewing Warum es allein manchmal besser läuft.

Der Liepste war am Sonntag mit allen drei Kindern im Zoo. Wer schonmal am Sonntag bei schönem Wetter im Wiener Tiergarten war, der weiß, was das für eine Leistung ist mit drei Kindern. Er kam zurück und fühlte sich wie Superdad. Alles entspannt, kein Ausflippen, die Kinder immer gut bei Laune gehabt. Und wieder einmal bestätigte er: Manchmal geht das allein wirklich besser.

Warum?

In einer Familienbegleitung hat mir eine Mutter mal geschrieben: „Ich habe das Gefühl, dass es an den Tagen, wo mein Mann zu Hause ist, noch anstrengender ist und die Kinder noch mehr aus dem Ruder sind.“

Sind die Mütter die besseren Helden? Sicher nicht. Schließlich rockte Superdad den Zoobesuch. Und auch sonst glaube ich nicht, dass einer irgendwas besser kann, als der andere. Was diese Erzähungen und Feststellungen wirklich zeigen ist eines: Totale Aufmerksamkeit ist alles.

Wenn wir allein sind mit den Kindern und das von vornherein klar ist, dann sind wir darauf eingestellt. Unser Mindset ist: Ich muss das schupfen, ich muss mich organisieren und strukturieren. Und das tun wir dann auch. Wenn wir zu zweit sind, ist ständig die vage Erwartung da: Der/die andere kann ja jetzt aufspringen, kann jetzt mit dem Kind spielen, mit dem anderen aufs Klo gehen, das Essen vorbereiten. Es ist nicht alles klar strukturiert, wir glauben an die Unterstützung der anderen zwei Hände, aber es ist nicht fix aufgeteilt: Du kümmerst dich ums Kind, ich koche. Du kümmerst dich um das Kind, ich um das. Klar gibt es das auch, aber meistens schwimmen wir in einem Boot aus gegenseitiger Erwartung der selben Unterstützung und Gleichstellung. Das macht vieles schwammig und unklar, wir sind mehr abgelenkt, denn der/die andere ist ja auch da und kann sich kümmern, wenn was ist. Uns ging das früher schon so mit Herrn Klein allein. Da waren die Samstage ein Alptraum, da dachten wir beide wir hätten mehr Zeit für uns und so waren die Kapazitäten für Herrn Klein statt verdoppelt eher halbiert.

Was mir das auch zeigt, ist eben immer und immer wieder: Wenn wir aufmerksam sind, vollkommen im „Kindermodus“ und Arbeit und Co ausschalten, dann gelingt es uns auch gut, dass wir eine gute Zeit miteinander haben. Dann spüren die Kinder unser volles Dasein und sind selbst auch entspannter. Und diese Aufmerksamkeit haben wir mehr, wenn wir wissen: Wir sind jetzt allein, wir müssen voll da sein, wir haben keine Kapazitäten für mehr. Wenn der Liepste früher mit den Kindern im Zoo war, kam mal ein Foto oder irgendetwas von unterwegs. Dieses Mal kam nichts. Keine Zeit, keine Ruhe dafür. Drei Kinder im Fokus. Und das hat ihm den Tag gerettet und allen 4 einen wunderschönen Ausflug beschert.

Nun gelingt es uns nicht immer, wenn wir Tag für Tag allein sind mit den Kindern, immer die volle Aufmerksamkeit zu geben. Weil sich natürlich Arbeit, Haushalt, Hobbies und der Wunsch nach Pause und Ruhe dazwischendrängen. Aber die Erkenntnis sagt: Struktur und Planung ist alles. Wenn ich es schaffe die Tage so zu strukturieren, dass sowohl Zeit für die Kinder, als auch für mich drin ist, dann kann ich diese Aufmerksamkeit immer genau auf das richten, was im Moment Programm ist. Das ist auch genau das, was mir derzeit den Einstieg in den Alltag rettet. Planung. Organisation. Struktur. Und ja, auch Disziplin. Denn wenn ich in der Zeit, die ich für Arbeit habe, auf Facebook surfe oder male oder lese, dann bin ich hinterher unzufrieden. Also muss ich mich selbst immer wieder ins Hinterteil treten, das zu tun, was im Moment wichtig ist. Achtsamkeit quasi. So gut es eben geht.

Denn nun ist Frau Klein krank. Das haut mir meinen Plan für morgen, vielleicht sogar meinen Wochenplan zamm. Aber das anzunehmen und damit umzugehen, das ist wieder eine andere Geschichte. Hat wohl auch was mit Achtsamkeit zu tun.

Dieser Beitrag hat 11 Kommentare

  1. Andrin

    Genau darüber habe ich nach unserem letzten Wochenende nachgedacht. In der Woche war ich komplett allein mit Kind und trotzdem fühlte sich das Wochenende stressiger an. Gut zu wissen, dass es anderen ähnlich geht. :) Ich hoffe dennoch, dass wir das mit der Organisation irgendwann auch zu zweit noch richtig gut hinbekommen.
    Liebe Grüße!

    1. buntraum

      ja, es braucht halt nur gute Absprache. Aber wenn man man weiß, warum das so läuft wie es läuft, dann kann man es ja auch bewusst ändern. Liebe Grüße!!

  2. andrea

    die erfahrung kann ich auch bestätigen. und hab auch noch ne andere ursache ausgemacht, warum das bei mir immer so war bzw. ist. wenn ich allein bin, bin ich der ‚master of deasaster‘ und kann bestimmen, wo und wie es lang geht. ist man zu zweit unterwegs, ist kommunikation und absprache erforderlich. das kostet auch manchmal jede menge energie. schöne grüße, andrea

    1. buntraum

      oh ja, das kann anstrengend sein, diese vielen Absprachen wegen vermeintlicher kleiner Details. Aber am Ende ist das wirklich hilfreich und wertvoll. Liebe Grüße!

  3. Oh wie passend kommt mir gerade Dein Beitrag! Gerade heute Morgen hatte ich mich so richtig mit meinem Mann in der Wolle, weil wir soooo oft in unserem Familienalltag auf die gleiche Situation stossen: Er denkt dass ich…, ich hoffe dass er…und am Ende sind wir aufgrund der meist unerfüllten Erwartungshaltung an den anderen Part unzufrieden. Auch ich finde es manchmal „easier“, mich alleine mit den Kids zu organisieren. Zum Einen weil ich da von vornherein weiß, dass nur ich da bin; zum Anderen, weil ich nicht auch noch die „Bedürfnisse“ meines Mannes miteinbeziehen muss. Danke für Deinen Beitrag- daran sehe ich, dass es nicht nur mir/ uns so geht. Viele Grüße! Claudia

    1. buntraum

      jaja, dieses „sie denkt dass er denkt. – er denkt dass sie denkt.“ ist so fatal. Aber wenn man mal weiß wo man ansetzen muss, dann kann das werden. Liebe Grüße!

  4. Katinka aus LE

    Ist bei uns tatsächlich auch so und durch Deinen Text komme ich nun endlich auch darauf, warum. Vielen Dank dafür.

    1. buntraum

      ja gern doch :)

  5. Melissa

    So ging es mir/uns anfangs auch. Meist war mein Mann auf der Baustelle (wir bauten ein Haus) und ich war mit unserem Kind alleine. Alles funktionierte fast einwandfrei. Wir hatten einen Rhythmus, eine Routine. Aber wenn mein Mann dann doch mal daheim war, brach fast das Chaos aus.
    Aber nach vielen Gesprächen und dem gemeinsamen Wunsch nach Ruhe und Ordnung schafften wir es und haben nun fast alles geordnet und aufgeteilt. Sowohl die Ausflüge als auch der Alltag daheim sind nun viel entspannter.
    Liebe Grüße
    Melissa von kindleinkomm

    1. buntraum

      Ja ich denk es braucht da wirkliche klaren Rhythmus, Struktur und Absprache. Dann kann es gut gelingen. Liebe Grüße!

  6. Stefanie

    Ha. Ich hab das gestern gleich mal in meiner Babygruppe angesprochen, da es grad passte. Und alle haben gelächelt und genickt. Mal wieder ein großes Thema, über das kaum jemand spricht leider. Dabei würde das doch helfen. Also danke fürs Ansprechen.
    Hier gibt es auch so Chaos Wochenenden, wo am Ende nur alle unzufrieden sind. Unausgeprochene Erwartungen, fehlende Absprache (vielleicht auch weil ich manchmal selbst nicht recht weiß was ich will). Ich denk manchmal, mann, ich diskutier den ganzen Tag mit den Kindern, rate deren Erwartungen und Bedürfnisse, kann ich mir das nicht wenigstens mit dem Mann sparen, sieht er nicht was ich will? Natürlich nicht, ist mir klar. Aber es ist für mich verdammt anstrengend mich dauernd abzustimmen und herauszufinden was ich eigentlich brauche. Vielleicht übt sich das ja? Ansonsten hab ich noch einen Grund gefunden: Bedürnisaufschub. Unter der Woche denke ich, ok, dann kann ich eben jetzt nicht … (aufräumen, meinem Hobby nachgehen, nachdenken) … Am Wochenende ist ja Zeit, da ist ja der Mann da. Natürlich kann ich dann nie alle Pläne / Wünsche am Wochenende umsetzen. Und es knallt. Weil ich mich unter der Woche wieder zu arg zurückgenommen habe und sich mein Bedürfnis nach Ich-sein zu sehr aufgestaut hat. Ich übe. Mehr da sein, mehr die kleinen Pausen sehen und auch nutzen.

Schreibe einen Kommentar